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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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noch nie mit einer Frau gesehen, Lythande - ist das dein Geheimnis, daß du mit Frauen nichts anzufangen weißt?«
    Lythande behielt das gleichmütige Gesicht bei, doch was immer auch kam, Rabben dufte keine Gelegenheit bekommen, sich weiter mit diesem Gedanken zu beschäftigen. »Du magst deinen Trieben auf der Straße nachgehen wie ein Tier, Rabben, ich tue es nicht. Gibst du sie jetzt frei oder willst du lieber kämpfen?«
    »Vielleicht sollte ich sie dir überlassen. Das ist ja geradezu unvorstellbar, daß Lythande auf der Straße um eine Frau kämpfen will! Du siehst, ich kenne deine Gewohnheiten gut, Shyryu.«
    Vashankas Verdammnis! dachte Lythande. Jetzt muß
    ich wirklich um das Mädchen kämpfen!
    Lythandes Rapier glitt aus der Scheide und richtete sich fast wie von selbst auf Rabben.
    »Ha! Glaubst du wirklich, Rabben läßt sich auf eine Straßenstecherei wie ein gewöhnlicher Söldner ein?«
    Lythandes Degenspitze zerplatzte in dem Glühen des blauen Sterns, und die Klinge wurde zu einer schillernden Schlange, die den Kopf nach hinten drehte und sich wand, um am Griff hochzukriechen, als wolle sie sich um Lythandes Faust wickeln, während Gift aus ihren spitzen Fängen troff.
    Lythandes Stern blitzte nun auf. Die Waffe war wieder Metall, aber nutzlos in der verdrehten Schlangenform, in der die Spitze so zurückgebogen war, daß sie fast den Griff berührte. Erbost ließ Lythande das verformte Eisen los und schickte Rabben zischenden Feuerregen entgegen. Schnell hüllte der stämmige Adept sich in Nebel, und das sprühende Feuer erlosch.
    Ohne sich dessen wirklich bewußt zu werden, bemerkte Lythande, daß sich eine neugierige Zuschauermenge um sie sammelte. Es kam wohl nicht zweimal im Leben vor, daß zwei Adepten des Blauen Sterns ein Zauberduell auf den Straßen Freistatts führten.
    Ein heulender Wind peitschte kleine Feuerbrände gegen Lythande. Sie berührten den hochgewachsenen Zauberer und verschwanden. Dann erfaßte ein gewaltiger Wirbelsturm die Bäume, raubte ihnen die Blätter und zwang Rabben in die Knie. Lythande war gelangweilt. Es mußte schnell zu Ende gebracht werden. Nicht einer der glotzenden Zuschauer hätte nachher zu sagen vermocht, was geschehen war. Jedenfalls krümmte Rabben sich, langsam, ganz langsam, wurde Zoll um Zoll auf die Knie gezwungen, dann auf alle viere, langgestreckt auf den Boden, bis sich sein Gesicht tiefer und tiefer in den Staub preßte ...
    Lythande drehte sich um und hob das Mädchen hoch. Ungläubig starrte sie auf den stämmigen Zauberer, der heftig seinen schwarzen Bart in den Schmutz bohrte.
    »Was habt Ihr ...«
    »Das ist unwichtig - verschwinden wir von hier. Der Zauber wird nicht lange anhalten, und wenn er bricht, wird Rabben sehr wütend sein.« Leichter Spott sprach aus Lythandes Stimme, und das Mädchen verstand ihn, wie es Rabbens Bart und Augen und blauen Stern schmutz- und staubbedeckt vor sich sah ...
    Sie rannte dicht hinter dem wallenden Umhang des Zauberers. Als sie den Park des Himmlischen Versprechens weit hinter sich hatten, blieb Lythande so plötzlich stehen, daß das Mädchen fast dagegen prallte.
    »Wie heißt du, Kleine?«
    »Mein Name ist Bercy. Und Eurer?«
    »Ein Magier nennt seinen Namen nicht leichthin. In Freistatt bin ich als Lythande bekannt.« Auf sie hinabblickend, bemerkte der Magier mit einem Stich im Herzen, daß sie unter dem Schmutz und der zerrissenen Kleidung sehr schön und sehr jung war. »Du kannst jetzt gehen, Bercy. Er wird dich von nun an in Ruhe lassen. Ich habe ihn in einem fairen Zweikampf besiegt.«
    Sie warf sich an Lythandes Brust, schmiegte sich dagegen. »Schickt mich nicht fort«, flehte sie mit weiten, bewundernden Augen. Der Magier runzelte die Stirn.
    Das war natürlich zu erwarten gewesen. Bercy glaubte - und wer in Freistatt hätte anders gedacht? -, der Zweikampf wäre um sie ausgetragen worden. Und sie war durchaus bereit, sich dem Sieger hinzugeben. Lythande machte eine abwehrende Gebärde.
    »Nein .«
    Des Mädchens Augen verengten sich voll Mitleid. »So stimmt es denn, was Rabben sagte: Euer Geheimnis ist, daß Euch vorenthalten wurde, was den Mann macht?« Aber hinter dem Mitleid verbarg sich ein Hauch von Belustigung - welch aufregenden Klatsch das geben würde! Ein Leckerbissen geradezu für die Straße der Frauen!
    »Schweig!« Lythande bedachte sie mit gebieterischem Blick. »Komm!«
    Sie folgte dem Magier durch die krummen Gassen zur Straße der Roten Laternen. Festen Schrittes eilte

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