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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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respektiert. Es ist nämlich unmöglich, diese Gegenstände zu manifestieren, da sie unbedingt von ihrem ursprünglichen Herkunftsort stammen müssen.
    Wir fixieren einander verbissen. Während ich mir vornehme, so lange wie nötig durchzuhalten, bricht sie den Blickkontakt schon bald ab und beginnt in dem Aktenschrank herumzusuchen und Hunderte von Päckchen durchzusehen. »Ach, und eines noch«, sage ich.
    Aus meinem Rucksack krame ich die Zeichnung des seltenen, schwer zu findenden Krauts, das im Florenz der Renaissance oft verwendet wurde. Die letzte unerlässliche Zutat, um das Elixier wirksam zu machen. Ich reiche ihr das Blatt und frage: »Kommt Ihnen das bekannt vor?«
     

NEUNUNDDREISSIG
    Als wir alle unsere Zutaten beisammenhaben - nun ja, alles außer dem Quellwasser, dem Nativen Olivenöl Extra, den langen, spitz zulaufenden weißen Kerzen (die Lina merkwürdigerweise ausgegangen waren, obwohl sie doch eigentlich das Normalste von allem waren, was ich verlangt habe), der Orangenschale und dem Foto von Damen, das ich von ihr auch gar nicht erwartet hätte - kehren wir zu meinem Auto zurück.
    Ich schließe gerade die Tür auf, da sagt Ava: »Ich glaube, ich gehe zu Fuß nach Hause; es ist ja gleich um die Ecke.« »Bist du sicher?«
    Sie breitet die Arme aus, als wollte sie die Nacht umarmen. Ihre Lippen verziehen sich zu einem Grinsen. »Es ist so schön draußen«, antwortet sie, »das will ich genießen.«
    »So schön wie im Sommerland?«, frage ich, während ich mir überlege, was wohl diese plötzlichen Glücksgefühle ausgelöst hat, denn schließlich war sie in Linas Hinterzimmer noch ganz ernst.
    Sie lacht, den Kopf in den Nacken geworfen, den bleichen Hals entblößt, ehe sie den Blick wieder auf mich richtet und sagt: »Keine Sorge. Ich habe nicht vor, aus meinem normalen Leben auszusteigen und ganz dorthin zu ziehen. Aber es ist einfach schön, den Zugang zu haben, wenn ich eine kleine Auszeit brauche.«
    »Pass auf, dass du nicht zu oft hingehst«, ermahne ich sie und wiederhole damit die gleiche Warnung, die Damen einst an mich gerichtet hat. »Sommerland macht süchtig«, füge ich hinzu. Als ich sehe, wie sie sich die Arme um den Körper schlingt und mit den Schultern zuckt, weiß ich, dass ich mir die Worte hätte sparen können, da sie garantiert so bald und so oft wie möglich wieder hinreisen wird.
    »Und, hast du alles, was du brauchst?«
    Ich nicke und lehne mich gegen die Autotür. »Den Rest besorge ich auf dem Nachhauseweg.«
    »Und du bist dir sicher, dass du bereit bist?« Sie sieht mich an, und ihre Miene ist auf einmal wieder ernst und angespannt. »Du weißt schon, das alles zurückzulassen? Damen zurückzulassen?«
    Ich schlucke schwer und versuche, nicht daran zu denken. Lieber beschäftige ich mich mit etwas anderem, konzentriere mich darauf, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen, bis es morgen ist und ich mich verabschieden muss.
    »Denn wenn etwas einmal geschehen ist, kann man es nicht mehr ungeschehen machen.«
    Ich zucke die Achseln. »Das ist ja wohl offensichtlich falsch.« Sie neigt den Kopf zur Seite und lässt sich das rotbraune Haar ins Gesicht wehen.
    »Aber das, wohin du zurückkehrst - dir ist doch klar, dass du wieder ganz normal sein wirst, oder? Du hast keinen Zugang mehr zu diesem Wissen, dir wird all das verborgen bleiben. Bist du sicher, dass du dahin zurückkehren willst?«
    Ich sehe zu Boden und kicke ein Steinchen davon, statt sie anzusehen. »Also, ich will nicht lügen. Es geht alles so viel schneller, als ich gedacht hätte - und ich habe gehofft, ich hätte mehr Zeit, um ... um alles zu Ende zu bringen. Aber alles in allem, ja, ich glaube, ich bin bereit.« Ich halte inne, lasse die Worte, die ich gerade gesprochen habe, Revue passieren und weiß, dass sie nicht vermitteln konnten, was ich eigentlich gemeint habe. »Ich meine, ich weiß, dass ich bereit bin. Ja, ich bin definitiv bereit. Alles wieder zurechtzurücken und die Dinge wieder in Ordnung zu bringen ist nämlich - na ja, es scheint mir eben das Richtige zu sein, weißt du?«
    Und obwohl ich das gar nicht wollte, hebt sich meine Stimme am Satzende, sodass es mehr wie eine Frage rüberkommt als wie die Aussage, die es sein sollte. Und so schüttele ich den Kopf und sage: »Ich habe gemeint, dass es absolut, total, einhundertprozentig das Richtige ist.« Nach kurzer Pause füge ich hinzu: »Warum sonst hätte ich wohl Zugang zur Akasha-Chronik bekommen?«
    Ava sieht mich mit festem

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