Der Bierzauberer
Schöffen, Peter de
Foro. Sie hieß, getreu dem Bitburger Faible für derbe Namen, ›Zum Lüsternen Eber‹.
Dennoch
konnte Niklas guter Hoffnung sein. Die meisten Städte hatten drei oder noch mehr
Braustätten.
Manfred
de Porta las Niklas’ Brief laut vor, in dem er sich und seine Familie vorstellte
und sein Können als Brauer anpries. Dann durfte er wieder nach Hause gehen und ein
paar Tage später erneut kommen.
Er trat
vor die versammelten Schöffen und Manfred de Porta erhob das Wort. »Niklas von Hahnfurt,
Ihr habt Euch gut angepriesen und wohl wäre Platz hier in Bitburg für Euch und Eure
Familie. Bevor wir aber eine Entscheidung fällen, harrt noch eine andere Sache ihrer
Aufklärung.«
Er nahm
eine kleine Glocke, die auf dem Tisch lag, und läutete dreimal laut und vernehmlich.
Niklas
hörte eilige Schritte näher kommen, die Tür wurde geöffnet und herein trat – Bernard
von Dauerling.
Die Reaktionen
hätten unterschiedlicher nicht sein können!
Niklas
wurde rot vor Zorn, schrie sofort:
»Warum
verfolgst du mich, du Missgeburt, was habe ich dir getan?«
Und schon
wollte er Bernard an die Gurgel gehen. Zwei Schöffen hielten ihn zurück.
Bernard
grinste säuerlich unter der Kapuze hervor, die schiefen Zähne verliehen seinem Grinsen
etwas Groteskes und unsagbar Hässliches.
»Für jeden
Sünder kommt einmal der Tag der Abrechnung. Wir werden dich jetzt einer Befragung
unterziehen. Meister de Porta, habt Ihr ein Haus, welches Ihr mir zur Verfügung
stellen könnt?«
Bevor
de Porta antworten konnte, brüllte Niklas lautstark:
»Ich kann
meine Unschuld beweisen! Diese Anklage ist nichts als die Wahnidee eines verbohrten,
starrköpfigen Mannes, der mich aus irgendeinem Grunde vernichten will.«
Er nahm
seine Geldkatze, die er immer bei sich trug, und entnahm ihr zwei Briefe, die er,
säuberlich zusammengefaltet, darin aufbewahrte.
Während
er sie verlas, wurde Bernard noch blasser, als er ohnehin schon war, sein Grinsen
verschwand und er setzte sich auf eine Bank am Rande des Fensters.
Am Ende
der Briefe angekommen, überreichte Niklas sie an de Porta zur Prüfung. Schließlich
ergriff de Porta das Wort:
»Es hat
den Anschein, verehrter Bernard von Dauerling, dass Ihr Euer Wasser am falschen
Baum abschlagt. Diese Briefe beweisen eindeutig, dass dieser Mensch, Niklas von
Hahnfurt, an den Taten, derer Ihr ihn beschuldigt, vollkommen unbeteiligt war. Also
schlagt Euch eine weitere Befragung aus dem Kopf und verlasst unsere Stadt.«
Wutentbrannt,
gedemütigt und mit hochrotem Gesicht – Niklas lachte später darüber und meinte:
»Zum ersten Mal hatte sein Gesicht etwas Farbe bekommen!« – schlich Bernard von
dannen. Aber aufgeben wollte er immer noch nicht. Er würde dem ›Reinen Brauer‹ das
Handwerk schon legen.
Niklas’ Antrag auf die Bürgerrechte
wurde angenommen, und nach Zahlung einer nicht kleinen Summe Geldes sowie eines
halben Fuders Wein für die Schöffen bekam er feierlich seine Bürgerurkunde ausgehändigt.
Diese war, wie Niklas bemerkte, aus Pergament. Die Prophezeiung von Heinrich dem
Molinarius war bislang nicht eingetroffen, dass Papier bald auch für Urkunden verwendet
werden würde.
Er legte
den Treueid auf die Stadt ab und das erste große Ziel war somit erreicht.
Nun begann
die weitere Planung, er brauchte einen Platz für die Brauerei, zum Ausschank des
Bieres und ein Haus zum Wohnen.
Der alte
Stadtkern, der im Oval des Kastells aus der Römerzeit lag, hatte eine fast 1000
Jahre alte Stadtmauer mit fast vier Meter dicken Mauern, zwei Toren und 13 Rundtürmen.
Die Türme waren rund oder quadratisch gebaut, von ungleicher Höhe und Dicke, mit
Erkern und kleinen Fenstern. Auf den Dächern flatterten kleine Fahnen, hier und
da war auch ein vergoldetes Kreuz zu sehen. Es war ein schöner Anblick.
Die Altstadt
war bereits zu klein geworden und war bald nach Erlangung der Stadt- und Freiheitsrechte
durch ein zweites, doppelt so großes Oval nach Süden erweitert worden.
Die beiden
alten Stadttore, eines nach Trier und eines nach Köln hin, waren zwar geblieben,
im Süden war bereits ein neues gebaut worden, sodass das alte Trierer Tor keine
Bedeutung mehr hatte. Niklas spielte kurz mit dem Gedanken, dort eine Bierschänke
einzurichten, verwarf ihn aber dann wieder.
Peter
de Foro hatte seine Brauerei im neuen, südlichen Oval nahe dem Hospital gebaut.
Daher hätte es für Niklas nahegelegen, in die Altstadt zu gehen.
Dort jedoch
war die Wasserversorgung
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