Der Bierzauberer
schlecht, weil die Altstadt auf einem Hügel lag. Die Ziehbrunnen
reichten zur Wäsche und für den alltäglichen Bedarf, jedoch nicht für die Ansprüche
eines Brauhauses.
Er hatte
es noch niemandem gesagt, doch er hatte bereits eine Idee, wo er bauen wollte: Dort,
wo der Albach in die Kyll floss, würde er seine Brauerei verwirklichen.
Der Platz
hatte erst einmal den Vorteil guten Wassers für das Bier. Schließlich wurde in den
Teil, aus dem er sauberes Wasser entnehmen wollte, kein Kloakenwasser hineingespült.
Dies geschah mehr am Oberlauf, etwa drei Kilometer vorher. Er hatte des Öfteren
gehört, wie mühsam es war, per Ratsbeschluss zu erreichen, dass vor Brautagen nicht
mehr in den Bach geschissen werden durfte. Die Leute hielten sich einfach nicht
daran, beschwerten sich aber hinterher gerne über den Geschmack des Bieres. Außerdem
gab es fließendes Wasser zum Betrieb der Mahl- und Rührwerke, die er plante. Der
Platz lag etwas abseits, gehörte trotzdem immer noch zum Stadtgebiet.
Er lag
auf dem Weg nach Kyllburg und St. Thomas, zwei von Pilgern und Kaufleuten viel besuchten
Orten, und dieser war dazu einer der Hauptwege, um in die Stadt zu gelangen. Auch
der Bitburger Stadtadel betrieb Viehzucht und Ackerbau auf den Weiden, Äckern und
Wiesen im Umland. Die Viehställe lagen teilweise in der Stadt, so wurde das Vieh
regelmäßig hinein- und hinausgetrieben. Und das machte durstig, so folgerte Niklas.
Für den
weiteren Ausschank plante er eine zusätzliche Bierstube in der Petersgasse, die
am äußeren Rand der alten Stadtmauer lag. Der größte Ziehbrunnen der Altstadt lag
direkt davor auf dem Petersplatz, was Niklas ebenfalls als Vorteil ansah. Um die
Schöpftröge aus Stein, die dort laufend nachgefüllt wurden, war immer emsiges Treiben.
Diese Arbeit verlangte genauso nach Bier.
Und wohnen
wollte er mit Maria und dem Kind in der Nähe beider Plätze, in der Petersgasse oder
am Albach, um rasch zu Hause zu sein, wenn die Arbeit einmal zu lange dauerte.
Viele
Bitburger, die ihn begrüßten und ihm gratulierten, gaben ihm gute Ratschläge oder
wollten mit ihm ins Geschäft kommen.
Der Pastor
der Kirche St. Maximin kam als einer der Ersten und bat ihn um Bier für sein Hospiz
neben der Kirche.
»Die armen
Zisterzienserinnen aus dem Kloster St. Thomas, zu denen wir gehören, lassen uns
hier ziemlich im Stich. Wenn du uns aushilfst, könntest du dein Getreide als Gegenleistung
in der Mühle in Rittersdorf mahlen, die zu uns gehört.«
Niklas
entgegnete:
»Die Mühle
brauche ich nicht, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Klosterleben ohne
Bier keine rechte Freude ist. Ich werde dich also ab und zu bedenken.«
Bitburg
war als Stadt zu klein, um eine Brauerzunft zu haben. In einigen größeren Städten
gab es das bereits als Fortführung der alten Handwerkergilden der ›Brassatores‹,
wie die Brauer westlich des Rheins, in Luxemburg und Flandern, genannt wurden. Er
musste lediglich mit Peter de Foro als Konkurrent zurechtkommen.
Niklas
rechnete es durch. Das Geld seines Schwiegervaters würde noch eine Zeit lang zum
Leben reichen, nicht aber für den Kauf von zwei Häusern und einer Brauerei nebst
Interieur für alles. Daher nahm er einen Kredit bei einem jüdischen Geldverleiher
auf, den er im nächsten Frühjahr, nach der ersten erfolgreichen Brausaison, zurückzahlen
wollte.
Er kaufte
ein Haus in der Petersgasse, zwei Häuser daneben mietete er für einen günstigen
Zins eine Schankstube. Schließlich zogen sie um. Nicht, ohne sich bei Valentin Lichter
herzlich zu bedanken und ihm Freibier für lange Zeit zuzusichern.
Maria hatte sichtlich Freude
daran, zum ersten Mal einen eigenen Hausstand einzurichten. Besonders die Auswahl
der Küchengeräte fiel sehr ausgiebig aus.
Da sie
ihren persönlichen Haushalt, die Schankstube sowie das Brauhaus am Albach hatten,
beschloss sie erst einmal, alles dreifach zu bestellen.
Dabei
kam es zum ersten Streit zwischen Niklas und Maria. Als der eines Tages nach Hause
kam und die Unmengen von Geschirr sah, die dort bereits herumlagen, fuhr er Maria
an:
»Weib,
bist du von Sinnen, willst du uns gleich zu Beginn ruinieren?«
Maria
war den Tränen nahe, sie besprachen das Ganze und beschlossen, nicht alles dreimal
zu kaufen, sondern nur die wirklich notwendigen Gerätschaften. Der Rest sollte im
Lauf der Zeit folgen.
»Also
denn, Kochgeschirr wie Stielpfanne und Kessel brauchen wir dreierlei, ebenso Schürgabel
und Blasebalg. Bratrost,
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