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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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sich bei Spitznamen rufen, Augen verdrehen und sich - wie gewohnt nach Cliquen abgegrenzt - gegenseitig angiften. Sie sind in eine Welt zurückgekehrt, wo nach wie vor Feindseligkeit und Abneigung herrschen.
    Meine Schule ist wieder normal geworden.
    Ich laufe in Richtung Tor, um Roman zur Rede zu stellen, doch er ist schon weg. Also umfasse ich Damen fester, führe ihn über den Parkplatz und bugsiere ihn in mein Auto, während Miles und Haven, die zwei besten Freunde, die mir so gefehlt haben und die ich niemals wiedersehen werde, uns folgen.
    »Ihr wisst, dass ich euch wahnsinnig gern habe, oder?« Ich schaue zwischen ihnen hin und her und weiß, dass sie das bescheuert finden, aber ich musste es einfach sagen.
    Sie sehen einander an und wechseln einen erschrockenen Blick, während sich beide fragen, was eigentlich mit dem Mädchen passiert ist, das sie einmal als Eiskönigin tituliert haben.
    »Ähm, okay«, sagt Haven und schüttelt den Kopf.
    Doch ich lächele nur und drücke sie beide an mich, umarme sie fest, während ich Miles ins Ohr flüstere: »Was auch immer du tust, hör nicht auf zu schauspielern und zu singen, es wird dich sehr ...« Ich halte inne und frage mich, ob ich ihm wirklich sagen soll, dass ich gerade strahlendes Rampenlicht und den Broadway gesehen habe, aber ich will ihm seinen Weg dorthin nicht nehmen, indem ich ständig alles vorhersehe, also sage ich bloß: »Es wird dich sehr glücklich machen.«
    Und noch ehe er etwas erwidern kann, bin ich schon bei Haven, denn ich muss das alles schnell erledigen, damit ich Damen zu Ava bringen kann. Aber ich will sie unbedingt dazu anhalten, sich selbst mehr zu lieben, sich nicht mehr in anderen zu verlieren, und ihr klarmachen, dass Josh es wert ist, so lange wie möglich bei ihm zu bleiben. »Du bist so wertvoll«, sage ich ihr. »Du hast so viel zu geben - wenn du doch nur sehen könntest, wie hell dein Stern in Wirklichkeit leuchtet.«
    »Ähm, würg!«, sagt sie und lacht, während sie sich aus meiner Umarmung windet. »Alles in Ordnung mit dir?« Sie blinzelt zwischen Damen und mir hin und her. »Und was ist mit ihm los? Warum hängt er so schlapp rum?«
    Ich schüttele den Kopf und steige ein, da ich keine Zeit mehr zu verlieren habe. Und während ich rückwärts aus der Parklücke stoße, schaue ich aus dem Fenster und frage: »Hey, wisst ihr vielleicht, wo Roman wohnt?«
     

ZWEIUNDVIERZIG
    Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann über meinen plötzlichen Wachstumsschub und meinen auf einmal so kräftigen Bizeps froh wäre, doch nur aufgrund meiner neuen Größe und Stärke (ganz zu schweigen von Damens abgemagertem Zustand) trage ich Damen jetzt praktisch den ganzen Weg von meinem Auto zu Avas Haustür. Ich stütze ihn, während ich an die Tür klopfe, und bereite mich seelisch darauf vor, bei ihr einzubrechen, wenn es sein muss, freue mich aber doch, als sie aufmacht und uns beide hineinwinkt.
    Ich gehe mit dem stolpernden Damen an meiner Seite durch den Flur, bleibe vor der indigoblauen Tür stehen und starre Ava entgeistert an, als sie sie nicht aufmacht.
    »Wenn dein Raum so heilig und so rein ist, wie du meinst, glaubst du dann nicht, dass das Damen nur helfen würde? Glaubst du nicht, dass er so viel positive Energie braucht, wie er nur kriegen kann?«, frage ich, obwohl ich weiß, dass es ihr Kopfzerbrechen macht, die »kontaminierte« Energie eines kranken, dem Tode nahen Mannes hineinzulassen, was aber derart lächerlich ist, dass ich gar nicht weiß, was ich dazu sagen soll.
    Sie sieht mich an und hält den Blickkontakt weit länger aufrecht, als es meiner begrenzten Geduld lieb ist, und als sie schließlich nachgibt, stürme ich an ihr vorbei, bette Damen auf den Futon in der Ecke und decke ihn mit der Wolldecke zu, die dort bereitliegt.
    »Der Saft ist im Kofferraum, zusammen mit dem Gegengift«, sage ich und werfe ihr die Schlüssel zu. »Der Saft ist erst in zwei Tagen richtig reif, aber heute Abend müsste es Damen schon viel besser gehen, wenn der Vollmond aufgeht und das Gegengift fertig ist. Du kannst ihm den Saft später geben, um seine Kräfte wieder aufzubauen. Wahrscheinlich wird er ihn aber gar nicht brauchen, da ohnehin alles rückgängig gemacht wird. Aber trotzdem - nur für den Notfall«, sage ich nickend und wünschte, ich wäre nur halb so zuversichtlich, wie ich klinge.
    »Bist du sicher, dass es funktioniert?«, fragt sie und sieht mir zu, wie ich meine allerletzte Flasche von dem Elixier aus der Tasche

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