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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Schlagwort ist. Und außerdem malt er die Worte in grüner Farbe mit Hilfe einer Art Schablone, die man einfach an die Wand hält und mit dem Pinsel drüberstreicht! Ich hätte nie gedacht, daß Gurewitsch das Hirn für so was hat.«
    Dulnikker zermalmte mit geschlossenen Augen konzentriert und unermüdlich seine Essiggurke. Dank der verbesserten
    Ernährungslage und seiner zunehmend guten Laune wurde der Staatsmann bald wieder >Dulnikker, das Elektronenhirn< - wie ihn die Untergebenen seiner Abteilung - selbst ins Gesicht -zu nennen pflegten.
    »Wie klingt euch das, Genossen: D er S chuster liebt das D orf - D as D orf liebt den B arbier !«
    Mit strahlendem Gesicht reichte Salman Hassidoff dem Staatsmann den ganzen übrigen Truthahn.
    »Blendend!« rief er entzückt. »Ich sage Ihnen ja, Herr Ingenieur, es gelingt Ihnen! Sehr gut. Da gibt’s nur ein kleines Problem, Genossen.« Der Barbier wurde plötzlich feierlich. »Ich brächte unter keinen Umständen je eine solche Schablone zustande. Vielleicht versuchen Sie’s Dulnikker?«
    »Ich bin ein absoluter Ignorant, wenn es auf Handwerk ankommt«, entschuldigte sich der Staatsmann. »Solche physischen Aufgaben pflegte ich immer meinem unglückseligen Krankenwärter aufzuerlegen. Aber ich glaube, ihr braucht für diese Aufgabe ohnehin keine Schablone, Genossen. Alles was ihr zu tun habt, ist, nur das letzte Wort von Herrn Gurewitschs Schlagwort zu ändern und S chust durch B arbi zu ersetzen. Das erfordert nur ein bißchen Tünche und etwas Farbe.«
    »Eine Sekunde«, rief Hassidoff und schrie hinaus: »Weib! Eine Extraportion Kartoffeln und Linsen für den Herrn Ingenieur!«
    »Auch ein paar Knödel, wenn’s gefällig ist«, sagte der Staatsmann. Nachdem sich Dulnikker an dem großen dicken Vogel gelabt hatte, begann er sich dem Barbier gegenüber dankbar zu fühlen, obwohl er unfähig war, sich das vernunftmäßig zu erklären. »Warum steht ihr?« fragte Dulnikker den Bürgermeister. »Warum setzt ihr euch nicht, Genossen?«
    Beide setzten sich auf den Bettrand.
    »Meine Herren, ich bin bereit, Ihnen die Siegeskrone zu überreichen«, verkündete Dulnikker, als er die schmackhafte Beilage mit wachsender Gier verschlang, »aber dafür verlange ich eine erstklassige cuisine!«
    Frau Hassidoff servierte dem Staatsmann eine Schüssel mit heißen Knödeln, Pflaumenkuchen, ein Pfund Äpfel, ein Päckchen Zigaretten und schwarzen Kaffee und dann - noch eine Scheibe Fleisch, einen Zwiebelrostbraten und eine Gemüse-Nudelsuppe, belegte Brote und eine Flasche Südwein. Als ihr ausführliches Gespräch beendet war, taumelte Salman Hassidoff hinaus, versperrte die Tür besonders sorgfältig und trompetete seiner erschöpften Gattin zu:
    »Der Herr Ingenieur ist ein liebenswürdiges Genie. Er hat mir eine derartige Geheimwaffe geschenkt, daß ich sie nicht einmal dir erzählen kann.«
    Gleich an jenem Freitag abend stahlen sich der Barbier und sein Bürowächter wie zwei Geister auf Seitenwegen durch das Dorf. Die beiden bedeckten die Buchstaben S chust in der feindlichen Aufschrift mit frischer Tünche, und auf ihrer zweiten Runde malten sie auf das weiße Viereck - in der gleichen Grünschattierung - BARBI. In der Morgendämmerung stand die Wahl unter umgekehrten Vorzeichen:    Der
    Schuhflicker war noch immer für das Dorf, aber das Dorf war jetzt für den Barbier.
    Da das ganze Unternehmen Freitag nachts stattgefunden hatte, ergoß Ja’akov Sfaradi    seine Wut über    die
    Sabbathschänder wie ein Sandsturm    in der Wüste Sinai.
    »Ein Mensch, der am Vorabend    des Sabbath auf jüdische
    Wände schreibt, kann nicht Bürgermeister in einem jüdischen Dorf sein«, wetterte der Schächter gegen den öffentlichen Sünder. »Durch diese abscheuliche Tat hat sich    der
    Bürgermeister de facto aus der Alljudenschaft ausgeschlossen. Daher erkläre ich, Ja’akov Sfaradi ben Schlesinger, kraft der mir vom Hauptrabbinat übertragenen Autorität Salman Hassidoff für exkommuniziert! Wer immer von heute ab mit ihm irgendwie in Kontakt tritt, mit ihm spricht oder für ihn stimmt, wird ebenfalls exkommuniziert und geht seiner Rechte an den Diensten meines Vorhofs, einschließlich Beschneidung und Heirat, verlustig. Der Schächter hat gesprochen.«
    Kein Wunder also, daß Dulnikker Sonntag morgens bei dem Geruch einer frisch gebackenen Erdbeertorte mit hoch aufgehäuftem Schlagrahm erwachte, die der exkommunizierte Bürgermeister zitternd durch das Fenster

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