Der blaue Mond
er von ihr.
»Und, steht unsere Verabredung zum Essen am Samstagabend noch?«, will sie wissen.
Ich schlucke schwer und dränge Damen telepathisch dazu, einfach nur zu nicken, zu lächeln und zuzustimmen, auch wenn er keine Ahnung hat, wovon sie redet, da ich ihm nichts davon erzählt habe.
»Ich habe für acht Uhr einen Tisch reserviert.«
Ich halte die Luft an und sehe zu, wie er lächelnd nickt, genau wie ich ihn beschworen habe. Er geht sogar noch einen Schritt weiter. »Würde ich mir niemals entgehen lassen«, sagt er verbindlich.
Er schüttelt Sabine die Hand und macht sich daran, die Treppe hinunterzusteigen.
Während ich ihn vor die Haustür begleite, versuche ich, ihm die Sache zu erklären. »Das mit dem Abendessen tut mir leid. Irgendwie hab ich wohl gehofft, sie wäre so beschäftigt, dass sie die ganze Sache vergisst.«
Er drückt mir die Lippen auf die Wange, ehe er in seinen Wagen steigt. »Sie macht sich Sorgen um dich. Will sichergehen, dass ich gut genug für dich bin, es ernst mit dir meine und dich nicht verletzen will. Glaub mir, das hatten wir alles schon. Und auch wenn es ein- oder zweimal ganz schön knapp war, habe ich meines Wissens die Prüfung immer bestanden.« Er lächelt.
»Ach ja, der strenge puritanische Vater«, sage ich und stelle ihn mir als den Inbegriff einer autoritären Elternfigur vor.
»Du würdest dich wundern.« Damen lacht. »Der reiche Grundbesitzer war ein viel strengerer Wächter. Trotzdem bin ich an ihm vorbeigekommen.«
»Vielleicht zeigst du mir eines Tages deine Vergangenheit«, sage ich. »Du weißt schon, dein Leben, bevor wir uns kennen gelernt haben. Dein Zuhause, deine Eltern, wie du so geworden bist...« Meine Stimme wird leiser, als ich den Schmerz in seinen Augen aufblitzen sehe und weiß, dass er darüber nach wie vor nicht sprechen will. Er macht regelmäßig dicht und verschanzt sich, was mich nur noch neugieriger macht.
»Nichts davon spielt eine Rolle«, sagt er, lässt meine Hand los und hantiert an den Spiegeln herum, alles nur, um mich nicht ansehen zu müssen. »Das Einzige, was zählt, ist das Jetzt.«
»Ja, aber Damen ...«, beginne ich und will erklären, dass ich nicht nur meine Neugier befriedigen will, sondern Nähe suche, ein Band zwischen uns, und mir wünsche, er würde mir diese Geheimnisse aus lange vergangenen Zeiten anvertrauen. Doch als ich ihn erneut ansehe, weiß ich, dass ich ihn nicht bedrängen darf. Außerdem ist es vielleicht an der Zeit, ihm einen kleinen Vertrauensvorschuss zu gewähren.
»Ich hab ja nur gedacht...«, sage ich und spiele am Saum meines T-Shirts herum.
Er sieht mich an, die Hand auf dem Schalthebel, bereit, den Rückwärtsgang einzulegen.
»Jetzt könntest du ja eigentlich diese Reservierung vornehmen, oder?«, sage ich, ehe ich die Lippen zusammenpresse und ihn direkt ansehe. »Du weißt schon, im Montage oder im Ritz?«, füge ich hinzu und halte die Luft an, während er mit seinen schönen Augen mein Gesicht studiert.
»Bist du sicher?«
Ich nicke. Klar bin ich sicher. Wir warten schon seit Hunderten von Jahren auf diesen Moment, also warum sollen wir es noch länger hinauszögern?
»Mehr als sicher«, sage ich und blicke ihm tief in die Augen.
Er lächelt, und zum ersten Mal an diesem Tag leuchtet seine Miene auf. Und ich bin so erleichtert, ihn wieder normal zu erleben, nach seinem seltsamen Verhalten von zuvor - seine Distanziertheit in der Schule, sein Unvermögen, das Portal erscheinen zu lassen, sein Schwächeanfall -, alles so untypisch für den Damen, den ich kenne. Er ist immer so stark, sexy, schön und unbesiegbar - immun gegenüber schwachen Momenten und schlechten Tagen. Ihn so verletzlich zu sehen hat mich weit mehr erschüttert, als ich zugeben will.
»Dein Wunsch ist mir Befehl«, sagt er und füllt meine Arme mit Dutzenden manifestiertet roter Tulpen, ehe er davonrast.
ACHT
Als ich Damen am nächsten Morgen auf dem Parkplatz treffe, sind all meine Ängste wie weggefegt. Sowie er mir die Wagentür aufmacht und mir aus dem Auto hilft, registriere ich, wie gesund er aussieht und wie umwerfend attraktiv er ist. Wenn ich ihm in die Augen blicke, ist klar, dass sämtliche gestrigen Merkwürdigkeiten verschwunden sind. Wir sind verliebter als je zuvor.
Und wie. Die ganze Englischstunde über lehnt er sich zu mir herüber und flüstert mir ins Ohr, sehr zu Mr. Robins' Ärger und Stacias und Honors Missfallen. Jetzt beim Lunch macht er genauso weiter, streichelt mir die
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