Der Bierzauberer
Reibmühle zu bearbeiten und
erst nach dem Mahlen einzumaischen. Und dass diese Reibmühle vom Wind angetrieben
werden könnte.«
Er trank
einen tiefen Schluck, bevor er fortfuhr:
»Nun,
leider ging das nicht alles gut, die Mühle ist zu klein und wollte sich nicht recht
im Wind drehen. Trotzdem, die Reibmühle bringt viel bessere Ergebnisse als die Quetschen,
das Bier schmeckt feiner und die Gärung läuft besser. Nur das Abseihen ist jetzt
schwieriger, weil die Partikel jetzt viel kleiner sind. Wir versuchen immer noch,
dies zu verbessern.«
Niklas
erzählte von den Abseihbottichen in St. Gallen, und Albert beschloss, diese ebenfalls
in Weihenstephan einzubauen.
»Und wie
geht es Bruder Peter?«, fragte Niklas.
Albert
erzählte voller Trauer, dass Peter auf seine alten Tage verrückt geworden sei, wohl
als Folge des Erdbebens, wo ihn ein Balken am Kopf getroffen hatte.
»Peter
glaubte zum Schluss, er sei ein Malzkorn, und hatte panische Angst davor, in die
Brauerei zu gehen und dort versehentlich mit eingemaischt zu werden. Genauso fürchtete
er sich davor, hinauszugehen und von den Hühnern aufgepickt zu werden. So verbrachte
er seine letzten Monate zwischen seiner Kammer und der Kapelle.«
Ein weiterer
tiefer Schluck aus dem Krug.
»Er starb
im letzten Monat. Ich habe jetzt zwei Novizen, die mir zur Hand gehen. Beide machen
sich sehr gut. In spätestens einem Jahr werde ich sie den Eid der ›Reinen Brauer‹
schwören lassen.«
Obwohl
Niklas ein wenig Trauer empfand, als er von Peters Tod hörte, musste er über die
wunderliche Verrücktheit doch lachen.
»Ganz
gewiss ist er jetzt im Himmel wieder ein Brauer. Obwohl die Heiligen dort oben sich
erst einmal an sein schauerliches Gruitbier gewöhnen müssen. Hoffentlich kommt dort
oben niemand auf die Idee, uns früher abzuberufen, damit wir ein wahrhaft himmlisches
Hopfenbier brauen.«
Auch Albert
brach jetzt in Gelächter aus.
Da er
die Erlaubnis hatte, außerhalb des Klosters zu übernachten, wurde es eine lange
Nacht mit vielen Krügen dunklen, starken Biers.
Am nächsten
Morgen verabschiedete sich Albert.
Beide
beschlossen, sich mindestens einmal jährlich zu schreiben.
Es sollte
allerdings viele Jahre dauern, bis sie sich dann tatsächlich wieder einmal sahen.
4
Es war ein Glücksfall für Niklas, dass
sein Dienstherr Albrecht von dem Marchte war.
Er ließ
ihm weitgehend freie Hand bei der Auswahl des Getreides und des Hopfens sowie bei
der Bierproduktion. Hatte Niklas seine Wahl bei Gerste, Emmer oder Roggen getroffen,
verhandelte und kaufte Albrecht so geschickt, dass die ›Gestochene Sau‹ immer gut
versorgt war und niemals irgendwelchen Mangel litt.
Albrecht
sorgte für die Verkäufe des Biers, und Niklas hörte ein ums andere Mal ein Lob,
sowohl von Albrecht als auch von Kunden, die das Bier bei ihm in der Brauerei abholten.
Maria
war eine gute Ehefrau, die gerade mit dem ersten Kind schwanger ging. Er hätte wirklich
zufrieden sein können.
Dennoch
gab es eine Sache, die er gerne geändert hätte:
Er war
immer noch ein Unfreier wie sein Vater.
Im Kloster
war dies egal gewesen, da die Klosterordnung keine Freien und Unfreien kannte.
Nichts
erschien ihm nun erstrebenswerter, als die Bürgerrechte zu erwerben und ein echter,
vollwertiger Bürger zu werden.
Bürger
hatten die Möglichkeit, einen zweiten Namen an ihre Vornamen zu hängen. In den Städten
begannen die Menschen mittlerweile damit, um Verwechslungen unter den vielen gleichen
Vornamen auszuschließen.
Häufig
wurden aus Spitznamen Nachnamen gemacht, nicht immer schmeichelhaft. Und Niklas
wollte vermeiden, nachher ›Sauerbier‹ oder ›Dünnbier‹ genannt zu werden. Man wusste
nie, was den Leuten so einfiel. Er hätte den Zusatz ›von Hahnfurt‹ oder ›Hahnfurt‹
gewählt.
Bürger
Niklas Hahnfurt, das hatte einen guten Klang!
Dieses
Verlangen nagte an ihm, Tag für Tag.
Zwar war
er in einer Stadt, und Regensburg war immerhin bereits seit 30 Jahren Freie Reichsstadt,
aber eine Bürgerurkunde erhielt man nicht durch Abwarten.
Und als
Bürger würde er auch keine Lohnarbeit mehr für andere verrichten wollen.
Also beschloss
er, seine Bürgerrechte mit dem Schicksal seiner eigenen, zukünftigen Brauerei zu
verbinden.
Der Tag
würde kommen.
Mittlerweile war auch Bernard
über Reginalds Freitod informiert worden. Der Augsburger Prior hatte Bernard daraufhin
eindringlich davor gewarnt, weiter nach Niklas zu suchen.
»Die Morde
sind aufgeklärt, der
Weitere Kostenlose Bücher