Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
in dem niemand – niemand – solche Summen verlangen konnte. Allein mit seinem Namen ließ sich ein Film vermarkten. Ganz groß rausbringen. Dafür bürgte er.
Mindestens alle paar Minuten fiel in Amerika sein Name, meist in Form von Sprüchen wie: »Also, ich bin zwar kein blonder Wikingergott, aber …«
Und für eine kurze Zeit war er mit einer niedlichen Schauspielerin aus einer Reihe romantischer Komödien namens Lane Madden zusammen gewesen.
Lane presste ihre Finger an die Schläfen und senkte den Kopf.
»Ich habe allerdings keine Beweise dafür. Doch er hat mir geschworen, dass es sie tatsächlich gibt. Er hat mal mit ihnen zu tun gehabt.«
»Was ist passiert?«
»Er hat mir nicht viel davon erzählt.«
»Was ist passiert?«
Lane seufzte. »Vor einigen Jahren – bevor wir uns kennengelernt haben – war er auf einer Party draußen in Malibu. Die Sache geriet außer Kontrolle. Zu viel Alkohol, zu
viel Koks. Es kam zu einer blöden Schlägerei. Und schließlich gab es einen Toten. Ein anderer Schauspieler. Er hatte seine beste Zeit bereits hinter sich. Doch auf der Party waren eine Menge Leute, die noch gut im Geschäft waren, die für ein bestimmtes Studio eine Menge Geld wert waren. Wenn die Ereignisse von der Party die Runde gemacht hätten, hätte das womöglich das Ende ihrer Karriere bedeutet, und das des Studios. Also riefen sie die Unfall-Leute an. Die fuhren nach Malibu rauf und räumten auf. Ließen es so aussehen, als wäre der Typ beim Joggen gestürzt. Erklärten jedem auf der Party, was er zu sagen hatte. Dafür gab es ein richtiges Drehbuch, wie bei einem Film. Niemand zweifelte an der Geschichte. Die Polizei stellte zu keinem Zeitpunkt eine Verbindung zur Party her. Und jedem Gast wurde gesagt: Wenn du auch nur ein Wort über die Sache verlierst, steht nicht nur deine Karriere auf dem Spiel. Sondern dein Leben. Dann statten dir die Unfall-Leute erneut einen Besuch ab.«
»Hat dein blonder Wikingergott diesen abgehalfterten Filmstar getötet?«
»Nein. Himmel , nein. Er war nur dort und hat diesen Leuten bei der Arbeit zugesehen. Das hat ihm eine Heidenangst eingejagt. Er meinte, das wäre so gewesen, als hätte jemand einen Vorhang geöffnet und ihm gezeigt, wie Hollywood wirklich funktioniert. Seitdem sei er etwas respektvoller gegenüber Autoren, Regisseuren und Special-Effects-Leuten, denn einige von ihnen stiegen – nach dem Ende ihrer Filmlaufbahn – in den Kreis der Unfall-Leute auf.«
»Das klingt, als wäre es eine Beförderung.«
»Als normaler Regisseur hat man es nur mit Material zu tun, das auf der Leinwand erscheint. Wenn man für die Unfall-Leute arbeitet, manipuliert man das wirkliche Leben. Schreibt man geheime Geschichte. Sie nehmen ihre Arbeit sehr ernst. Zumindest hat mir das mein Ex erzählt.«
Geheime Geschichte.
Geheime Wandschränke, geheime Morde. Unfälle.
Schließlich begriff Hardie, was das für Folgen hatte.
Das erklärte ihr seltsames Verhalten, ihre Arbeitsweise, ihr Vorgehen. Und Hardie wurde klar, dass sie beide genau das taten, was die wollten: sich zu verbarrikadieren. Diese Leute wollten, dass sie beide im Haus blieben, bis sie sich, entsprechend dem Drehbuch, um sie »kümmern« konnten. Sie verhielten sich nicht wie andere Killer, denn außer dem Tod waren sie noch auf etwas anderes aus. Sie versuchten, die Wirklichkeit an ihre kleine perverse Vision anzupassen, und sie würden nicht eher Ruhe geben, bis alles stimmte. Je länger sie beide sich im Haus versteckten, desto mehr Zeit hätten diese Leute, sich einen ausgeklügelten Geheimplan zurechtzulegen.
Vergesst es, dachte Hardie.
SECHZEHN
Im Grunde sind die besten Geschichten alle nur eine
einzige Geschichte – die Geschichte einer Flucht.
A. C. BENSON
A uf der Seitenterrasse seines Hauses hatte Andrew Lowenbruck einen winzigen Holzkohlegrill stehen. Ein kleines kesselförmiges Ding, groß genug für vier Hamburger und ein paar dazwischengequetschte Hot Dogs. Als Gerät zur Zubereitung von Essen war es so gut wie nutzlos, doch für Hardie war es vielleicht ihre Fahrkarte nach draußen.
Es gab nicht viele Möglichkeiten, Holzkohlebriketts anzuzünden. Einige waren bereits mit Brennflüssigkeit getränkt – was Hardie als Mogelei empfand –, die meisten allerdings nicht. Entweder benutzte man Kaminanzünder und einen Packen Zeitungen oder Streichhölzer und Brennflüssigkeit. Hardie konnte sich nicht erinnern, draußen einen
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