Der Bierzauberer
geworden.
Zur neuen
Saison, die bei kaltem Sommerwetter bereits Ende August losgehen konnte, war er
bereit. Er hatte sich leere Bücher gekauft, in denen er genau aufschreiben wollte,
was er kaufen und verkaufen würde.
Noch einmal
würde er nicht im Schuldenturm sitzen.
9
Die neue Saison begann trotzdem
mit Ärger. Der Böttcher Melchior hatte ihm die bestellten Fässer pünktlich geliefert.
Doch beim ersten Befüllen lief das Bier aus dem Fass heraus und kurz darauf fiel
es auseinander. Niklas schaute sich das Fass an, stellte fest, dass sowohl die Ränder
als auch die Fassringe, die Bänder, nicht richtig befestigt waren. Und noch rund
ein Dutzend andere Fässer hatten den gleichen Makel. Er ließ Melchior holen.
»Deine
Fässer sind außer Rand und Band!«, herrschte er ihn an.
Melchior
versprach, die Reparatur und den Ersatz schnell durchzuführen. Niklas musste für
den Anfang mit weniger Fässern auskommen.
Dann kam aber gleich eine
gute Nachricht: Maria erwartete ihr zweites Kind. Ansonsten lief das Geschäft gut;
so gut, dass Niklas sich wieder mit Basteleien und Verbesserungen in der Brauerei
beschäftigen konnte. Der Teil des Brauhauses, der ihm immer noch nicht gut genug
funktionierte, war der Mechanismus, mit dem sie die festen Teile des Getreides von
der Flüssigkeit trennten. Er hatte bereits verschiedene Abseihvorrichtungen gesehen
und mit ihnen gearbeitet. Er hatte sich in Bitburg die gleiche bauen lassen wie
in St. Gallen: einen Bottich, der unten einen Auslauf hatte und der am Boden mit
gepresstem Stroh ausgelegt war. In Weihenstephan hatten sie eine Art riesengroßen
Strumpf aus grobem Leinen verwendet. Auch de Foro verwendete diese Art Abseihvorrichtung.
Die Arbeit mit dem Strumpf war aber sehr mühselig, da man ihn zwischendurch immer
wieder ausleeren musste. Das war die dreckigste und anstrengendste Arbeit im gesamten
Brauhaus.
Jetzt
versuchte Niklas, diese beiden Ideen zu kombinieren. Er ließ sich einen kleinen
Bottich herrichten, mit einem Auslauf unten im Boden. Als besondere Vorrichtung
bat er den Zimmermann Notte, unten an der Innenseite des Bottichs eine Anzahl Klemmen
einzubauen. Damit klemmte er ein großes rundes Tuch aus stabilem Sackleinen rundum
über dem Boden des Bottichs fest.
Nun ließ
er die heiße Maische darauflaufen. Die Ergebnisse waren ausgezeichnet, viel besser,
als Niklas sich vorgestellt hatte. Leider war das Ganze sehr arbeitsaufwändig. Sein
Brauknecht Elli brauchte Unterstützung.
Der Zufall ergab es, dass
der Stadtadlige Christoffel La Penna, der auch Schöffe war, eines Abends bei Niklas
im ›Arschleder‹, wie der Ausschank in der Petersgasse mittlerweile im Volk genannt
wurde, einkehrte. Nach ein paar Krügen Bier bat er Niklas an den Tisch. Ein paar
lobende Worte über die Qualität des Bieres, schließlich kam er zur Sache:
»Ich habe
einen Sohn, Hugo, der bald 15 Jahre alt wird. Ich möchte, dass er kein Taugenichts
wird, sondern ein gescheites Handwerk lernt.«
Anders
als bei offiziellen Anlässen, sprach er ihn mit ›Du‹ an.
»Hättest
du Platz zu arbeiten für ihn? Im ersten Jahr würde ich dir sechs Denare dazuzahlen.
Sobald er wirklich arbeiten kann, wäre sein Lohn der normale Brauerlohn, den du
auch deinem anderen Burschen zahlst. Und das für zwei weitere Jahre. Dann sehen
wir weiter.«
Niklas
befürchtete zwar, sich unter Umständen einen zukünftigen Konkurrenten ins Haus zu
holen, aber willigte trotzdem ein.
Hugo La
Penna fing bald an und erwies sich als geschickter, fleißiger Junge. So konnte sich
Niklas mehr denn je dem Thema Abseihbottich widmen. Es stellte sich bald heraus,
dass die Tücher sehr schnell rissen, wenn das Gewicht der Maische darauf lastete.
Niklas ließ den Schmied kommen und stellte ihn vor eine echte Herausforderung:
»Ich brauche
eine runde, glatte Platte aus Metall, Kupfer oder Eisen zum Beispiel. Diese soll
genauso groß sein wie der Boden des Bottichs, kann ruhig auch aus zwei Teilen bestehen.
Kannst du das für mich herstellen?«
Der Schmied
versprach, sein Bestes zu geben, ohne zu wissen, wofür es gut war.
Nach vier
Wochen war die Platte aus Kupfer fertig. Der Schmied hatte sie in zwei Teilen gefertigt,
was Transport und Handhabung erleichterte.
Danach
verbrachte Niklas mehrere Tage damit, mit einem kleinen spitzen Meißel, der nach
vorne ein wenig abgerundet war, viele kleine Löcher in die Platte zu schlagen. Die
Arbeit machte er im Geheimen, weil er nicht sicher war, ob es
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