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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Ahnung, ob das heißt, dass mein Plan funktioniert hat und beides gar nicht gebraucht wurde, oder ob das Gegenteil zutrifft und irgendetwas schiefgegangen ist.
    Ich stürme zu der indigoblauen Tür am Ende des Flurs, weil ich unbedingt nachsehen will, ob Damen noch da ist, werde jedoch von Roman aufgehalten, der die Tür blockiert. Mit breitem Grinsen sagt er: »Wie schön, dich wieder hier zu haben, Ever. Aber ich habe Ava gleich gesagt, dass du bald wieder da sein würdest. Du weißt ja, wie es heißt - du kannst nicht nach Hause zurückkehren!«
    Ich mustere sein kunstvoll zerzaustes Haar, das das Ouroboros-Tattoo an seinem Hals perfekt umrahmt, und weiß, dass er trotz meiner Fortschritte und obwohl ich meine Mitschüler aufwecken konnte, immer noch die Oberhand hat.
    »Wo ist Damen?« Ich suche sein Gesicht nach einer Antwort ab, während sich mein Magen verkrampft. »Und was hast du mit Ava gemacht?«
    »Na, na.« Er lächelt. »Mach dir keine Sorgen. Damen ist genau da, wo du ihn zurückgelassen hast. Obwohl ich, offen gestanden, gar nicht fassen kann, dass du ihn verlassen hast. Offenbar habe ich dich unterschätzt. Ich hatte ja keine Ahnung. Allerdings frage ich mich schon, wie Damen es finden würde, wenn er Bescheid wüsste. Ich wette, er hat dich auch unterschätzt.«
    Ich schlucke schwer und muss an Damens letzte Worte denken: Du hast mich verlassen. Er hat mich ganz und gar nicht unterschätzt, er wusste genau, welchen Weg ich einschlagen würde.
    »Und was Ava angeht...« Roman lächelt. »So wird es dich freuen zu hören, dass ich überhaupt nichts mit ihr gemacht habe. Du solltest mittlerweile wissen, dass ich nur Augen für dich habe«, murmelt er und bewegt sich so schnell, dass ich kaum blinzeln kann, als sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt ist. »Ava ist von sich aus gegangen. Damit wir ungestört sind. Und jetzt, da es nur noch eine Frage von ...« Er hält inne, um auf die Uhr zu sehen. »Na ja, Sekunden ist, bis du und ich es offiziell machen können. Du weißt schon, ohne die lästigen Schuldgefühle, die du gehabt hättest, wenn wir früher zusammengekommen wären - ehe er Gelegenheit hatte dahinzuscheiden. Nicht dass ich Schuldgefühle gehabt hätte, aber du kommst mir vor wie jemand, der sich selbst gern als gut und rein und voll der besten Absichten und diesen ganzen Schwachsinn empfindet, was für meinen Geschmack ein bisschen zu kitschig ist. Aber wir finden sicher einen Weg, das alles aufzuarbeiten.«
    Ich blende seine Worte aus, während ich meinen nächsten Schritt plane. Ich versuche, seinen Schwachpunkt auszuloten, seine Achillesferse, sein verletzlichstes Chakra. Da er die Tür blockiert, durch die ich hindurch muss, die Tür, die zu Damen führt, muss ich ihn ausschalten. Doch ich muss vorsichtig handeln. Wenn ich ihn attackiere, muss es schnell sein, unerwartet und sofort ins Schwarze treffen. Sonst gerate ich in einen Kampf, den ich womöglich nicht gewinne.
    Er streichelt mir die Wange, und ich schlage so fest nach ihm, dass man seine Knochen knirschen hört, während seine zerschmetterten Finger schlaff vor mir baumeln.
    »Aua.« Er lächelt, schüttelt die Hand und biegt seine augenblicklich verheilten Finger gerade. »Du bist mir vielleicht eine Kratzbürste. Aber du weißt, dass mich das nur noch schärfer macht, oder?« Ich verdrehe die Augen und spüre seinen kalten Atem an meiner Wange, als er sagt: »Warum hörst du nicht auf, mich zu bekämpfen, Ever? Warum stößt du mich weg, wenn ich das Einzige bin, was dir geblieben ist?«
    »Warum tust du das?«, frage ich, und mein Magen verkrampft sich, während seine Augen finster und schmal werden, bis keinerlei Licht oder Farbe mehr in ihnen enthalten ist. »Was hat dir Damen denn getan?«
    Roman wirft den Kopf in den Nacken und sieht mich durchdringend an. »Das ist ganz einfach, Schätzchen.« Auf einmal verändert sich seine Stimme, verliert ihren britischen Akzent und nimmt einen Tonfall an, den ich noch nie an ihm vernommen habe. »Er hat Drina umgebracht. Also bringe ich ihn um. Dann sind wir quitt. Fall erledigt.«
    Sowie er es ausspricht, weiß ich es. Ich weiß genau, wie ich ihn überwältigen und durch diese Tür gehen kann. Denn neben dem Wer und dem Wie habe ich jetzt auch das Warum. Das ungreifbare Motiv, nach dem ich die ganze Zeit gesucht habe. Und jetzt steht zwischen Damen und mir nur noch ein fester Schlag gegen Romans Nabelchakra oder den Solarplexus, wie man die Stelle auch

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