Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Kaminanzünder gesehen zu haben. Offensichtlich war Lowenbruck kein allzu leidenschaftlicher Griller. Also gab es hier wahrscheinlich irgendwo Brennflüssigkeit und Streichhölzer.

    Hardie schlich nach oben und fand beides unter der Küchenspüle, zusammen mit einem ungeöffneten Behälter Reinigungsmittel in einer Verpackung direkt aus den Achtzigern. Die Brennflüssigkeit befand sich in einem kleinen Metallkanister, den man zusammendrücken musste. Die Streichhölzer waren aus Holz und lang genug, um damit ein Auge auszustechen.
    Jetzt brauchte er nur noch was Brennbares. Etwas, das leicht entflammbar war und viel Rauch erzeugte …
    Als Hardie mit der Flüssigkeit und den Streichhölzern das Wohnzimmer betrat, sah er sie.
    Sly.
    Arnie.
    Bruce.
    Mel.
    Und ja, sogar Gene.
    Die Pappaufsteller.
    »Tut mir leid, Jungs«, murmelte Hardie. »Ihr könnt später über mich herfallen und mir die Seele aus dem Leib prügeln.«
    Die Streichhölzer steckte er in die eine Tasche, die Brennflüssigkeit in die andere, dann trat er ein paar Stufen hinunter, bis er auf Augenhöhe der Aufsteller war. Mit der Brennflüssigkeit bespritzte er die Wand, indem er mehrmals auf den winzigen Metallkanister drückte. Als wollte er an ihr hochpissen. Die stechenden Dämpfe versetzten ihn augenblicklich in eine sommerliche Grillstimmung. Hardie hatte seit Jahren nicht mehr gegrillt und geglaubt, dass er nie wieder die Gelegenheit dazu hätte.
    Anschließend ging er die Treppe hinunter, öffnete die
Schachtel, schüttelte ein Streichholz heraus und strich es über die Reibefläche. Nichts. Er versuchte es erneut. Wieder nichts. Und noch mal  – das Streichholz brach.
    »Was machst du da?«, flüsterte eine Stimme hinter ihm. Lane.
    »Von hier abhauen, das tu ich.«
    »Und wie  – indem du das Haus anzündest?«
    »Genau.«
    »Du verarschst mich.«
    Hardie hob den Blick und sah, wie die Flüssigkeit an Stallone herunterlief. Wie passend. Wenn jemand den Anfang machte, dann der Bursche aus Philly. Der diese Wirschaffen-das-auch-wenn-es-schlecht-aussieht-Mentalität verkörperte. Die Klänge von Bill Contis Filmmusik hallten durch Hardies Kopf.
    »Du wirst uns umbringen«, sagte sie. »Ist das dein toller Plan? Ihnen die Arbeit abzunehmen?«
    »Nein. Wir werden ein paar Handtücher nass machen und den Spalt unter der Tür da abdichten. Dasselbe machen wir mit der anderen Tür, und dann warten wir im Schlafzimmer im Erdgeschoss.«
    »Wo wir an einer Rauchvergiftung sterben werden! Ich habe den einen oder anderen Actionfilm gedreht, Charlie. Ich weiß, wie das läuft.«
    »Nein, werden wir nicht. Die Flammen wandern nach oben. Das Haus hier steht auf dem Kopf. Erst fängt das Dach Feuer, und dann arbeitet es sich langsam nach unten. In der Zwischenzeit steigt reichlich schwarzer Rauch auf. Und sobald wir eine Sirene hören, sind wir in Sicherheit. Du hast doch gesagt, dass diese Leute im Verborgenen arbeiten,
oder? Sie arrangieren Unfälle, ohne dass es jemand mitkriegt? Sie legen sich auf die Lauer und bringen heimlich Menschen um? Schön, dann wollen wir doch mal sehen, wie sie uns vor einer Einheit Feuerwehrmänner töten. Was sollen sie tun  – sie ebenfalls beseitigen, zusammen mit den Rettungssanitätern? Nein. Diese Runde verlieren diese Wichser. Sie wollten die Sache hier leise über die Bühne bringen, also werde ich möglichst viel Lärm machen.«
    Lane starrte ihn einen Moment an, dann wandte sie sich ab, um sich zu übergeben.
    »Ich wusste, dass dir der Plan gefällt«, sagte Hardie.
    Und dann schaffte er es endlich, ein Streichholz zu entzünden.
     
    Zurück in dem kleinen Haus unterhalb von Lowenbrucks Anwesen, hatte Mann sich einen neuen Handlungsablauf überlegt:
    Starlet betrinkt sich und dröhnt sich zu, fährt auf dem Freeway 101 seinen Wagen zu Schrott. Flieht vom Unfallort und lässt seinen Lexus mit Totalschaden zurück. Sie läuft in die Hills. Verirrt sich. Verliert die Orientierung. Und bricht schließlich zusammen. Fünf Tage später wird sie von einem Jogger gefunden  – vier Tage nachdem sie als vermisst gemeldet wurde.
    Das bedeutete, dass sie ihre Leiche vom Haus in die Hügel verfrachten mussten. Das war keine große Sache; sie hatten jede Menge Stellen auskundschaftet, an denen man vor Entdeckung sicher war. Der Jogger wäre einer ihrer Mitarbeiter, mit der nötigen wasserdichten Vorgeschichte. Die vier Tage, die die Leiche der Witterung und den wilden
Tieren ausgesetzt war, würden sie in einen