Der Bierzauberer
seinem Bier nun immer
geringer.
Niklas
hatte zudem den Fehler gemacht, de Foro den Wortlaut seiner Abmachung mit dem Erzbischof
zu sagen. Darin war nicht die Rede von Niklas, sondern von den ›Bitburger Brassatores‹.
Das, so folgerte de Foro für sich, könnte ja auch er allein sein.
Und dieses
Geschäft am Volksfest beim Hochgericht nur für ihn, einmal im Jahr, dann bräuchte
er den Rest des Jahres eigentlich fast nichts mehr zu machen!
Also fing
er an, Niklas’ Bier schlechtzumachen und mit allerlei Gespött und Gerede dafür zu
sorgen, dass die Leute wirklich das Gefühl bekamen, mit Niklas’ Bier wäre etwas
nicht in Ordnung. Er setzte die alten Verleumdungen von Bernard erneut in die Welt.
›Römerbier
ist Teufelsbier.‹
›Schaut
ihm aufs Handwerk! Das geht nicht mit rechten Dingen zu.‹
Und dergleichen
mehr.
Diese
Kampagne zog sich über mehr als ein Jahr hin.
Mit allen
Mitteln sorgte de Foro dafür, dass Niklas die Lust verlor, in Bitburg eine Brauerei
zu betreiben. Hatte Niklas in seiner zweiten Saison den lukrativen Auftrag zur Belieferung
des Bitburger Hospitals erhalten, bekam dieses Geschäft schon bald den ersten Dämpfer.
Peter
de Foros Bruder Otto wurde Ende 1279 zum Hospitalmeister gewählt, und Anfang 1280
wurde Niklas mitgeteilt, dass die Bierlieferungen für das St. Johannis-Hospital
künftig wieder durch den ›Lüsternen Eber‹ erfolgen würden.
Der Gipfel
der Kampagne waren dann ein Jahr später kleine bedruckte Zettel, die überall auftauchten,
wie aus dem Nichts.
Auf diesem
Zettel war das Bild eines Mannes abgedruckt, der sich gerade vor einem anderen erbrach,
und darunter stand nur:
Vom Römer Pier,
wie schlecht ward mir
Niklas konnte den Urheber
nicht ausfindig machen, auch wenn er wusste, dass de Foro dahinter steckte. Er beschwerte
sich beim Zender und bei den Schöffen, aber außer Gespött erntete er nichts. Es
war keine Straftat, diese Zettel zu verteilen, und so musste Niklas damit klarkommen,
dass ihm die Leute Spottverse nachriefen.
Besonders
seine Familie litt darunter. Maria war viel dünnhäutiger als er und Matthias Friedrich
und Agnes Maria zu jung, um zu verstehen, weshalb die anderen Kinder sie verlachten.
Also startete er im Verborgenen
Verhandlungen über den Verkauf der Brauerei. Der Betrieb war von ihm gut geplant
worden, erst vier Jahre alt und in sehr gutem Zustand. Niklas glaubte nicht, dass
es im weiteren Umkreis etwas Vergleichbares gab. Ein guter Verkauf würde ihn aller
Geldsorgen vorerst entledigen.
Er streckte
seine Fühler nach Trier und nach Echternach aus, um Interessenten zu finden. Zu
seiner allergrößten Überraschung stand aber an einem Herbsttag des Jahres 1281 Peter
de Foro persönlich in der Tür. Er heuchelte Anteilnahme und fragte, warum Niklas
denn nicht ihn über den Verkauf der Brauerei informiert hätte. Schließlich seien
sie alte Freunde und als Bitburger Brauer müssten sie ja zuerst miteinander reden.
Niklas
musste sich sehr zusammennehmen, de Foro nicht hinauszuwerfen. Er sagte etwas spöttisch,
er glaube nicht, dass de Foro sich eine zweite Brauerei leisten könne. De Foro entgegnete:
»Da hast du recht, Niklas. Ich würde die andere Brauerei dann ja auch schließen.
Sag mir deinen Preis.«
Niklas
nannte, nur um ihn endgültig loszuwerden, eine Summe, die etwa um die Hälfte höher
lag als die Summe, die er den Trierern und Luxemburgern genannt hatte.
Außerdem
müssten seine Brauer und Knechte mit übernommen werden. Und er werde bis zum Saisonende
noch brauen, die Brauerei also erst ab nächstem Sommer hergeben. De Foro grinste,
sagte nur: »Teuer, aber annehmbar!«, und schlug ein.
Niklas
hatte keine Brauerei mehr, war aber ein gemachter Mann.
Nun konnte er endlich Albertus
Magnus’ Empfehlung nachkommen. Er war gereift und dabei erfahrener, aber auch wohlhabender
geworden.
Köln wartete
auf ihn …
11
Köln! Die größte Stadt Europas , vielleicht sogar
der ganzen Welt!
Hauptstadt
des Handels, aber auch der Gauner und Dirnen. Seine Begleiter waren schon oft dort
gewesen und erzählten Niklas unterwegs allerlei Geschichten.
»Die Dirnen
sind noch das Harmloseste, was dir dort begegnen kann«, erzählte der eine. »Wir
nennen sie ›Kuniberts Gänse‹ und du erkennst sie an den gelben Schleifen an den
Schuhen. Vor 200 Jahren, unter Bischof Sigewin, gab es ein Feuer, das auch den alten
Dom einzufangen drohte. In der Nähe arbeiteten Dirnen, die halfen, das Feuer
Weitere Kostenlose Bücher