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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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der Kapuze und der Dunkelheit, im Fackelschein nicht sehen konnten. Denn gewiß würden sie ihre rauhen Worte bedauern, hätten sie bemerkt, daß sie errötete. Sie wüßten dann, daß sie es nicht mit einer der schamlosen Dirnen aus dem Labyrinth zu tun hatten, sondern mit einer Frau, die schon bessere Zeiten gesehen, und einen höheren Rang in der Gesellschaft innegehabt hatte als jetzt. Allein ihr Erröten hätte ihnen das verraten.
    Sie konnten es nicht wissen, und Masha konnte es nicht vergessen, daß auch sie einst in dieser bewachten Gegend lebte, und daß ihr Vater ein wohlhabender, wenn nicht sogar reicher Kaufmann war.
    Sie ging still weiter. Gern hätte sie ihnen von ihrer Vergangenheit erzählt und ihnen dann all die Schmähworte an den Kopf geworfen, die sie im Labyrinth gelernt hatte. Dadurch aber verlöre sie viel von ihrer Selbstachtung.
    Obwohl sie ihre eigene Fackel und in ihrer röhrenförmigen Tasche auch die Mittel bei sich trug, sie zu entzünden, verwendete sie sie nicht. Es war weiser, ohne Licht und somit ungesehen durch die Straßen zu gehen. Viele der Gestalten, die in den Schatten lauerten, ließen sie gewiß unbelästigt ihres Weges ziehen, da sie sie schon seit ihrer Kindheit kannten, andere jedoch wären vielleicht weniger freundlich. Sie würde ihres Handwerkzeugs beraubt und der Kleider, die sie trug, manche täten ihr auch Gewalt an - oder würden es zumindest versuchen.
    Flink eilte sie durch die Dunkelheit. Die Gewohnheit verlieh ihren Schritten Sicherheit. Die Lehmziegelbauten der Stadt bildeten eine bleiche Masse vor ihr. Dann führte ihr Weg sie um eine Biegung, und sie sah hier und da ein paar Lichter flackern. Fackeln. Etwas weiter hinten schien Licht aus einer Schenke.
    Sie bog in eine enge, sich windende Gasse und schritt in ihrer Mitte dahin. Hinter einer Biegung sah sie eine Fackel, die in einer Halterung an der Wand eines Hauses brannte. Zwei Männer standen daneben. Sofort huschte sie auf die andere Straßenseite und drückte sich an den Mauern der Häuser entlang, an den beiden Gestalten vorbei. Die beiden zogen aus rötlich glühenden Pfeifen den beißenden Kleetel- rauch, dessen Gestank zu ihr herüberwehte. Es war das Rauschmittel, das die Armen rauchten, wenn sie kein Geld für das teurere Krrf hatten - was meistens der Fall war.
    Nach weiteren zwei oder drei Pfeifenzügen würden sie sich übergeben müssen. Keiner jedoch verzichtete deshalb auf das darauffolgende Hochgefühl.
    Da waren auch noch andere Gerüche, Abfall, an den Mauern angehäuft, Eimer voll mit Exkrementen, und Erbrochenem von den Kleetelrauchern und Trinkern. Den Abfall schafften Abwinder mit Ziegenkarren weg, deren Familien das Alleinrecht dafür besaßen. Die Eimer mit den Exkrementen holte eine Abwinder-Familie, die dieses Recht schon seit Jahrhunderten verteidigte. Den Inhalt bekamen die Bauern, die die Exkremente verwendeten, um ihre Erde zu düngen, und den Urin goß man in den Schimmenfohlenfluß, der ihn ins Meer hinaustrug.
    Sie hörte auch die Ratten pfeifen, die im Abfall geräuschvoll nach Genießbarem suchten. Hunde knurrten und jaulten als sie die Ratten verfolgten oder miteinander kämpften. Einige Augenblicke lang sah sie Schatten fliehender Ratten. Dann hastete sie katzengleich die Straße hinuter. An den Ecken blieb sie kurz stehen, und sah nach was dahinter lag, dann eilte sie weiter. Als sie noch etwa eine halbe Meile von ihrer Behausung entfernt war, hörte sie vor sich das Trampeln von Füßen. Sie erstarrte und drückte sich an eine Hauswand.
    In diesem Augenblick teilten sich die Wolken, und der Mond schien hell am Himmel.
    Es war fast Vollmond. In diesem Licht würde nur ein Blinder sie übersehen. Sie huschte über die Straße auf die dunkle Seite, und nutzte erneut die Deckung einer Hauswand.
    Das Getrampel der Füße auf dem festgetretenen Dreck der Straße kam näher. Irgendwo über ihr begann ein Baby zu schreien.
    Sie zog ihr langes Messer aus der Hülle unter ihrem Umhang, und hielt die Klinge hinter ihrem Rücken. Zweifellos war der Rennende ein Dieb, oder jemand, der vor einem Dieb flüchtete oder vielleicht gar vor einem oder mehreren Meuchelmördern. Wenn es ein fliehender Dieb war, hatte sie nichts zu befürchten. Er hätte keine Zeit, stehenzubleiben, um sie zu berauben. Falls aber jemand hinter ihm her war, könnten seine Verfolger ihre Aufmerksamkeit auf sie richten. Wenn sie sie sahen.
    Plötzlich klang das Trampeln der Füße lauter. Um die Ecke bog ein

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