Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Blutbads um ihn herum. Parish nahm ihn fest, doch sämtliche Berichte im Zusammenhang mit der Verhaftung wurden vernichtet. Im Gegenzug erklärte Hardie sich bereit, für ihn zu arbeiten. Und in Philadelphia gab es viel zu tun.
»Ich habe fast alle ihre geheimen Fallakten«, sagte Factboy. »Die verdammten Dinger bieten genug Stoff für mehrere Romane.«
Diese höchst illegale, seltsame Partnerschaft, gegründet auf ein Massaker im Herzen der Stadt, fand ihr Ende in einem weiteren Massaker — fast auf den Tag vor drei Jahren. »Ich hab dir davon erzählt«, sagte Factboy. »Seine Legende, wenn man so will.«
»Hm-hm.«
Im Anschluss wurde ein FBI-Agent namens Deacon Clark damit beauftragt, die Sache in Ordnung zu bringen. Er half Hardies Familie dabei, unterzutauchen und fungierte als Verbindungsmann zwischen Ehemann und Ehefrau. Was Hardie als Haussitter auch verdiente, er schickte den Löwenanteil davon an seine Familie.
»Wir können seine Familie aufsuchen«, sagte Mann. »Wir haben ihre Adresse.«
»Äh«, sagte Factboy, »es hat sich herausgestellt, dass es sich dabei um Clarks Haus handelt. Ich hab’s noch nicht geschafft, die richtige Adresse rauszufinden.«
»Du wirst sie rausfinden. Und wenn nicht, dann jemand anders.«
Factboy gefiel ihr Tonfall nicht. Absolut nicht. Er beschloss, ein wenig das Thema zu wechseln.
»Da ist noch was anderes.«
»Gut«, sagte Mann. »Die Sache, die ich nicht glauben werde.«
»Also, bevor er sich mit Parish zusammengetan und für die Cops inoffiziell die Drecksarbeit erledigt hat, existierte kein Charlie Hardie. Zehn Jahre lang. Es gibt eine Geburtsurkunde, Impfunterlagen, er hat Grundschule und Highschool besucht … und dann — nichts mehr. Kein Wehrdienst, keine Steuererklärungen, nichts. Sie haben es so
aussehen lassen, als wären sämtliche Aufzeichnungen bei einer Überschwemmung vernichtet worden, trotzdem ist es nicht möglich, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren keine einzige Unterlage existiert.«
»Du hast recht. Das ist nicht möglich.«
»Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, ich sag’s dir.«
»Vergiss das erst mal. Es ist mir egal, was er vor zehn Jahren gemacht hat. Ich will wissen, was er jetzt vorhat. Wen er anruft, wenn er in Schwierigkeiten steckt. Hört sich an, als wäre dieser Deacon Clark unser Mann.«
»Genau«, sagte Factboy. »Darum hab ich auch schon seinen Telefon- und E-Mail-Anschluss angezapft, zu Hause und im Büro.«
Draußen stieß eines seiner Kinder einen schrillen Schrei aus — wenn sie so laut waren, konnte Factboy sie beim besten Willen nicht unterscheiden — und hämmerte mit einem schweren Gegenstand gegen die Wand des Hauses.
DREIUNDZWANZIG
Mit den härtesten Burschen hat man den meisten Spaß, tra la.
RUDY BOND, WENN DIE NACHT ANBRICHT
S ie blieben noch einen Moment sitzen. Hardie starrte in seinen Drink, während Lane auf einem Stück Brot herumkaute, ohne dass sie sich dazu überwinden konnte, es herunterzuschlucken. Das Brot schmeckte künstlich. Sie spuckte den Klumpen in eine Serviette und nippte am Wasser.
Inzwischen glotzten noch mehr Gäste herüber. Handys wurden gezückt, wildfremde Personen machten weitere Fotos. Der Besuch bei Musso & Frank würde ihr das Leben retten und gleichzeitig ihre Karriere zerstören. Aber es gab gewisse Grenzen.
»Ich finde, wir sollten los«, sagte Lane.
Hardie nickte.
Lane streckte den Arm aus, berührte seine Hand.
»Bitte sag was.«
»Bist du bereit für eine kleine Schauspieleinlage?«
»Was soll das heißen?«
»Kannst du so tun, als wolltest du Drogen kaufen?«
»Was — warum?«
»Und sobald wir den Parkplatz erreichen, tu einfach, was ich tue.«
Hardie stand auf. Lane ebenfalls; sie zitterte, ihr Fuß tat jetzt erst recht weh, nachdem sie ihn eine Weile geschont hatte. Hardie ging auf den Vordereingang zu, doch Lane hakte sich rasch bei ihm unter und zog ihn in die entgegengesetzte Richtung. »Hier geht’s lang.« Sie überließ Hardie die Führung, und er schlängelte sich durch den Speiseraum und eine weitere Bar, bis sie die Rückseite des Restaurants erreichten, die auf einen betreuten Parkbereich hinausging.
Die zwei Wächter gaben sich große Mühe, Lane nicht zu beachten, was ihnen jedoch gründlich misslang. Langsam näherte sich Hardie einem Kasten mit Schlüsseln. Lane beugte sich zu den Wächtern vor und fragte sie mit einem Lächeln, ob einer von ihnen Drogen verkaufe. Während die beiden Männer
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