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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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nicht. Daher schlage ich vor, jeden Wähler zu verpflichten, die Hand auf einen Psalter zu legen und zu erklären: Ich stimme für den Schächter. Oder er kann das Gegenteil erklären: Ich bin ein Atheist.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, disqualifizierte Elifas Hermanowitsch die Idee und stieß wütend mit dem Fuß nach einer der Katzen, die zu seinen Füßen spielten. Alle Repräsentanten sahen klar, daß sie in eine Sackgasse geraten waren. Salman Hassidoff schob seinen Ärmel langsam hoch, blickte auf seine goldene Uhr und sagte:
    »Es ist bereits sechs Uhr dreißig. Wir sollten lieber etwas tun, meine Herren.«
    Der Barbier hatte sich lange auf diesen glorreichen Augenblick gefreut. Aber er wurde bitter enttäuscht. Der hinkende Schuster schob ebenfalls seinen Ärmel hoch:
    »Ich habe erst sechs Uhr zwanzig«, sagte er sachlich. Aber auch ihm war eine Überraschung bestimmt. Der winzige Schneider warf einen schnellen Blick auf die Armbanduhr, deren Blaßgold an seinem linken Handgelenk schimmerte:
    »Ich habe genau fünfundzwanzig vor sieben, Sommerzeit«, erklärte er und fügte hinzu, »vielleicht sollten wir den Tee trinken, Genossen, bevor er kalt wird?«
    Die Repräsentanten rührten geistesabwesend in ihrem Tee herum und hoben die hübschen Porzellantassen an die Lippen. Aber da ging etwas Seltsames vor. Salman Hassidoff, dem der Tierarzt winzige rote Pillen gegen seine Magenzustände gegeben hatte, warf zwei von ihnen in seine Tasse, und siehe -der Tee begann zu schäumen, wurde grün und verbreitete einen scharfen Geruch .
    »Meine Herren!« schrie der Bürgermeister de facto entsetzt. »Was geht hier vor?«
    Die verblüfften Räte sahen ihn an, aber bei dem Klappern zerbrochenen Porzellans wandten sie die Köpfe nach Ofer Kisch um, dessen Tasse ihm aus der Hand geglitten und auf dem Boden zerschellt war. Der Schneider bückte sich, um die Scherben aufzuheben, und sah die zornige Malka an.
    »Das ist ja fein!« rief die Gastgeberin aus. »Und das von meinem neuen Service!« Dann wandte sich Malka an Hassidoff. »Beruhigen Sie sich und trinken Sie aus, Herr Hassidoff, es ist der gleiche Tee, den ich täglich mache. Bestimmt ist etwas mit Ihren Pillen nicht in Ordnung.«
    »Halt!« kreischte Frau Hassidoff. »Die Katze!«
    Alle drehten sich um und sahen eine der Katzen an, die soeben den verschütteten Tee fertig aufgeschleckt hatte und sich jetzt in schrecklichen Schmerzen auf dem Boden krümmte. Die Abgeordneten stellten langsam ihre Teetassen hin und starrten in dumpfem Schweigen das unglückselige Tier an, das nach wenigen Augenblicken vor ihren Augen verendete.
    Kurze Zeit waren die Anwesenden sprachlos. Die Dorfräte atmeten schwer und wischten sich bedrückten Herzens die Schweißperlen von der Stirn, während die Frauen vor Entsetzen zu Salzsäulen erstarrten.
    »War die Katze krank?« erkundigte sich Ofer Kisch mit bleichem Gesicht, während er sich mit zitternden Lippen in eine Ecke drückte. Als Antwort auf seine Frage hinkte der vierschrötige Zemach Gurewitsch auf ihn zu und hob den kleinen Kerl am Genick hoch.
    »Höre, Kisch«, flüsterte der Schuhflicker, gefährlich und gepreßt, »was war drin?«
    »Wie soll ich das wissen?« Der Schneider zitterte am ganzen Körper und schluckte seinen Speichel.
    »Was hast du in den Tee gegeben?«
    »Verzeih mir, Gurewitsch .«
    Die riesige Hand des Schuhflickers packte den Schneider fester, der wie ein gefangenes Tier zappelte und stöhnte. Die Spannung war unerträglich. Die Barbiersfrau brach laut in Tränen aus und fiel in ihrem Stuhl zusammen. Zemach
    Gurewitsch zerrte das Fragment von Mann zum Tisch und hielt Ofer Kisch eine volle Tasse an die Lippen:
    »Trink!« brüllte er und schüttelte den Schneider auf und nieder. »Trink, du Bastard!«
    Der schlotterte und schaukelte in den Händen des Schuhflickers vor und zurück wie eine leblose Wachspuppe.
    »Was war drin?«
    »Rattengift .«
    »Woher hast du’s gehabt?«
    »Vom Tierarzt.«
    »Du Huligan!« donnerte der Schuhflicker ihn an und ließ ihn zu Boden fallen. »Hältst du uns für Ratten?«
    Ofer Kisch erhob sich auf die Knie und breitete die Handflächen gegen seine Richter aus.
    »Barmherzigkeit! Juden, habt Mitleid!« flüsterte er so weinerlich und heiser, daß es seinen Zuhörern schwer fiel, sein gestammeltes Flehen zu verstehen. »Glaubt mir, dem Sünder, daß ich nicht euch persönlich gemeint habe . Habt Mitleid, meine Herren! Ich bin ein armer Bettler, ein geborener

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