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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schmuck. Ich glaube Ihnen. Sie hatten vollkommen Recht, als Sie angenommen haben, dass wir wegen der Rubine in Nizza sind. Man hat sie hier verabredungsgemäß übergeben. Mein Vater hat sie jetzt. Übrigens hat er Ihnen ja neulich einen Wink gegeben, wer unser mysteriöser Kunde ist.»
    «Der Marquis?», fragte Poirot leise.
    «Ja, der Marquis.»
    «Haben Sie den Marquis jemals gesehen, Mademoiselle Zia?»
    «Einmal», sagte sie. «Aber nur undeutlich», setzte sie hinzu. «Durch ein Schlüsselloch.»
    «Das ist immer mit Schwierigkeiten verknüpft», sagte Poirot mitfühlend. «Immerhin haben Sie ihn gesehen. Würden Sie ihn wieder erkennen?»
    Zia schüttelte den Kopf.
    «Er trug eine Maske», erklärte sie.
    «Jung oder alt?»
    «Er hatte weißes Haar. Vielleicht eine Perücke, vielleicht auch nicht. Eigentlich glaube ich nicht, dass er so alt war. Sein Gang war jung, und seine Stimme auch.»
    «Seine Stimme?», sagte Poirot nachdenklich. «Ah, seine Stimme! Würden Sie die wieder erkennen, Mademoiselle Zia?»
    «Ich glaube schon.»
    «Sie interessierten sich für ihn, wie? Das hat Sie zum Schlüsselloch getrieben.»
    Zia nickte.
    «Ja, ja, ich war neugierig. Man hat so viel über ihn gehört – er ist kein gewöhnlicher Dieb – er ist eher eine Gestalt aus der Geschichte oder einem Roman.»
    «Ja», sagte Poirot nachdenklich, «ja, vielleicht.»
    «Aber nicht das wollte ich Ihnen eigentlich sagen, sondern eine andere kleine Tatsache, die Ihnen – na ja – nützlich sein könnte.»
    «Ja?», sagte Poirot ermutigend.
    «Wie ich Ihnen schon sagte, wurden die Rubine meinem Vater hier in Nizza übergeben. Ich habe die Person, die sie ihm übergab, nicht gesehen, aber…»
    «Ja?»
    «Eines weiß ich: Es war eine Frau.»

Neunundzwanzigstes Kapitel

Ein Brief von daheim
     
    L iebe Katherine!
    Da Sie jetzt in der großen Welt leben, wird es Sie vielleicht nicht weiter interessieren, was hier bei uns vorgeht. Da ich Sie aber immer für ein vernünftiges Mädchen gehalten habe, ist Ihnen vielleicht alles wen i ger zu Kopf gestiegen, als ich annehme. Hier ist eigen t lich alles wie immer. Es gab einigen Ärger mit dem neuen Kaplan, der skandalös hochtr a bend ist. Meiner Meinung nach ist er nicht weniger und nicht mehr als ein Römer. Alle haben mit dem Pfarrer darüber ger e det, aber Sie wissen ja, wie der Pfarrer ist – lauter christliche Näch s tenliebe und überhaupt kein Mumm. Ich hatte zuletzt viel Ärger mit den Dienstmädchen. Diese Annie war nicht zu gebrauchen – Röcke kaum bis zum Knie und nicht dazu zu bringen, vernünft i ge Wollstrümpfe zu tragen. Sagen la s sen die sich alle nichts. Mein Rheumatismus hat mir viel zu schaffen gemacht, und Dr. Harr i son hat nicht lockerg e lassen, bis ich mich eines Tages doch nach London aufgemacht habe, um einen Spezialisten zu konsu l tieren – eine Verschwendung von drei Guineen samt Bah n fahrt, habe ich ihm gesagt. Aber ich konnte eine ve r billigte Rückfahrkarte bekommen. Der Spezialist machte ein langes Gesicht und red e te hin und her, bis ich ihm endlich gesagt habe: «Ich bin eine einf a che Frau, Do k tor, und ich will, dass man einfach zu mir spricht. Ist es also Krebs oder nicht?» Da musste er es freilich zugeben. Ein Jahr lang wird’s wohl noch g e hen, mit Pflege, und mit den Schmerzen soll es nicht so arg sein, obwohl ich sicher bin, ich kann Schmerzen genauso gut ertragen wie jede andere Christe n frau. Ich fühle mich aber oft recht einsam hier, wo doch die mei s ten meiner Freundinnen tot oder weggezogen sind. Ich wünschte, Sie wären in St. Mary Mead, meine Liebe, und das ist eine Ta t sache. Wenn Sie nickt das ganze Geld geerbt und sich in die gr o ße Gesellschaft davongemacht hätten, würde ich Ihnen das Do p pelte von dem anbieten, was die arme Jane Ihnen gezahlt hat, damit Sie kommen und sich um mich kümmern. Aber es hat keine Sinn, sich zu wünschen, was man nicht kri e gen kann. Nur für den Fall, dass die Dinge bei Ihnen schief g e hen sollten – und das ist ja immer möglich. Ich habe so viele Geschichten gehört ü ber angebliche Adlige, die Mädchen heiraten und ihnen ihr Geld abknöpfen und sie dann an der Kirchentür stehen lassen. Ich bin sicher, Sie sind zu vernünftig als dass Ihnen so etwas passieren könnte, aber man weiß, ja nie; und da Sie ja nie viel Aufmer k samkeit erhalten haben, kann Ihnen so etwas leicht zu Kopf ste i gen. Deshalb, meine Liebe, vergessen Sie nicht, es gibt für Sie hier immer ein Zuhause;

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