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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Fenster geschaut? Sie haben nicht zufällig einen großen, dunkelhaarigen Mann wie den Comte de la Roche den Zug verlassen sehen?»
    Katherine schüttelte den Kopf. «Nein, ich glaube nicht», sagte sie. «Es gab da einen jungen Burschen mit Kappe und Mantel, der ausgestiegen ist, aber ich glaube, er hat gar nicht den Zug verlassen, sondern ist nur ein wenig auf dem Bahnsteig hin und her gegangen. Dann war da noch ein dicker Franzose mit Bart, in Pyjama und Mantel, der wollte eine Tasse Kaffee. Ich glaube, außer diesen beiden war da nur noch das Zugpersonal.»
    Poirot nickte mehrmals. «Es ist nämlich so, wissen Sie», sagte er vertraulich. «Der Comte de la Roche hat ein Alibi. Ein Alibi, das hat immer etwas Pestilenzialisches, und es lädt immer zu schlimmstem Argwohn ein. Aber wir sind da!»
    Sie fuhren sofort hinauf zu Van Aldins Suite, wo sie Knighton fanden. Poirot machte ihn mit Katherine bekannt. Nachdem sie ein paar Höflichkeiten ausgetauscht hatten, sagte Knighton: «Ich lasse Mr Van Aldin wissen, dass Miss Grey da ist.»
    Er ging durch eine zweite Tür in einen Nebenraum. Sie hörten ein leises Stimmengemurmel, und dann kam Van Aldin ins Zimmer, ging mit ausgestreckter Hand auf Katherine zu und musterte sie dabei aufmerksam und durchdringend.
    «Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Grey», sagte er einfach. «Ich wollte sehr gern hören, was Sie mir über Ruth erzählen können.»
    Die ruhige Art des Millionärs beeindruckte Katherine. Sie fühlte seinen echten Schmerz umso stärker, weil er ihn nicht zur Schau trug.
    Er holte einen Sessel für sie herbei.
    «Setzen Sie sich doch bitte hierhin und erzählen Sie einfach.»
    Poirot und Knighton zogen sich diskret ins Nebenzimmer zurück, und Katherine und Van Aldin blieben allein zurück. Ganz schlicht und natürlich gab sie, so genau sie konnte, ihre Unterhaltung mit Ruth Kettering wieder. Er hörte, im Sessel zurückgelehnt, schweigend zu, mit einer Hand beschirmte er seine Augen. Als sie geendet hatte, sagte er ruhig:
    «Ich danke Ihnen, meine Liebe.»
    Dann schwiegen beide. Katherine fühlte, dass Worte des Mitgefühls fehl am Platze wären. Als der Millionär zu sprechen begann, war sein Tonfall verändert:
    «Ich bin Ihnen sehr dankbar, Miss Grey. Ich glaube, Sie haben etwas getan, um meiner armen Ruth in den letzten Stunden ihres Lebens das Herz zu erleichtern. Jetzt möchte ich Sie etwas fragen. Sie wissen – Monsieur Poirot wird es Ihnen erzählt haben – von dem Halunken, mit dem sich mein armes Mädchen eingelassen hatte. Er ist der Mann, von dem sie Ihnen erzählt hat – der Mann, den sie treffen wollte. Halten Sie es für möglich, dass sie nach dem Gespräch mit Ihnen ihre Meinung geändert haben könnte?»
    «Ich kann es Ihnen wirklich nicht sagen. Offensichtlich war sie zu einem Entschluss gelangt. Sie wirkte später fröhlicher.»
    «Sie haben aber keine Ahnung, wo sie diesen Fiesling treffen wollte – in Paris oder in Hyères?»
    Katherine schüttelte den Kopf.
    «Darüber hat sie nichts gesagt.»
    «Ah!», sagte Van Aldin nachdenklich, «und das ist der springende Punkt. Tja, die Zeit wird es an den Tag bringen.»
    Er stand auf und öffnete die Tür zum Nebenraum. Poirot und Knighton traten wieder ein.
    Katherine lehnte die Einladung des Millionärs zum Essen ab, und Knighton begleitete sie nach unten und half ihr in den wartenden Wagen. Als er zurückkehrte, fand er Poirot und Van Aldin ins Gespräch vertieft.
    «Wenn wir nur wüssten», sagte der Millionär nachdenklich, «zu welchem Entschluss Ruth gekommen ist. Es gibt ein halbes Dutzend Möglichkeiten. Vielleicht wollte sie den Zug in Paris verlassen und mir telegrafieren. Oder sie hatte die Absicht, weiter nach Südfrankreich zu fahren, um hier eine Aussprache mit dem Grafen herbeizuführen. Wir tappen vollkommen im Dunkeln – absolut im Dunkeln. Durch die Zofe wissen wir, dass sie von seinem plötzlichen Auftauchen auf dem Bahnhof in Paris überrascht und sogar betroffen war. Dieses Zusammentreffen war also offenbar nicht im Programm vorgesehen. Stimmen Sie mir zu, Knighton?»
    Der Sekretär fuhr auf. «Ich bitte um Entschuldigung, Mr Van Aldin! Ich habe nicht zugehört.»
    «Sie träumen wohl, was?», sagte Van Aldin. «Ist doch sonst nicht Ihre Art. Ich glaube, das Mädchen hat Sie umgehauen.»
    Knighton wurde rot.
    «Ein bemerkenswert nettes Mädchen», sagte Van Aldin versonnen, «sehr nett. Haben Sie zufällig ihre Augen bemerkt?»
    «Ihre Augen»,

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