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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Antwort, etwa so: Ich: Wie heißen Sie? Verdächtiger:
    Soundso ...«
    »Das ist kein Name!«
    »Um Himmels willen, das ist doch nur angenommen, Genossen! Ich: Wo sind Sie geboren, Herr? Verdächtiger: In Rosinesco. Ich: Wie alt sind Sie? Et cetera. Folgst du mir, mein Freund?«
    »Ich verstehe«, erwiderte Mischa. »Ende letzten Jahres war ich achtundzwanzig.«
    Nach dreieinhalb Stunden Schwerstarbeit überwand ein eiserner Wille den Mangel an Begriffsvermögen des Hauptmanns. Endlich sah es aus, als hätte Mischa die Grundbegriffe kapiert.
    »Und noch eines«, endete der Staatsmann völlig heiser. »Ich werde keinen Polizeibeamten dulden, der in der Politik herumpfuscht! Die Polizeitruppe muß die eiserne Faust des rechtmäßig eingesetzten Dorfrats sein. Folgst du mir? Wenn Ihnen, meine Herren, befohlen wird, Ihren Bruder zu verhaften, dann werden Sie ihn verhaften.«
    »Ich habe keinen Bruder. Nur zwei Schwestern.«
    »Das ist alles nur angenommen«, flüsterte Dulnikker mit tränenerstickter Stimme. »Ich versuche dir zu erklären, daß du Befehle ausführen mußt, ohne viel zu denken. Sollte dir befohlen werden, dich aufzuhängen .«
    »Warum denn?« protestierte Mischa und stand schockiert auf. »Ich habe nichts Unrechtes getan! Entschuldigen Sie, Herr Ingenieur, aber ich mag kein Polizeibeamter sein, wenn ich mich aufhängen muß!«
    »Nein!« schrie Dulnikker und stampfte vor Wut auf. »Man wird es nicht von dir verlangen!«
    »Warum haben Sie dann gesagt, daß Sie es würden?«
    »Ich habe nur Spaß gemacht! Vergeßt es, Genossen, vergeßt, was ich gesagt habe!«
    »Alles?«
    »Alles!«
    Wie es so gern im täglichen Leben zugeht - obwohl der Polizeichef von Kimmelquell seine theoretischen Prüfungen nicht bestanden hatte, machte er sich im aktiven Dienst vortrefflich. Mischa begann den verwundeten Steueraufseher, ofer Kisch, zu den Behausungen der zwölf Auserwählten zu begleiten, und seine bedeutungsvolle Anwesenheit hatte die Wirkung einer kalten Dusche auf die besuchten Parteien.
    Praktisch war keine Gewalt vonnöten. Allgemein gesprochen lächelte der Hauptmann breit, während seine überdimensionale Hand geistesabwesend das Fell Satans - seines gigantischen Schäferhundes - streichelte.
    Ihrer beider Auftauchen allein veranlaßte die Bauern, ihre Mißhandlung des Schneiders einzustellen und ihren Kummer in eine einzige Frage zu verdichten:
    »Warum gerade wir?«
    »Ich weiß wirklich nicht«, pflegte der Polizist in solchen Fällen zu antworten. »Ich bin bloß eine eiserne Faust, die tut, was ihr befohlen wird. Sonst hängen sie mich mir-nichts-dir-nichts!«
    Die Wolke, welche die Angelegenheit verhüllte, verdichtete sich, als die zwölf Steuerzahler Unterstützung bei dem glücklichen Rest der Dorfbewohner suchten. Diese meinten, daß der Dorfrat sicher genügend Grund habe, die Steuer gerade jenen Leuten aufzuerlegen, denen sie auferlegt war, denn die Räte waren ernstzunehmende Leute, und wenn es so war, wie sich alles auswirkte, dann sollte man nicht viel klagen: Man mußte einfach den Gürtel ein bißchen enger schnallen - und zahlen! Somit konzentrierte sich die Wut des Dutzends und sammelte sich um die Teufelsgestalt Salman Hassidoffs, des Bürgermeisters de facto, dessen Unterschrift die schändliche Verständigung zierte.
    Die >Dreitürniks<, die sich von der steuerfreien Majorität etwas exkommuniziert vorkamen, fanden einen kargen Trost in ihren heimlichen Gesprächen mit Zemach Gurewitsch. Der Schuhflicker sagte dem unglücklichen Dutzend offen, daß ihnen seiner Meinung nach dieser Kerl, der Hassidoff, unrecht tue, und wenn er, Gurewitsch, zum Bürgermeister gewählt würde, er sofort die Steuerlast durch eine gerechtere Regelung auf die Schultern von zwölf anderen Bauern überwälzen würde. Aber das, sagte er, verlange natürlich, daß er, der
    Schuhflicker, in den kommenden Wahlen zum Bürgermeister gewählt werde, denn was nützten schon guter Wille und menschliches Verständnis, wenn sie nicht durch Handeln gestützt würden?
    Am Ende verwandelte sich jedoch die Steuer dank Umständen, an die niemand gedacht hätte, fast in einen großen Verlust. Die ersten Anzeichen der Krise waren die scharfen Proteste, die immer stärker aus den Dorfställen hervordrangen und die nach einigen Tagen an einem heiseren Chor langgedehnter Muhs wurden, in den alle gefangenen Kühe einstimmten. Der Polizeichef von Kimmelquell informierte den Rat kurz und bündig, daß er so lange nicht als

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