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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Taugenichts, der in seinem ganzen Leben nie etwas erreicht hat. Ich besitze nichts, kein Heim, ich war immer hungrig, bis erst der Dorfrat eine kleine Änderung in meinem Leben zum Guten brachte. Aber stellt euch vor, meine Herren: Ich hatte das Gefühl, daß ich bestimmt nicht wieder in den neuen Rat gewählt und geradewegs in die gräßliche Armut zurückfallen werde . Und dieser Sturz wäre schrecklich gewesen, Genossen. Kein Mensch will hinuntersinken, jeder will emporsteigen zu glorreichen himmlischen Höhen. Jeder will in seiner kurzen Lebensspanne etwas Erfolg haben: menschlicher Ehrgeiz und goldene Träume . Wenn es daher ein Verbrechen ist, Genossen, zu streben, irgendeine öffentliche Stellung zu ersehnen, dann bin ich wirklich ein Verbrecher . ich weiß, daß es nicht nett war, was ich getan habe, ich entschuldige mich dafür, ich glaube auch, daß es nicht ganz richtig war, aber meine Freunde, versucht, mich zu verstehen: Ich wollte so schrecklich gern Bürgermeister werden . Das war mein Traum schon seit meiner schweren Kindheit: Bürgermeister sein! Nicht lange, nur ein paar Monate, ein halbes Jahr, sagen wir ein Jahr, zu spüren, daß ich jemand bin. Jetzt bin ich überzeugt, daß ihr mich alle haßt, Genossen, und ich bin euch deswegen nicht böse, weil ich weiß, daß ihr, die Starken, Erfolgreichen, die Lage des armen, rückständigen Burschen nie verstehen werdet, der nie Glück hat und Gegenstand des Gelächters für jedermann ist . weil er . schwach und klein ist .«
    »Jetzt nimm’s nicht so schwer ... Es ist nicht so schlimm«, murmelte Elifas, als er sich die feuchten Augen wischte, »es wird alles gut werden, Ofer. Du wirst sehen, es wird alles gut.«
    »Danke, Genossen, ich danke euch sehr«, antwortete der Schneider bewegt. »Ihr seid alle wirklich wie gute Freunde zu mir. Glaubt mir, das tut mir mehr weh als euch . Ich hatte wirklich nicht geglaubt, daß eine solche Tragödie passieren würde. Das arme Kätzchen - ich will es bezahlen .«
    »Macht nichts«, stöhnte Elifas, »es sind noch eine Menge Katzen im Haus übrig.«
    In diesem Augenblick erhob sich Zemach Gurewitsch - dem es plötzlich zuviel wurde, dieses »Ofer-tut-einem-leid« -, packte den unglücklichen Bettelarmen, schleppte ihn zur Tür und beförderte ihn mit einem kräftigen Fußtritt in den Hintern hinaus.
    »Hat man schon je einmal so etwas gehört«, murmelte der Schuhflicker. »Schön, ein Kerl erklärt seinem Feind den Krieg, aber doch nicht dem ganzen Dorfrat? Ich schwöre, der Tee war schon an meinem Mund, und in der nächsten Sekunde hätte ich ihn getrunken, wenn Hassidoff nicht das Gift entdeckt hätte.«
    >Wirklich ein Glück<, grübelte der Barbier und starrte in die Luft.
    Als Dulnikker das sich nähernde Aroma von gebratener Gans roch, wußte er, daß ernste Angelegenheiten zur Diskussion standen. Der Barbier kam herein und stellte das Tablett bedingungslos vor dem Staatsmann nieder - eine Tatsache, die einigermaßen das innere Einvernehmen illustrierte, das sich zwischen den beiden Männern in den letzten Tagen entwickelt hatte.
    »Bon appetit, Genossen«, bemerkte Hassidoff und fügte hinzu: »Ich weiß nicht, ob Sie sich erinnern, Herr Ingenieur, aber kurz bevor Sie unser Gast geworden sind, versprachen Sie mir, mich reden zu lehren.«
    Der Staatsmann schluckte monumentale Bissen von dem Gänsebein, das er in der Hand hielt, weil er schon lange von dem Gebrauch von Eßgeräten abgekommen war. In seinen gegenwärtigen Umständen - hatte er geschlossen - war Besteck einfach überflüssig. Dulnikker stand zudem unter dem Einfluß des süßen Weines, den er seit neuestem zu trinken begonnen hatte, und er schwelgte in den wohltätigen Gefilden des Alkohols, in deren Macht es stand, ihn von den Problemen der Gegenwart zu befreien, ob es nun die Fesseln waren, die ihn im Augenblick festhielten, oder Shimshon Groidiss.
    »Ihr braucht nicht Rhetorik zu studieren, Genossen«, versicherte ihm der Staatsmann gönnerhaft mit vollem Mund. »Euer Reden hat befriedigendes Niveau.«
    »Vielleicht versteh’ ich mit gewöhnlichen Bauern auszukommen, aber was ich meine, ist die Fähigkeit, stundenlang zu reden und so, daß die Leute nicht genau verstehen, worüber ich rede. Ich will reden können wie Sie, Herr Ingenieur.«
    »Oj, oj, Salman, mein Freund«, kicherte Dulnikker und rieb sich die Nase. »Das verlangt nicht nur Begabung, Genossen, sondern auch eine ungeheure Übung. Was mich betrifft, so habe ich schon im Alter

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