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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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ihrer
Überraschung wurde der Tross von Wachen begleitet, die die Kaufmannschaft Regensburg
zum Schutz ihrer Waren bis nach Koblenz bezahlt hatte.
    Albrecht
war sehr unglücklich über Niklas’ Entscheidung und versuchte, ihn mit mehr Geld
zum Bleiben zu bewegen. Aber erst, nachdem Niklas ihm versichert hatte, dass der
Schnaitter und der Welser alles wüssten und könnten, um die ›Gestochene Sau‹ weiter
erfolgreich zu betreiben, gab er nach.
    »Du wirst
immer willkommen sein in Regensburg! Ich wünsche dir alles Gute und bin sicher,
dass ich von deiner Braukunst noch einmal hören werde.«
    Joachim
schärfte ihnen beim Abschied noch einmal ein:
    »Wenn
ihr in Bitzburg angekommen seid, fragt nach Valentin dem Kerzenmacher, genannt Lichter.
Er weiß, dass ihr kommt und wird euch am Anfang behilflich sein. Viel Glück und
Gottes Segen.«
    Maria
und das Kind lagen weich, Niklas stapfte daneben her.
    So ging
es los. Über Weißenburg und Rothenburg ob der Tauber nach Miltenberg am Main.
    Dort konnten
sie wählen, ob sie den Main hinunter bis nach Mainz fahren oder auf dem Landweg
die Krönungsstraße, die von Frankfurt über Sinzig und die Nordeifel bis nach Aachen
führte, reisen wollten.
    Sie entschieden
sich für das Schiff. Bei Bingen musste Niklas an Hildegard denken, die er als junger
Mann im Kloster Urbrach so verehrt hatte und unbedingt hatte besuchen wollen. Jetzt
war er hier, aber er hatte nicht einmal die Möglichkeit, ihre Grabstätte zu sehen.
    Von Bingen
aus ging es ohne Verzug den Rhein abwärts. Nach zwölf Tagen waren sie ohne Schwierigkeiten
in Koblenz angekommen.
    Im Gegensatz
zur Reise nach Regensburg, bei der Maria und Niklas ihre Familien verloren, sich
aber kennengelernt hatten, herrschte diesmal fröhliche Stimmung auf der Reise. Maria
sang gerne Lieder und rezitierte Gedichte der beliebtesten fahrenden Sänger, wie
Ulrich von Lichtenstein, dem berühmten Archipoeta von Köln, Dietmar von Aist oder
Walther von der Vogelweide.
    Für die
Weiterreise nach Bitzburg waren sie auf sich allein gestellt. Da Maria zum ersten
Mal ohne ihren Vater reiste, hatte sie große Angst vor Waldgeistern, Werwölfen und
anderen Schreckensgestalten. Die Eifel war in diesem Teil morastig und karg, spärlich
besiedelt und nur selten trafen sie Menschen. Die sanften Hügel, mit weniger Wäldern
bestanden als der erste, längere Teil der Reisestrecke, wirkten unwirtlich und ärmlich,
erleichterten aber das Weiterkommen erheblich. Dadurch fürchtete sich Maria zu Niklas’
Freude mit jedem Schritt, den sie sich Bitzburg näherten, weniger.
    Nach weiteren
drei Tagen standen sie am Stadttor von Bitzburg und begehrten Einlass.
     
    Zur gleichen Zeit, gleich
nach Niklas’ und Marias Abreise, lernte Joachim in Regensburg in seiner üblichen
Schankstube einen durchreisenden Dominikanermönch kennen. Dieser hatte schon viel
von dem berühmten Bier der ›Gestochenen Sau‹ gehört.
    »Wo kann
ich diesen Bierzauberer antreffen? Gewiss kann er mir wertvolle Hinweise geben,
wie wir unser grausliches Bier im Augsburger Konvent verbessern können.«
    »Der Praxator
Niklas ist mein Eidam. Und ist soeben mit meiner Tochter fortgezogen, um seine eigene
Brauerei zu gründen.«
    »Ei, das
ist aber schade. Wollen wir hoffen, dass das Unternehmen gut gelingt.«
    »Dazu
habe ich ihn nach Bitzburg im Rheinland geschickt. In einer kleineren Stadt sollte
es leichter gelingen, Fuß zu fassen.«
    »Bitzburg,
habe ich noch nie gehört. Seis drum, ich muss morgen weiterreisen. Vielleicht sehen
wir uns bei meinem nächsten Besuch in Regensburg wieder.«
     
    Valentin Lichter, der Kerzenmacher,
war schnell gefunden, er freute sich sehr über die Geschenke seines Vetters Joachim
und bot ihnen für die erste Zeit seine Gastfreundschaft an.
    Niklas
begann sogleich, an seinem ehrgeizigen Ziel, dem Erwerb der Bürgerrechte, zu arbeiten.
Dazu musste er zuerst einmal die Stadt kennenlernen, deren Bürger er werden wollte.
    Bitzburg
war eigentlich der am seltensten verwendete Name der Stadt, häufiger wurde Bidburg
oder Bitburg gesagt und geschrieben, in Luxemburg auch Bittburgh, im Lateinischen
›Bedeburgo‹.
    Die Stadt
war als römisches ›Vicus Beda‹, eine Tagereise nördlich von Trier, ein Posten auf
Roms wichtigster Strecke im sogenannten ›Germania Inferior‹ gewesen, die die beiden
größten Städte Roms in Germanien, Trier und Köln, miteinander verband.
    Zu der
Zeit von Niklas’ Ankunft in Bitburg ging es mit der Stadt gerade wieder

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