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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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einst getan hat?
    Erneut sehe ich Ava an und weiß, dass ich nicht das Recht habe, ihr vorzuschreiben, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, vor allem wenn ich daran denke, was ich beschlossen habe, mit meinem anzufangen.
    Und so greife ich lächelnd nach ihrer Hand und sage: »Also, im Moment brauche ich dich. Erzähl mir alles, was du über Astrologie weißt.«
     

SIEBENUNDDREISSIG
    »Na?« Ich lehne mich hinüber zu Ava, drücke die Ellbogen auf die Tischplatte und versuche, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, weg von den Attraktionen Saint-Germains.
    »Ich weiß, dass ich Widder bin.« Sie zuckt die Achseln und lässt den Blick erneut von mir wegschweifen, zur Seine, dem Pont Neuf, dem Eiffelturm, dem Are de Triomphe und zu Notre Dame (die in dieser Version von Paris alle nebeneinander stehen).
    »War's das?« Ich rühre in meinem Cappuccino und frage mich, warum ich ihn überhaupt bei dem comicfigurartigen Garcon mit dem hochgezwirbelten Schnurrbart, dem weißen Hemd und der schwarzen Weste bestellt habe, da ich ja nicht die geringste Absicht habe, ihn zu trinken.
    Sie seufzt und sieht mich an. »Ever, kannst du dich nicht einfach mal entspannen und die Aussicht genießen? Wann warst du denn das letzte Mal in Paris?«
    »Noch nie«, sage ich und rolle derart mit den Augen, dass sie es unmöglich übersehen kann. »Ich war noch nie in Paris. Und es tut mir ja leid, dass ich dir das sagen muss, Ava, aber das hier...«Ich hole mit dem Arm aus, mache eine weite Geste und zeige auf den Louvre, der gleich neben dem Kaufhaus Printemps steht, das wiederum ans Musee d'Orsay angrenzt. »Das hier ist nicht Paris. Das hier ist eine Art aufgeblasene Disney-Version von Paris. Als hätte man einen Stapel Reiseprospekte und Postkarten von der Stadt genommen, sie mit ein paar Szenen aus diesem putzigen Zeichentrickfilm Ratatouilk vermischt und dann das hier daraus gemacht. Ich meine, hast du den Kellner gesehen? Ist dir aufgefallen, wie sein Tablett andauernd ins Wackeln und Kippen kam, ohne einmal runterzufallen? Ich glaube nicht, dass es im echten Paris solche Kellner gibt.«
    Doch obwohl ich mich hier aufführe wie die schlimmste Spaßbremse aller Zeiten, lacht Ava bloß. Sie wirft sich das rotbraune Haar über die Schulter und sagt: »Also, nur zu deiner Information, ich habe es genau so in Erinnerung. Vielleicht haben die Sehenswürdigkeiten nicht alle in Reih und Glied nebeneinandergestanden wie hier, aber so ist es doch viel schöner. Ich habe an der Sorbonne studiert, weißt du. Hab ich dir eigentlich schon mal erzählt, wie ich damals ...«
    »Super, Ava. Echt toll«, sage ich. »Ich würde wirklich gern davon hören, wenn mir nicht langsam die Zeit ausginge. Also, was ich dich eigentlich fragen wollte, ist, was du über Astrologie oder Astronomie weißt oder welche Wissenschaft auch immer sich mit den verschiedenen Mondphasen beschäftigt.«
    Sie bricht ein Stückchen Baguette ab und buttert es, ehe sie fragt: »Kannst du das ein bisschen präzisieren?«
    Ich ziehe den gefalteten Zettel heraus, den ich nach meiner Vision vollgekritzelt habe, und schiele zu ihr hinüber. »Okay, was genau ist ein Neumond, und wann kommt er vor?«
    Sie pustet auf ihren Kaffee, ehe sie aufsieht und mir antwortet. »Ein Neumond tritt auf, wenn Sonne und Mond an gleicher Stelle stehen - also, wenn sie, von der Erdoberfläche aus betrachtet, beide den gleichen Platz am Himmel einzunehmen scheinen. Deswegen reflektiert der Mond das Licht der Sonne nicht, was außerdem bedeutet, dass man ihn nicht sehen kann, da seine dunkle Seite zur Erde zeigt.«
    »Aber was bedeutet das? Ist es ein Symbol für irgendwas?«
    Sie nickt und bricht noch ein Stück Baguette ab. »Es ist ein Symbol für einen Neubeginn. Du weißt schon, Verjüngung, Erneuerung, Hoffnung - solche Sachen. Es ist auch eine gute Zeit, um Veränderungen vorzunehmen, schlechte Gewohnheiten aufzugeben oder auch schlechte Beziehungen.« Sie wirft mir einen bezeichnenden Blick zu.
    Doch ich lasse mich nicht beirren, da ich weiß, dass sie auf Damen und mich anspielt, ohne zu ahnen, dass ich die Beziehung nicht nur beenden, sondern regelrecht löschen will. Denn sosehr ich ihn auch liebe, so wenig ich mir eine Zukunft ohne ihn vorstellen kann, glaube ich trotzdem, dass es so für alle am besten ist. Nichts von alledem hätte jemals passieren dürfen. Wir hätten nie passieren dürfen. Es ist unnatürlich und falsch, und jetzt ist es meine Aufgabe, alles wieder rückgängig zu

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