Der Bierzauberer
hier habe ich in der Tat noch niemals getrunken. Dunkel, süß und schwer,
aber diese Bittere macht alles wieder etwas leichter. Und es riecht einfach herrlich.«
Alle sprachen
dem Bier reichlich zu.
Besonders
Albertus.
Aus zwei
Köpfln wurden vier, ein kräftiger Rülpser zwischendurch, dann sechs, dann acht.
Albertus war voll des Lobes über Niklas’ Bier.
»In Köln
wärt Ihr damit ein reicher Mann«, sagte er mehr als einmal.
Mit hochrotem
Kopf, der Schweiß lief in Strömen Stirn und Backen hinunter, versuchte Albrecht,
Schritt zu halten mit Albertus’ Trinkgeschwindigkeit.
Niklas
wurde mehrmals ins Brauhaus hinausgerufen und konnte daher gelassen zusehen, wie
die beiden älteren Männer nach und nach immer betrunkener wurden.
Albertus
verabschiedete sich nach 14 Köpfln in den Schlaf.
»Niklas,
Ihr seid ein Magus, genau wie ich. Nur mit Bier anstatt mit Alchemie. Geht nach
Köln. Dort warten sie auf Männer wie Euch. Geht nach Kölnchhhrnnnnn«, waren seine
letzten Worte, bevor er noch einmal kräftig rülpste und sitzend auf der Bank einschlief.
Wenngleich es die Worte eines
Betrunkenen waren, Niklas nahm sie ernst.
Und er
begann, mit Maria darüber zu sprechen.
Sie war
nicht gerade erfreut, doch sagte sie mit fester Stimme, dass sie bei ihm bleiben
werde, egal wohin es ihn ziehe.
Nur die
Geburt des Kindes sollte hier in Regensburg und nicht irgendwo unterwegs geschehen.
Niklas
verstand dies als Zustimmung und bei nächster Gelegenheit sprach er seinen Schwiegervater
darauf an.
Joachim
war genauso skeptisch, sicherte jedoch zu, mit zu überlegen, wie die beiden – oder
dann hoffentlich drei, einen Umzug am besten bewerkstelligen könnten.
»Auf jeden
Fall solltet ihr im Sommer reisen. Nur dann kann ein beinah Neugeborenes die Strapazen
ertragen. Und wo ihr hingehen könnt, überlege ich mir noch.«
Bis dahin
gab es in der Brauerei immer ausreichend zu tun.
Zum Jahresende
weihte Niklas zwei seiner Gehilfen in die Lehre der ›Reinen Brauer‹ ein. Einer der
beiden war Markus, genannt der Schnaitter – sein Vater war Schneider.
Der andere
hieß Lukas. Weil seine Eltern aus der Habsburgerstadt Wels im Ostreich nach Regensburg
gekommen waren, hieß er nur der Welser.
Beide
waren begabte Brauer und versprachen, mit Leib und Seele ›Reine Brauer‹ zu bleiben.
Markus
und Lukas wurden von Niklas schon mit dem Wissen in alle Arbeitsschritte eingeweiht,
dass Niklas’ Abschied irgendwann in naher Zukunft kommen würde.
Im Januar
des Jahres 1276 kam Matthias Friedrich zur Welt. Maria hatte eine leichte Geburt
gehabt. Es war nicht auszumachen, wer stolzer war: Niklas, der Vater, oder der Großvater
Joachim.
Beide
benahmen sich, als hätten sie höchstpersönlich die Wehen durchgestanden und verbrachten
eine bierselige Nacht miteinander.
In dieser
Nacht beredeten die beiden den Abschied der Familie aus Regensburg.
Joachim
hatte Erkundigungen eingezogen.
»Wenn
es dir um eine eigene Brauerei und Bürgerrechte geht, solltest du vielleicht zuerst
in eine kleinere Stadt gehen und dein Glück machen. Köln ist ein Moloch, der euch
verschlingen könnte. Warte lieber noch ein paar Jahre, bevor du dorthin gehst.«
Ein halbes
Köpfl Bier, bevor er fortfuhr:
»Ich habe
einen Vetter namens Valentin, der hat sich als Kerzenmacher im Bidgau des Rheinlands
niedergelassen. Er lebt in einer kleinen Stadt namens Bitzburg an der uralten Handelsstrecke,
die seit Römerzeiten zwischen ›Treviris – Trier‹ und Köln existiert. Versuche es
dort, auch dort kannst du freier Bürger werden. Ich werde ihm schreiben, damit er
dich im Sommer erwartet.«
Das war
nicht genau das, was Niklas geplant hatte, andererseits hatte er auch ein wenig
Angst vor Köln. Zu groß, zu viele Menschen, so hatte er gehört. Und neben denen,
die dort Erfolg hatten, gab es mindestens ebenso viele, die alles verloren, Hab,
Gut und Leben.
Nach Köln
war es nicht so weit, das konnte er sich zwischendurch schon einmal ansehen.
Ansonsten
war es beschlossene Sache: Im Sommer sollte es aufgehen nach Bitzburg!
5
Nachdem das Frühjahr vorbei war und der kleine Matthias
Friedrich sich gut entwickelte, wurde gepackt.
Zum ersten
Mal reichte es bei Niklas nicht mehr aus, sein Bündel zu schnüren und loszugehen.
Er musste
jetzt die Verantwortung für Maria und den Säugling übernehmen.
Joachim
unterstützte ihn finanziell so gut, dass sie auf einem Wagen mitfahren konnten,
auf dem auch alle ihre Habseligkeiten Platz fanden.
Zu
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