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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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erlaubt, wenn man vorher seine Arbeit gut gemacht hat.«
    Und die
Aufgaben im Kloster waren weiß Gott vielfältig, jeder hatte seinen Teil zu leisten:
Äcker bestellen, Gärten pflegen, Bücher kopieren, Kunstwerke malen, alles Werkzeug
dazu wurde in den eigenen Werkstätten hergestellt, dazu noch backen, brauen, melken,
schlachten. Besucher und Kranke mussten versorgt werden. Und schließlich war die
Führung des Klosters auch außerhalb der Mauern politisch und wirtschaftlich eine
Macht.
    An der
Spitze des Klosters Urbrach stand der Abt Kilian. Er vertrat das Kloster nach außen
hin, schloss Kauf- und Pachtverträge ab, empfing die Gäste des Klosters und speiste
mit ihnen an einem besonderen Tisch. Er hatte, da er über den Klosterregeln stand,
eine eigene, reich und behaglich ausgestattete Wohnung und eine besondere Küche.
Er leitete die kirchlichen Verrichtungen und stand im Rang eines Bischofs. Als Zeichen
seiner Würde trug er bei offiziellen Anlässen einen gekrümmten Stab.
    Kilian
zur Seite stand der Prior Karlmann, der ihn in seiner Abwesenheit vertrat. Er leitete
alle Übungen und Arbeiten der Mönche, nahm ihnen die Beichte ab, erlegte ihnen Bußen
auf und überwachte die Einhaltung der Ordensvorschriften. Während alle Brüder untereinander
sich mit ›Du‹ anredeten, gebrauchten sie Kilian und Karlmann gegenüber das ›Ihr‹.
    Dem Provinzenmeister
war die Aufsicht über die neu eintretenden Klosterbrüder anvertraut, solange sie
noch nicht das Mönchsgelübde abgelegt hatten.
    Der Sakristan
oder Kustos hatte die äußere Ordnung des Gottesdienstes zu besorgen, zur Kirche
zu läuten und alles, was zum Gottesdienst gehörte, wie Wachskerzen, Altarbekleidung,
Abendmahlgeräte, in seine Obhut zu nehmen.
    Der Singmeister
oder Kantor leitete den Gesang in der Kirche, überwachte das Abschreiben der Bücher
und hielt die Bibliothek in Verwahrung. Er hatte die größten Ohren, die Niklas jemals
gesehen hatte.
    Der Kellermeister
Otto und Niklas’ Lehrmeister, der Brauer Thomas, waren wichtige Persönlichkeiten
im Kloster und hatten mehrere Gehilfen zur Besorgung ihrer umfangreichen Ämter unter
sich. Unter Ottos Aufsicht standen die Ackerhöfe des Klosters; er sorgte dafür,
dass die nötigen Vorräte in die Küche und in den Keller geschafft wurden und führte
die Schlüssel zu den Vorratsräumen. Sowohl Otto als auch Thomas sah man an, dass
sie die geistigen Getränke verwalteten. Beide trugen einen Kugelbauch vor sich her,
die roten Knollennasen und die Tonsur ließen die Männer als gemütliche, fröhliche
Naturen erscheinen. Otto schien ein paar Jahre älter zu sein als Thomas, dafür war
Thomas der Größere von beiden.
    Der Leiter
der Backstube, Ansgar, war Otto untergeordnet.
    Der Bruder
Pförtner saß am Eingang des Klosters in einer besonderen Zelle. Wenn ein Fremder
Einlass begehrte, meldete er ihn beim Abt und führte ihn nach erteilter Erlaubnis
hinein. Die Klöster boten Pilgern und Reisenden gern gastfreundliche Herberge. An
vorbeikommende Arme verteilte der Pförtner Brot und Reste vom Tisch. Amtspersonen
untergeordneter Art waren der Kleidermeister, der die Schneider, Schuhmacher, Gerber
und Weber beaufsichtigte, der Werkmeister, der den Bauleuten vorgesetzt war, und
der Siechenmeister, der die Aufsicht über das Krankenhaus führte.
    Niklas
lernte unter Anleitung seiner Mitbrüder lesen und schreiben und dazu das unentbehrliche
Latein. Er war so beschäftigt, dass er überhaupt nicht an Hahnfurt dachte und daran,
dass er unter Umständen jahrelang nicht mehr nach Hause kommen würde.
    Er wurde
unterwiesen in Disziplin, Zucht und Bescheidenheit. Wer damit nicht zurechtkam,
dem drohte die Klosterordnung mit schweren Strafen. Fasten, Ausschluss vom Gottesdienst,
Kasteiung bis aufs Blut, mitunter sogar Verurteilung zum Hungertod und zur Einmauerung
waren Strafen für Mönche, die sich Vergehen zuschulden kommen ließen.
    Diese
drakonischen Strafen wurden äußerst selten exekutiert und dienten mehr der Stärkung
der Disziplin durch Abschreckung.
    Die Novizenzeit
dauerte ein ganzes Jahr lang, doch durften und mussten die Novizen schon bald wie
die anderen Mönche leben und mitarbeiten. Nur trugen sie nicht die Ordenstracht.
Bewährten sie sich, so erfolgte die Einkleidung als Klosterbruder. Nach dem Schwören
des Ordensgelübdes wurde ihnen das Haar geschoren, das Novizenkleid abgenommen und
die Mönchskutte angezogen.
    Nach diesem
Jahr gehörte Niklas ganz dem Kloster.
    Das Leben
im Kloster

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