Der Bierzauberer
funktionieren würde.
Seine Idee war, dass die Flüssigkeit durch die kleinen Löcher nach unten abfließen,
die Körner dagegen auf der Platte liegen bleiben könnten.
Er hatte
sich vom Zimmermann 20 kleine Füßchen aus Holz bauen lassen. Er legte die Kupferplatten
daraufhin auf diese Füßchen, direkt über den Boden des Bottichs.
Schon
nach dem ersten Sud war klar: Er wollte nie wieder anders arbeiten. Qualität und
Klarheit der Flüssigkeit waren brillant, die Arbeitserleichterung war unschätzbar.
Um diese
Vorrichtung als Vorteil für sich zu behalten, ließ Niklas zum Jahresende seine beiden
Brauer, Elli und Hugo, den Eid der ›Reinen Brauer‹ leisten. Zusätzlich nahm er ihnen
das Versprechen ab, keine Geheimnisse aus der Brauerei an andere weiterzutragen,
insbesondere nicht an de Foro, die Kyllburger oder die Oberkailer Brauer.
Niklas
bestellte bald eine zweite Kupferplatte, und sie bauten den vorhandenen Stroh-Abseiher
um. Ab Februar war Niklas’ Brauerei komplett umgestellt.
Im März 1278 brachte Maria
eine gesunde Tochter zur Welt, die sie Agnes Maria nannten.
Niklas
ließ für den kleinen Matthias Friedrich kleine Holzwerkzeuge anfertigen, die den
großen Werkzeugen in der Brauerei nachempfunden waren. Alle Gäste lachten immer,
wenn der Kleine mit seiner Miniaturausgabe von Rührgabel, Schöpfkelle, Schlegel
und Zapfen durch die Gaststube fegte und mit den Holzeimern, die ihm Maria dazugestellt
hatte, den Pierpreu spielte.
Sie brauten
bis in den Mai hinein, Niklas verdiente viel Geld, zahlte alle Steuern pünktlich
und war mit sich und dem Leben zufrieden.
10
Im Frühjahr 1279 wurde das
Bier ganz plötzlich viel schneller aufgebraucht als geplant, und zwar aus einem
ganz besonderen Grund. Eines Morgens Anfang April warf der kleine Matthias Friedrich
im Obergeschoss ih-res kleinen Wohnhauses in der Petersgasse eine Kerze um. Ein
Tuch und eine Decke fingen sofort Feuer, innerhalb von Minuten brannte eine Seite
des Dachstuhls, kurz darauf die andere. Zum Glück konnten Niklas, Maria und die
Kinder rechtzeitig und sicher das Haus verlassen. Niklas lief zweimal zurück, um
seine Geldkatze und sein Brauerbuch zu retten. Sein sonstiges Vermögen lag, gut
gesichert, in einer festen, verschlossenen Eisentruhe im ›Feisten Römer‹.
Die Bitburger
Bürger eilten herbei und halfen, so gut es ging, beim Löschen des Brandes. Als der
Brunnen am Petersplatz zu versiegen drohte, öffnete Niklas die Tür und den Keller
zum ›Arschleder‹ und ließ den Brand mit den bisher nicht verkauften Resten seines
eigenen Bieres löschen. Eimer- und krügeweise schütteten die Bitburger den kostbaren
Gerstensaft in die lodernden Flammen. Einige konnten nicht widerstehen und probierten
immer erst einen Schluck, bevor sie das ›Löschwasser‹ vergossen. So wurde aus dem
Löschen bald ein, dem Umstand nicht angemessenes, heiteres Trinkgelage. Obwohl der
Brand dann letztendlich gelöscht werden konnte, bevor das Haus bis auf die Grundmauern
niederbrannte, war es danach für einige Zeit unbewohnbar.
Die Bitburger
erzählten noch lange und gerne von ihren Heldentaten, wie sie, den Bierkrug in der
Hand, den Flammen mit Römerbier getrotzt hatten.
Niklas
hingegen haderte mit dem Schicksal, das ihm wieder einmal Hindernisse in den Weg
warf; wollte er eigentlich nur ein sorgenfreies Leben führen.
Die Anteilnahme,
die er in den folgenden Wochen von Seiten der Bitburger erfuhr, machte jedoch einiges
wieder wett. Er erhielt tatkräftige Hilfe beim Wiederaufbau des Hauses. Brände dieser
Art passierten öfter, und da galt es als erste Bürgerpflicht, sich gegenseitig zu
helfen.
Er machte
sich deswegen keine weiteren Sorgen darum, dass seine Lebensversicherung gegenüber
Bernard, die beiden Briefe, im Dachstuhl mit verbrannt waren. Er wähnte sich, seit
er in Bitburg Bürger war, erlöst und frei von Bernards Verfolgung.
Zu Braubeginn im Herbst hatten
sich alle vom Schrecken des Brandes erholt und das Leben ging in gewohnten Bahnen
im neu aufgebauten Haus in der Petersgasse weiter.
Nachdem er sich anfangs mit
Peter de Foro gut verstanden hatte, wurde das Verhältnis ab dem Frühjahr 1280 zusehends
schlechter. Peter de Foro war eigentlich nicht sehr geschäftstüchtig, wiewohl sehr
reich, und verstand sich aber gut mit dem Stadtadel von Bitburg und den Mächtigen
der Umgebung. Hatte er zuerst von Niklas mit profitiert, wie bei den Volksfesten
auf der Kyllburger Richtstatt, so wurde die Nachfrage nach
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