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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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auf den Bauernmarkt. Sie beherrschten nur ihre eigene Sprache, aber sie verwendeten eine Menge Zeichen und Münzen, um das, was sie wollten, zu bekommen. Dann ritten sie wieder davon auf ihren Pferden, ihre Maultiere schwer beladen mit Nahrungsmitteln, Wein, Vuksibah (sehr teurer Malzwhisky, der aus einem Land hoch im Norden kam) und verschiedenen anderen Gegenständen, wie Kleidung, Schüsseln, Pfannen, Seile, Kamel- und Pferdehäute. Ihre Kamele schleppten Tragekörbe, die gefüllt waren mit Futter für Hühner, Enten, Pferde und Schweine. Die Raggah erstanden auch Stahlwerkzeuge wie Schaufeln, Spitzhacken, Bohrer, Hämmer und Keile.
    Sie waren hochgewachsen, und obwohl ihre Haut sehr dunkel war, hatten sie blaue oder grüne Augen, hart und durchdringend, und nur wenige wagten es, ihnen direkt in die Augen zu sehen. Man sagte, sie hätten die Gabe - oder den Fluch - des bösen Blicks.
    Ihre Anwesenheit in dieser dunklen Nacht hätte schon genügt, Masha vor Angst zu Stein werden zu lassen. Aber was noch mehr wog, und was ihr das Blut in den Adern stocken ließ - sie waren die Diener des Purpurmagiers!
    Masha ahnte nun, was geschehen war. Benna hatte die Unverfrorenheit und die unglaubliche Dummheit besessen, in das Untergrundlabyrinth des Purpurmagiers auf der Flußinsel Shugthee einzudringen, um einen Edelstein zu stehlen. Es war erstaunlich, daß er den Mut dazu gehabt hatte, erstaunlicher aber noch, daß er unbemerkt in die Höhlen hatte eindringen können. Schon fast unglaublich schien es ihr, daß er bis zur Schatzkammer vorgedrungen war, das größte Wunder jedoch war es, daß es ihm gelungen war, wieder herauszukommen. Welch phantastische Geschichten könnte er wohl erzählen, wenn er überlebte! Masha vermochte sich nicht zu erinnern, jemals von etwas Vergleichbarem wie den Abenteuern, die Benna durchgestanden haben mußte, gehört zu haben.
    »Mofandsf.« dachte sie in der Sprache der Diebe von Freistatt. »Phantastisch!«
    In diesem Moment gaben Bennas Knie nach. Mit großer Mühe hielt sie ihn einigermaßen aufrecht. Irgendwie brachte sie es fertig, ihn durch die Tür in den angrenzenden Raum, und dort in einen Schrank zu zerren. Falls die Raggah hereinkämen, würden sie zwar hier nachsehen, aber sie konnte ihn nicht mehr weiter schleppen.
    Bennas Ausdünstung war in der heißen Luft im Inneren des Schrankes noch ekelerregender, obwohl die Türen nahezu völlig geöffnet waren. Sie legte ihn nieder. Er murmelte »Spinnen - Spinnen.«
    Sie flüsterte ihm ins Ohr: »Nicht so laut, Benna. Die Raggah sind in der Nähe. Benna, was ist mit den Spinnen?«
    »Bisse - Bisse«, murmelte er. »Schmerzen - der -Smaragd - reich ..!«
    »Wie bist du hineingekommen?« Sie hielt ihre Hand nahe an seinen Mund, um ihn zuhalten zu können, falls er anfangen sollte, lauter zu sprechen.
    »Was..? Kamelauge ... abe .«
    Sein Körper streckte sich, die Füße stießen an den unteren Rand der Schranktür. Masha preßte ihre Hand auf seinen Mund. Sie fürchtete, daß er in seinem Todeskampf, falls es das war, aufschreien würde. Es war sein Todeskampf! Er stöhnte und entspannte sich. Masha nahm die Hand weg, und ein langer Seufzer entrang sich seinem geöffneten Mund.
    Sie blickte um die Ecke des Schrankes. Draußen war es nur wenig heller als im Haus, und eine Gestalt im Türrahmen hätte sich gegen den Hintergrund abgehoben. Das Geräusch von Bennas Stiefeln war den Jägern gewiß nicht entgangen. Sie sah niemanden, aber es war möglich, daß bereits jemand im Haus war und an der Wand stand, um nach weiteren Geräuschen zu lauschen.
    Sie fühlte Bennas Puls. Er war tot, oder zumindest fast, so daß es keine Rolle mehr spielte. Sie erhob sich und zog langsam ihren Dolch aus der Hülle. Dann stieg sie aus dem Schrank und duckte sich, überzeugt, daß ihr Herzschlag in dem stillen Raum zu hören war.
    So unerwartet, daß sie einen leisen Schrei ausstieß, schrillte draußen eine Pfeife. Füße stampften durch den Raum. Es war jemand hier! Sie sah eine große Gestalt durch den sich blaß vom Hintergrund abhebenden Torbogen eilen. Aber sie sprang nach draußen. Der Raggah hatte die Pfeife der Garnisonssoldaten gehört - die ganze Stadt mußte sie gehört haben - und zog sich mit seinen Gefährten zurück.
    Masha wandte sich wieder um und durchsuchte Bennas Wams und sein Lendentuch. Aber außer langsam kalt werdendem weichen Fleisch fand sie nichts. Es dauerte nur einen Augenblick, dann war sie auf der Straße. Einen Block weiter

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