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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Lythande am Haus der Nixen vorbei, wo es so exotische Freuden geben sollte, wie sich aus dem Namen schließen ließe, dann am Haus der Peitschen, das von allen gemieden wurde, außer jenen, die nur dies und sonst keines besuchen wollten, und kam schließlich, unter dem Antlitz der Grünen Göttin, die noch weit außerhalb Ranke verehrt wurde, zum Aphrodisiahaus.
    Bercy schaute sich mit großen Augen um, bewunderte die Säulen der Empfangshalle, den Schein der hundert Laternen, die prächtig gewandeten Frauen, die lässig auf weichen Kissen ruhten, bis sie gerufen wurden. Ja, wahrhaftig waren sie kostbar gewandet, und es gab keine, die nicht edles Geschmeide trug -Myrtis verstand ihr Handwerk und wußte, wie sie ihre Ware zur Schau stellen mußte. Lythande nahm an, daß Neid aus dem Blick der zerlumpten Bercy sprach. Vermutlich verkaufte sie sich im Basar für ein paar Kupferstücke oder einen Laib Brot, seitdem sie alt genug dafür war. Doch irgendwie hatte sie sich -wie Blumen, die auf einem Misthaufen wuchsen -eine bezaubernde, frische Schönheit bewahrt: gold und weiß und blütenhaft. Selbst halbverhungert und in Lumpen rührte sie an Lythandes Herz.
    »Bercy, hast du heute schon gegessen?«
    »Nein, Herr.«
    Lythande rief den riesenhaften Eunuchen Jiro, zu dessen Pflichten es gehörte, besonders geschätzte Kunden zu den Gemächern ihrer Erwählten zu führen und Betrunkene sowie andere Kunden, die sich unbeliebt gemacht hatten, auf die Straße zu setzen. Er kam herbei - mit dickem Bauch und nackt, von einem schmalen Lendentuch und einem Dutzend Ringen im Ohr abgesehen (er hatte einst eine Liebste gehabt, eine Ohrringverkäuferin, die ihn für die Zurschaustellung ihrer Ware benutzt hatte).
    »Wie dürfen wir dem Magier Lythande dienen?«
    Die Frauen auf den Kissen und Diwans flüsterten überrascht und bestürzt miteinander. Fast vermochte Lythande ihre Gedanken zu lesen:
    Keiner von uns ist es _ je geglückt, des großen Zauberers Aufmerksamkeit auf sich zu lenken oder gar ihn zu verführen! Und nun ^ findet er Gefallen an dieser zerlumpten Straßendirne? Doch da sie Frauen waren, konnten sie die unverfälschte Schönheit des Mädchens unter Schmutz und Lumpen erkennen, das wußte Lythande.
    »Ist Madame Myrtis im Haus, Jiro?«
    »Sie schläft, o Magier. Sie hat jedoch angeordnet, sie zu wecken, wenn Ihr hierherkommt, gleichgültig zu welcher Stunde. Ist dieses ...« Bestimmt kann niemand so hochmütig sein wie der Obereunuch eines vornehmen Hauses. »... dieses Ding Euer, Lythande, oder ein Geschenk für meine Madame?«
    »Beides, vielleicht. Besorg ihr zu essen und ein Bett für die Nacht.«
    »Und ein Bad, Zauberer? Sie hat genug Ungeziefer, die Kissen eines ganzen Stockwerks zu verlausen.«
    »Ein Bad, selbstverständlich«, pflichtete Lythande ihm bei. »Auch eine Badefrau mit Duftstoffen und Öl. Nicht zu vergessen ein Gewand, denn diese Lumpen ...«
    »Verlaßt Euch auf mich«, sagte Jiro selbstbewußt. Bercy blickte Lythande verstört an, folgte jedoch dem Eunuchen, als der Zauberer es ihr bedeutete. Als beide gingen, sah Lythande Myrtis an der Tür stehen: eine üppige Frau, nicht mehr jung, aber von der erstarrten Schönheit eines Zaubers. Aus dem makellosen Gesicht strahlten ihre Augen Lythande voll Wärme an, und sie lächelte.
    »Mein Teurer, ich hatte dich nicht erwartet. Ist sie dein?« Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die Tür, durch die Jiro die verängstigte Bercy geführt hatte. »Sobald du sie aus den Augen läßt, wird sie davonlaufen.«
    »Ich wollte, es wäre so, Myrtis. Doch fürchte ich, dieses Glück habe ich nicht.«
    »Vielleicht solltest du mir die ganze Geschichte erzählen«, schlug Myrtis vor und lauschte danach der kurzen, aber bildhaften Wiedergabe des Vorfalls.
    »Wenn du jetzt lachst, Myrtis, ziehe ich meinen Zauber zurück, dann werden alle in Freistatt sich über deine Runzeln lustig machen können!«
    Myrtis kannte Lythande zu lange und zu gut, als daß sie diese Drohung ernstgenommen hätte: »Also ist die Maid, die du gerettet hast, voll wilden Verlangens nach Lythande!« Sie kicherte. »Das hört sich an wie eine alte Ballade.«
    »Was kann ich bloß tun, Myrtis? Beim Busen Allmutter Shipris, das bringt mich in arge Verlegenheit!«
    »Zieh sie in dein Vertrauen und sag ihr, weshalb du sie nicht in dein Bett nehmen kannst.«
    Lythande runzelte die Stirn. »Du kennst mein Geheimnis, weil ich es vor dir nicht verbergen konnte, schließlich kanntest du mich bereits,

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