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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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zu mir, Liebster!«
    »Gleich.« Lythande setzte sich neben sie und strich mit einer Zärtlichkeit über ihr Haar, die selbst für Myrtis unerwartet gewesen wäre. »Ich werde dir ein Liebeslied aus meiner fernen Heimat singen.«
    Sie räkelte sich in unendlichem Glücksgefühl. »Alles, was du tust, ist gut für mich, mein Liebster, mein Zauberer!«
    Die Leere unendlicher Verzweiflung erfüllte Lythande. Bercy war schön und voll brennender Leidenschaft. Sie lag in einem Bett, das für sie beide hergerichtet war - und doch trennten Welten sie voneinander. Der Gedanke war schier unerträglich.
    Lythande sang mit klangvoller Stimme, die betörender als j eder Zauber war.
    Halb vorbei die Nacht, und des Mondes Sichel Schwindet, und es bleichen des Himmels Sterne, Zögernd sich ergebend dem nahen Morgen. Einsam noch lieg' ich.
    Lythande sah Tränen auf Bercys Wangen.
    Ich werde dich lieben, wie noch keine Frau _ je geliebt wurde.
    Zwischen dem Mädchen auf dem Bett und der reglosen Gestalt des Magiers bildete sich - während des Zauberers Umhang schwer auf den Boden fiel - ein Schatten, eine Geistgestalt: das Ebenbild Lythandes, hoch und schmal, mit blitzenden Augen und einem Stern zwischen den Brauen, und einem Körper weiß und narbenlos; die Gestalt des Magiers, doch diese gewaltig an Männlichkeit. Dem reglosen Mädchen näherte sie sich, wartete. Bercys Geist, von Verlangen erfüllt, wurde gefangen, gehalten, betört. Lythande ließ Bercy das Trugbild einen Augenblick sehen, die wahre Gestalt dahinter erblickte sie nicht. Und dann, als ihre Augen sich vor Lust durch die Berührung schlossen, strich Lythande sanft mit den Fingerspitzen über die Lider.
    »Sehe - was ich dich sehen lasse! Höre - was ich dich hören lasse! Fühle - nur, was ich dich fühlen lasse, Bercy!«
    Und nun war das Mädchen ganz dem Zauber des Schattens verfallen. Unbewegt, fast versteinert, beobachtete der Magier, wie ihre Lippen sich um nichts schlossen und einen unsichtbaren Mund küßten. Und Herzschlag um Herzschlag wußte Lythande, was sie berührte, was sie liebkoste. Hingerissen, von Leidenschaft erfaßt, verzaubert von der Truggestalt, die sie immer wieder auf den höchsten Gipfel der Lust hob, schrie sie ihr Glücksgefühl hinaus. Bitter war es für Lythande, daß dieser Schrei nur dem Schatten galt, der sie besaß. Schließlich lag sie fast bewußtlos vor befriedigter Erschöpfung, und Lythande betrachtete sie voll Qual. Als sie die Augen wieder öffnete, blickte der Magier traurig auf sie hinab.
    Bercy hob müde die Arme. »Wahrlich, mein Liebster, du hast mich geliebt, wie noch keine Frau je geliebt wurde.«
    Zum ersten und letzten Mal beugte Lythande sich über sie und preßte die Lippen in einem langen, unendlich zärtlichen Kuß auf ihre. »Schlafe, mein Liebling.«
    Und als sie in den tiefen Schlaf der Erschöpfung sank, weinte der Magier. Lange, ehe sie erwachte, stand Lythande, zur Reise gerüstet, in Myrtis' kleinem Salon.
    »Der Zauber wird anhalten. Sie wird sich beeilen, Rabben Bericht zu erstatten - ihm zu versichern, daß Lythande unvergleichlich in der Liebe ist, daß er unermüdlich in seiner Männlichkeit ist und eine Frau bis zur völligen Erschöpfung zu lieben vermag.« Die Stimme Lythandes war rauh von Bitterkeit.
    »Und lange ehe du nach Freistatt zurückkehrst, wird sie frei von dem Zauber sein und dich mit vielen anderen Bettgefährten vergessen haben«, pflichtete Myrtis ihm bei. »So ist es besser und sicherer.«
    »Stimmt.« Aber Lythandes Stimme war brüchig. »Paß auf sie auf, Myrtis. Sei gut zu ihr.«
    »Das schwör ich dir, Lythande.«
    »Wenn sie mich nur hätte lieben können ...« Des Zauberers Stimme brach, und Lythande schluchzte einen Augenblick. Von Mitleid geschüttelt, blickte Myrtis zur Seite, weil sie keinen Trost für den Magier fand.
    »Wenn sie mich nur hätte lieben können, wie ich bin, befreit von Rabbens Zauber. Wenn sie mich hätte lieben können, ohne daß ich ihr etwas vormachen mußte! Aber ich fürchtete, ich könnte Rabbens Zauber nicht brechen - noch ihr trauen, daß sie mich nicht verraten würde, wenn sie erst wüßte ...«
    Myrtis legte die drallen Arme sanft um Lythande.
    »Bereust du es?«
    Die Frage konnte auf mehr als eine Weise ausgelegt werden. Sie mochte bedeuten: Bereust du, daß du das Mädchen nicht getötet hast? Oder sogar: Bereust du deinen Eid und das Geheimnis, das du bis zum Letzten Tag
    bewahren mußt? Lythande beantwortete letzteres: »Wie könnte ich es

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