Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
freundlich den Kopf schüttelten, schnappte Hardie sich einen Satz Schlüssel, ließ sie in die Tasche seiner Jeans gleiten und tat dann, als hätte er Lanes Frage ebenfalls gehört.
»Hey!«, blaffte er. »Was zum Henker machst du da? Komm schon.«
Hardie packte sie am Handgelenk und zerrte sie vorwärts. Sie stürzte, humpelte auf ihn zu, dann hakte sie sich bei ihm unter, und während sie an den Reihen geparkter Autos entlangliefen, beugte sie sich dicht vor.
»Klasse Aktion«, flüsterte sie.
»Erst wenn wir einen Wagen haben.«
Er drückte auf die Fernbedienung für die automatische
Türverriegelung. Twiep-wiep . Die Scheinwerfer eines Saab ein paar Autos weiter blitzten auf. Rasch kletterten sie hinein. Als die Wächter merkten, was gerade passiert war — Moment mal, die Gäste durften ihre Autos hier nicht selbst parken –, setzte Hardie bereits zurück und raste vom Parkplatz auf die North Cherokee Avenue.
Innerhalb von zehn Minuten schaffte es die Geschichte ihres Autodiebstahls auf die Klatschseiten des Internets — darunter auch die von Zoey Jordan. Das Ereignis wurde begleitet von Fotos, Augenzeugenberichten sowie jeder Menge Spekulationen und nervigen Blog-Überschriften. WAS MACHT EIGENTLICH LANE MADDEN. ZURÜCK IM SUMPF. MUSSO & KRANK. Wie es hieß, hatte die Schauspielerin Lane Madden heute Morgen auf dem Freeway 101 einen Autounfall und floh vom Ort des Geschehens, am Spätnachmittag tauchte sie offensichtlich bei Musso & Frank wieder auf und bestellte dort etwas zu essen, bevor sie in Begleitung eines unbekannten Mannes (ein Dealer? ein Bodyguard? oder Dealer, Bodyguard und Komplize in einem?) auf den Parkplatz flüchtete … wo die beiden einen Wagen klauten und davonrasten. »Sie wollte Drogen bei mir kaufen.« »Dieser untersetzte Bursche hat sich die Schlüssel geschnappt.« »Sie sah beschissen aus — und sie hatte bestimmt keine Fußfessel an.« »Sie schien in Feierlaune zu sein.« »Ja, das Ende ihrer Karriere.«
Mann überflog mit ihren müden, verletzten Augen die Blog-Einträge und schrieb im Kopf ihren Handlungsablauf um. Sie fügte verbissen die verschiedenen Elemente zusammen,
nahm sie wieder auseinander. Versuchte es mit einem anderen Ansatz; doch alles löste sich in Wohlgefallen auf. Also legte sie in Gedanken die einzelnen Elemente vor sich hin, ganz unvoreingenommen, versuchte zu vergessen, was alles passiert war. Arbeite mit dem, was du jetzt hast. Sie schrieb die Geschichte immer und immer wieder um.
»Willst du nicht irgendwas sagen?«, fragte Lane.
»Weswegen?«
» Weswegen ? Komm schon, Charlie, ich habe dir gerade erzählt, dass ich für den Tod eines kleinen Jungen verantwortlich bin. Wahrscheinlich bist du selbst Vater. Bestimmt hasst du mich jetzt. Ja, du musst mich jetzt hassen.«
Hardie sagte keinen Ton, während er erneut wahllos auf eine ansteigende Straße abbog. Er drückte aufs Gas. Auf halber Höhe sagte er schließlich:
»Ich habe meinen besten Freund und seine Familie getötet.«
Lane kniff die Augen zusammen.
»Was?«
Hardie fuhr mit gedämpfter Stimme fort, er sprach langsam und bedächtig, während er die Straße im Auge behielt. Erzählte einfach seine Geschichte:
»Ich hab dir doch erzählt, dass ich früher so was wie ein Cop war. Also, das stimmt nicht. Kein Cop. Ich habe nur hin und wieder einem Kumpel von mir ausgeholfen. Das war in Philadelphia. Bei einem unserer letzten Fälle hatten wir es mit einer Drogengang zu tun. Eine Gruppe Albaner, die versuchte, den Nordosten der Stadt unter sich aufzuteilen.
Außerdem hatten sie Verbindungen zu mehreren Terrorzellen. Wir waren stinksauer deswegen. Also knöpften wir uns die Typen mal vor. Und zwar so richtig. Vielleicht etwas zu heftig. Trotzdem dachte ich, wir hätten nichts zu befürchten. Die bösen Jungs wussten nicht, wo ich wohnte. Und Nates Adresse kannten sie auch nicht. Denn als wir uns voll in die Arbeit gestürzt haben, sind wir mit unseren Familien an einen anderen Ort gezogen. Nate hat sogar die Erlaubnis gekriegt, gegen eine Satzung zu verstoßen, die besagt, dass Cops innerhalb der Stadtgrenzen wohnen müssen — und ich bin ebenfalls an den Stadtrand gezogen. Von dort aus fuhren wir mit dem Zug, dem Bus oder dem Taxi in die Stadt und wieder zurück. Wir benutzten nie unsere eigenen Autos. Wir waren wirklich superclever. Das dachten wir jedenfalls. Doch diese Albaner waren skrupellose Arschlöcher. Irgendwie fanden sie heraus, wo wir wohnten. Und eines
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