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Der Bierzauberer

Der Bierzauberer

Titel: Der Bierzauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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zukünftig zu pflegen und für ihn bereitzuhalten,
wenn er dafür bezahlen würde. Der geforderte Preis war immer noch niedriger als
der Preis für den Bäckerhusch, und so sagte Niklas zu.
    Der Herbst
kam und die Brauerei war fertiggestellt. Die beiden Ausschankstellen waren eingerichtet
mit Theke, Tischen und Bänken und bereit, ihre Gäste zu empfangen.
    Die Namensgebung
war schwieriger als erwartet. Eigentlich wollte Niklas der Brauerei einen Namen
geben, der mit seinem Schicksal oder seiner Verbindung zu den ›Reinen Brauern‹ zu
tun hatte. Er befürchtete aber zu Recht, dies könnte Misstrauen wecken, und außerdem
wollte er sich nicht zu weit vom ›Lüsternen Eber‹ de Foros abgrenzen, weil er nach
wie vor auf dessen guten Willen als Konkurrent angewiesen war. Also gab er seiner
Brauerei, wohl wissend um die Vorliebe der alten Bitburger Römer für Wein statt
Bier, schließlich den Namen ›Zum Feisten Römer‹. Seine Gaststube in der Petersgasse
nannte er ›Zum Gescheuerten Arschleder‹. Er wollte schon mit dem Namen zeigen, seine
Gäste könnten lange sitzen bleiben, solange sie nur genug Bier tranken.
    Niklas
gab drei Schilder in Auftrag: Zweimal machte der Schmied einen sechszackigen Brauerstern
mit dem jeweiligen Namen als Aushänger für die Häuser an der Albach und in der Petersgasse.
Und ein Schild schnitt Wilhelm, genannt der Notte, aus einem soliden Eichenbrett
heraus und gravierte dort ein:
    ›Ein böses
Weib, ein saures Bier, behüt’ der Himmel uns dafür.‹
    Das hängte
Niklas ins Sudhaus seiner neuen Brauerei.
     
    Als Brauerknecht verdingte
sich ein kräftiger, etwas pummeliger Gehilfe namens Thomas, der wohnte in der Ellengasse
und wurde bald nur mehr Elli gerufen.
    Er machte
sich gut als Schoppenbrauer, wie die Brauerknechte hier auch hießen. Da Maria in
der Petersgasse arbeiten wollte, stellte er in der Brauerei die Hülfersfrau Magdalena
als Brühfrau ein. Dann konnte es losgehen.
    Das Geschäft
lief gut an, die Bitburger waren neugierig. Es gab einige, die sein ›Römerbier‹
nicht so mochten, und so hatte auch die de-Foro-Brauerei ihre Kunden. Dennoch verkaufte
Niklas mehr Bier, als er gehofft hatte.
    Zu seiner
Freude entdeckte er in der Nähe der Brauerei eine Grotte in der kleinen Schlucht
des Albachs, die er aushauen ließ und sich als Eiskeller herrichtete.
    Dadurch,
und weil das Hopfenbier erwiesenermaßen länger hielt als das Gruitbier, konnte er
bis in den Juni Bier verkaufen. De Foro musste bereits im April passen.
     
    Den ersten großen Beweis seiner
Geschäftstüchtigkeit stellte Niklas bereits im März 1277 unter Beweis. Das Kyllburger
Hochgericht hatte in der Nähe von Orsfeld auf der Flur, die den Namen ›Am Gericht‹
trug, seine Richtstätte. Im Frühjahr 1277 wurde ein neuer Galgen errichtet. Dazu
sollten fünf Verbrecher gehängt werden, und das Ganze würde nicht nur den Charakter
eines Volksfestes haben, es würde eines sein.
    Niklas
hörte rechtzeitig davon und beantragte beim Erzbischof von Trier, auf dessen Ländereien
die Richtstätte lag, den Bitburger Brauern, das hieß ihm und de Foro, das Privileg
zum Bierausschank für diesen Ort zu erteilen.
    Dieses
Privileg wurde erteilt, natürlich nur wieder gegen klingende Münze, und die Kyllburger
und Oberkailer Brauer machten lange Gesichter, als der Tag des Gerichts da war.
    Hunderte
von Menschen waren gekommen, alle hungrig und durstig, denn neben der mühsamen Anreise
dauerte die ganze Veranstaltung viele Stunden.
    Für den
Adel, der angereist war, hatte man eigens eine Tribüne errichtet.
    Gaukler,
Jongleure und fahrende Sänger unterhielten das Publikum.
     
    Niemand beschwerte sich, wenn
ein Krug Bier, der normal zwei Pfennige kostete, hier für das Doppelte verkauft
wurde.
    Als die
Delinquenten im Karren vorgefahren wurden, war die Stimmung bereits bestens. Man
durfte sie ungehindert beschimpfen, bespucken oder bewerfen. Viele fassten sie an,
weil es als Glücksbringer galt, einen Todgeweihten zu berühren.
    Zuerst
wurden nacheinander zwei gewöhnliche Diebe hingerichtet. Am Galgen standen zwei
Leitern. Der Henker befestigte die Schlinge aus Hanfseil am Galgenhaken, bevor er
mit dem Verurteilten hinaufstieg. Oben angekommen, legte er dem Dieb die Schlinge
um den Hals und stieg wieder hinunter. Er stieß die andere Leiter um und der Todgeweihte
hing frei in der Luft. Innerhalb weniger Minuten sorgte die Schwere des eigenen
Körpers für den Tod, indem Luftröhre und Blutgefäße abgedrückt und

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