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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sah sie erstaunt an. «Sie nicht?»
    «O doch», sagte Katherine eilig, «das heißt, ich meine, wenn es kein gewöhnlicher Bahnraub war.»
    «Das könnte natürlich sein», stimmte er zu, «mir scheint aber, dass der Comte de la Roche bemerkenswert gut ins Bild passt.»
    «Aber er hat ein Alibi.»
    «Ach, Alibis!» Knighton lachte; sein Gesicht zeigte ein angenehm jungenhaftes Lächeln.
    «Sie gestehen, dass Sie gern Detektivromane lesen, Miss Grey. Dann müssten Sie doch eigentlich wissen, dass jeder, der ein perfektes Alibi hat, besonders verdächtig ist.»
    «Glauben Sie, dass es im wirklichen Leben so ist?», fragte Katherine lächelnd.
    «Warum nicht? Dichtung beruht auf Wahrheit.»
    «Ist ihr aber weit überlegen», sagte Katherine.
    «Vielleicht. Jedenfalls hätte ich, wenn ich ein Verbrecher wäre, nicht gern Hercule Poirot auf den Fersen.»
    «Ich auch nicht», sagte Katherine und lachte.
    Als sie ankamen, wurden sie von Poirot empfangen. Da es ein warmer Tag war, trug er einen weißen Leinenanzug mit einer weißen Kamelie im Knopfloch.
    «Bonjour, Mademoiselle», sagte Poirot. «Ich sehe sehr englisch aus, nicht wahr?»
    «Sie sehen wunderbar aus», sagte Katherine taktvoll.
    «Sie machen sich lustig über mich», sagte Poirot gut gelaunt, «aber das macht nichts. Papa Poirot lacht immer zuletzt.»
    «Wo ist Mr Van Aldin?», fragte Knighton.
    «Wir treffen ihn bei unseren Sitzplätzen. Um die Wahrheit zu sagen, mein Freund, ist er nicht besonders zufrieden mit mir. Oh, diese Amerikaner – Ruhe, Entspannung, so etwas kennen sie nicht. Monsieur Van Aldin hätte am liebsten, dass ich mich auf der Jagd nach Verbrechern in alle Winkel und Gassen von Nizza stürze.»
    «Ich würde sagen, dass das kein schlechter Plan wäre», bemerkte Knighton.
    «Sie irren sich», sagte Poirot, «bei solchen Dingen braucht man nicht Energie, sondern Finesse. Auch beim Tennis trifft man viele Menschen. Das ist sehr wichtig. Ah, da ist Mr Kettering.»
    Derek kam direkt auf sie zu. Er sah rastlos und verärgert aus, als sei etwas geschehen, was ihn aus der Ruhe gebracht hatte. Knighton und er begrüßten einander recht kühl. Einzig Poirot schien keinerlei Missstimmung zu bemerken und plauderte munter weiter, in dem löblichen Versuch, alle aufzuheitern. Er verteilte kleine Komplimente.
    «Es ist erstaunlich, Monsieur Kettering, wie gut Sie Französisch sprechen», bemerkte er, «so gut, dass man Sie für einen Franzosen halten könnte, wenn Sie wollten. Das ist eine seltene Leistung für einen Engländer.»
    «Ich wollte, ich könnte das», sagte Katherine. «Mir ist nur zu klar, dass mein Französisch von der schrecklichen britischen Art ist.»
    Sie erreichten ihre Plätze und setzten sich, und fast sofort bemerkte Knighton seinen Dienstherrn, der ihn von der anderen Seite des Platzes zu sich winkte. Er ging sofort zu ihm hinüber.
    «Mir gefällt der junge Mann», sagte Poirot und schickte dem davoneilenden Sekretär ein strahlendes Lächeln nach, «und Ihnen, Mademoiselle Grey?»
    «Ich finde ihn sehr nett.»
    «Und Sie, Monsieur Kettering?»
    Eine schnippische Antwort lag Derek auf der Zunge, aber er verschluckte sie, als ob ihn etwas in den zwinkernden Augen des kleinen Belgiers plötzlich gewarnt hätte. Er sprach vorsichtig, wog seine Worte ab.
    «Knighton ist ein anständiger Bursche.»
    Einen kurzen Moment kam es Katherine so vor, als blicke Poirot enttäuscht drein.
    «Übrigens ist er ein großer Verehrer von Ihnen, Monsieur Poirot», sagte sie und berichtete einiges von dem, was Knighton erzählt hatte. Es machte ihr Spaß zu beobachten, wie der kleine Mann sich förmlich aufplusterte, sich in die Brust warf und dabei eine gespielte Bescheidenheit zur Schau trug, die niemanden täuschen konnte.
    «Dabei fällt mir ein, Mademoiselle Grey», sagte er plötzlich, «dass ich eine kleine geschäftliche Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen habe. Als Sie sich im Zug mit dieser armen Dame unterhielten, müssen Sie wohl ein Zigarettenetui verloren haben.»
    Katherine wirkte sehr erstaunt. «Ich glaube nicht», sagte sie. Poirot zog aus der Tasche ein Zigarettenetui aus weichem blauem Leder, das mit einem goldenen K geschmückt war.
    «Nein, das gehört nicht mir», sagte Katherine.
    «Ah, ich bitte tausendmal um Entschuldigung. Dann gehört es sicher Madame selbst. K steht natürlich für Kettering. Wir haben daran gezweifelt, weil sich in ihrer Handtasche ein anderes Zigarettenetui befand, und es schien uns merkwürdig,

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