Der Bierzauberer
langsam
aufwärts.
Im achten
Jahrhundert gab es hier eine ›villa regia‹ der fränkischen Könige, und Bitburg war
gleichzeitig Hauptort eines ausgedehnten Gaues, des Bidgaues, gewesen.
Aber nicht
nur jahrelange Fehden und politische Auseinandersetzungen um die Stadt zwischen
der Grafschaft Luxemburg und dem Trierer Bischof hatten für ein Klima der Unruhe
und Unzufriedenheit gesorgt. Sogar die Kirchenfürsten untereinander waren uneins.
Bitburg lag genau zwischen den berühmten Klöstern Echternach, Prüm und St. Maximin
in Trier, und so versuchten alle drei, möglichst viel von der Propstei Bidgau, wie
das Bitburger Umland immer noch genannt wurde, unter ihre Kontrolle zu bekommen
und auszubeuten. Viele Menschen waren weggezogen, vorzugsweise in die größeren Städte.
Bitburg
lag, umgeben von Wald, Heide und Wasser, auf einem flachen Plateau. Jenseits der
Stadtmauern führten die Straßen durch Landwehre, Wälle mit Gräben, um etwaigen Feinden
schon am Anfang den Zugang zur Stadt zu erschweren. Die Wälle waren mit Dornengebüsch
besetzt, vereinzelte Warttürme sollten sicherstellen, dass anrückende Feinde schon
früh erspäht wurden.
Zwei Ereignisse
in jüngster Zeit hatten Bitburg aber Auftrieb gegeben, Märkte fanden jetzt wieder
jede Woche statt, die Einwohnerzahl wuchs. Im Moment drängten sich mehr als 2000
Menschen innerhalb der Stadtmauern. Und es wurden wöchentlich mehr. Die Stadt war
dabei, sich auszudehnen.
Das erste
wichtige Ereignis in Bitburgs Geschichte war der Trier-Luxemburger Vertrag zwischen
dem Trierer Erzbischof und der Gräfin Ermesindis von Luxemburg, der 1239 geschlossen
wurde.
Darin
wurde Bitburg erstmals als ›Oppidum-Stadt‹ bezeichnet, der Erzbischof verzichtete
weitgehend auf seine Ansprüche an Bitburg und die Luxemburger verpflichteten sich,
die Stadt zu befestigen.
Damit
war die eine Unsicherheit vorerst gebannt.
Der Sohn
der Gräfin Ermesindis hieß Heinrich der Blonde.
Und er
entließ im Jahre 1262 Bitburg endgültig mit Brief und Siegel in die Freiheit einer
Stadt.
›Im Namen
der Heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit.
Heinrich,
Graf zu Luxemburg und Laroche, Markgraf zu Arlon.
Wir wollen,
dass alle Christgläubigen, gegenwärtige und zukünftige, wissen, dass wir in dem
Bestreben, für Frieden und Ruhe unserer Bürger zu Bitburg zu sorgen, beschlossen
haben, sie mit dem Privileg der Freiheit auszuzeichnen.‹
Diese
Freiheit gab Bürgern und Schöffen das Recht, einen der ihren zum Richter zu wählen,
eigenes Gericht zu halten, eigene Masse und Gewichte festzusetzen, Weiden, Gewässer
und Wälder der Stadt zu nutzen sowie die Stadt zu bewachen.
Der letzte
Satz der Proklamation lautete:
›Die Bürger
von Bitburg sollen hinsichtlich ihrer Personen und ihrer Habe auf ewige Zeiten Freiheit
und Sicherheit genießen, vorbehaltlich der vorstehenden Verpflichtungen und vorbehaltlich
der Strafen, die sie bei persönlichen Vergehen von alters her nach Schöffenurteil
abzutragen gewohnt sind.‹
Das klang
wie Musik in Niklas’ Ohren.
Die Worte
›vorstehenden Verpflichtungen‹ nahm er nicht zur Kenntnis, die volle Tragweite ging
ihm erst nach einigen Monaten auf.
Denn Freiheit
hat ihren Preis, immer und überall.
So ließen
sich denn auch die Luxemburger die gewährten Privilegien teuer bezahlen.
Jeder
Bürger musste jährlich zwölf luxemburgische Denare zahlen, bei Verzug sogar doppelt.
Alle Verkäufe innerhalb der Stadtgrenzen, mit Ausnahme des Getreides, wurden besteuert.
Allerdings wurde überführten Steuerhinterziehern Straffreiheit gewährt, wenn sie
nachzahlten.
Beim Getreide
wurden die Käufer besteuert, beim Wein die Händler.
Und der
Kriegsdienst für die Luxemburger war so selbstverständlich wie der tägliche Sonnenuntergang.
Stadtplan
Bitburg
6
Nachdem sich Niklas einige
Tage lang die Stadt angeschaut hatte, setzte er einen Brief auf und ging zum Stadtoberhaupt,
der Richter oder Zender genannt wurde. Sein Name war Manfred de Porta. Er und die
Schöffen, die allesamt dem Stadtadel entstammten und alle miteinander verwandt oder
verschwägert waren, entschieden über die Bewerbungen. Der Freiheitsbrief hatte zu
viele Ausnahmen offen gelassen, als dass jeder Einwohner in den Genuss der Freiheitsrechte
kam. Der Bitburger Adel wollte sichergehen, wen er privilegierte. Denn die Bürgerrechte
galten nicht nur für Frau und Kinder, sie waren auch erblich.
Es gab
in Bitburg derzeit nur eine Brauerei und die gehörte einem der
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