Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
Mal bemerkte ich ihn in der Straße der Roten Laterne, als er sich mit einer Frau unterhielt. Welchen Gefallen kann ich Euch tun, Magier?«
    »Ihr habt ihn mir bereits getan.« Der Zauberer gab dem Wirt Silber - so viel, daß der mürrische Mann den Schutz von Shalpas Mantel auf den Gast herabwünschte, als Lythande ging - und legte eine weitere Münze, doch aus Gold diesmal, neben die geborgte Laute.
    »Holt Euch Eure Leier zurück. Mit diesem Instrument hier tut Ihr Eurer Stimme nichts Gutes an.« Aber als der Spielmann den Kopf hob, um dem Zauberer zu danken, war der bereits unbemerkt in den Schatten verschwunden.
    Die Goldmünze einsteckend, fragte der Minnesänger: »Woher hat er das gewußt? Und wie ist er so schnell fort?«
    »Das weiß allein Shalpa der Flinke«, brummte der Wirt. »Vielleicht ist er durch das Rauchloch der Feuerstelle geflogen? Er braucht den nachtdunklen Mantel Shalpas wahrhaftig nicht, er hat seinen eigenen, der ihn unsichtbar macht. Er bezahlte für Eure Getränke, guter Herr, was hättet Ihr gern?«
    Und Cappen Varra fuhr fort, sich zu betrinken; denn das war das Weiseste, wenn man ungewollt in die Privatangelegenheit eines Zauberers verwickelt wurde.
    Auf der Straße blieb Lythande stehen und überlegte. Rabben Halbhand war kein Freund, doch bestand auch kein Grund anzunehmen, daß seine Anwesenheit in Freistatt etwas mit Lythande oder Rache zu tun hatte. Hätte es sich um eine Sache des Ordens des Blauen Sterns gehandelt, bei der Lythande Rabben unterstützen müßte, oder wäre Halbhand geschickt worden, alle Angehörigen des Ordens zusammenzurufen, so hätte der Stern, den sie beide trugen, eine Warnung übermittelt.
    Jedenfalls konnte es nicht schaden, sich zu vergewissern. Lythande war inzwischen zügig weitergegangen und erreichte nun den alten Marstall hinter dem Statthalterpalast. Es war still dort und der richtige Ort für Magie. Lythande trat in eine der schmalen Seitengassen, faltete den Zaubererumhang um sich, daß kein Licht mehr hindurchdrang, und zog sich immer weiter in die Stille zurück, bis nichts blieb auf der Welt, ja im gesamten Universum, als das Licht des blauen Sterns. Lythande erinnerte sich, wie er angebracht worden war und zu welchem Preis -dem Preis, den ein Adept für Macht bezahlte.
    Das blaue Glühen zog sich zusammen, löste sich zu bunten Mustern auf, pulsierte und leuchtete, bis Lythande in dem Licht stand. Und dort, an dem Ort-der-nicht-ist, auf einem Thron aus einem gewaltigen Saphir saß der Herr des Steins.
    »Sei gegrüßt Mitstern, sternengeborener Shyryu.« Dieses Kosewort konnte vielerlei bedeuten: Freund, Gefährte, Bruder, Schwester, Geliebter, Gleichgestellter, Pilger. Wörtlich übersetzt hieß es: Wesen des Sternenlichts. »Was führt dich in dieser Nacht aus solcher Ferne in das Pilgerheim?«
    »Die Bitte um Erleuchtung, Wesen des Sternenlichts. Habt Ihr jemanden ausgeschickt, mich in Freistatt aufzusuchen?«
    »Nein, Shyryu. Im Tempel des Sternenlichts ist alles in bester Ordnung. Du wurdest nicht gerufen. Noch ist die Stunde nicht gekommen.«
    Jeder Adept des Blauen Sterns weiß es; es ist Teil des Preises der Macht: Wenn die Welt stirbt, wenn alle Taten und alles Sterben der Menschheit ihr Ende finden, wird das letzte, das unter dem Ansturm des Chaos fällt, der Tempel des Sterns sein. Und dann wird der Herr des Sterns am Ort-der-nicht-ist alle Pilgeradepten aus den hintersten Winkeln der Welt zusammenrufen, damit sie mit all ihrer Magie gegen das Chaos kämpfen. Bis zu jenem Tag jedoch sind sie frei, alles zu tun, was ihre Kräfte erhöht. Der Herr des Sterns wiederholte beruhigend: »Die Stunde ist noch nicht gekommen. Du kannst weiter durch die Welt ziehen, wie es dir gefällt.«
    Das blaue Glühen verschwand, und Lythande blieb fröstelnd stehen. Also war Rabben nicht hierhergekommen, um zu dieser letzten Pflicht zu rufen. Doch Ende und Chaos mochten für Lythande sehr wohl vor der bestimmten Stunde kommen, wenn sie Rabben Halbhand freie Hand ließ.
    Es war eine _ faire Kraftprobe gewesen, von unseren Meistern angeordnet. Rabben dürfte eigentlich keinen Groll gegen mich hegen ... Rabbens Anwesenheit in Freistatt brauchte wirklich nichts mit Lythande zu tun zu haben. Er mochte aus durchaus ehrbaren Gründen hier sein - wenn Rabben überhaupt zu etwas Ehrbarem fähig war. Keinem der Pilger-Adepten wurde vorgeschrieben, wie er leben mußte. Sie hatten nur die eine Pflicht, am Letzten Tag auf der Seite der Ordnung gegen das Chaos zu

Weitere Kostenlose Bücher