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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Luft schwebten und in den Nasenflügeln der übrigen Damen des Dorfes eine gefährliche Herausforderung hervorriefen. Selbst dem störrischen Gatten blieb nichts anderes übrig: Er mußte zum Tnuva-Chauffeur schleichen und heimlich etwas von diesem begehrten Parfüm bestellen. Später begab es sich, daß Frau Hassidoff die Verehrer des Bürgermeisters samt Gattinnen zu sich einlud - ein Brauch, der nach der Auflösung der samstagabendlichen Dorfrunde beliebt geworden war - und siehe: Sie servierte ihren Tee nicht in Gläsern, sondern in neiderweckenden weißen Porzellantassen. Ist es ein Wunder, daß nach einem solchen Vorfall der Lastwagen kleine Kartons mit der Schablonenaufschrift    »V orsicht !«    und
    »Z erbrechlich « ablieferte? Und Gott sei Dank konnten es sich die Bauern leisten, es fehlte ihnen nicht an Geld, dank der diesjährigen katastrophalen Kümmelernte.
    Aus irgendeinem Grund begannen die Frauen im Leben von Kimmelquell eine wichtige Rolle zu spielen.
    »Höre, Salman«, sagte Frau Hassidoff eines Abends mitten im Fegen, »ich möchte wirklich gern wissen, ob du errätst, was heute für ein Tag ist.«
    »Heute?« Er kratzte sich die Glatze. »Keine Ahnung.« »Dann sage ich es dir«, fuhr sein Weib leicht bewegt fort. »Heute vor genau zwanzig Jahren haben wir den Barbierladen eröffnet!«
    Auch Salman Hassidoff spürte eine Art Verengung der Kehle; zwanzig Jahre sind schließlich zwanzig Jahre. Aber er nahm ein Stück Papier und rechnete etwas herum, wonach ihm klar wurde, daß die Zahl nicht ganz so rund war, da der Barbierladen vor genau neun Jahren, drei Monaten und siebzehn Tagen eröffnet worden war.
    »Auch das ist eine lange Zeit!« erklärte Frau Hassidoff etwas ärgerlich. »Was für ein wunderbarer Gedenktag. Ich schwöre, Salman, wir sollten eine Feier veranstalten.«
    »Sei kein Idiot, Weib!« Der Barbier hob die Stimme. »Ich weiß, was du im Sinn hast! Schlag dir das aus dem Kopf.«
    Dulnikker blieb vor dem Luxuskuhstall des Barbiers stehen, ging den perfekt gepflasterten Weg hinauf und las sehr erstaunt die riesige Bekanntmachung, die auf die der Straße zugekehrten Wand geschrieben war:
    K ommenden S amstag A bend wird das D orf den 20. J ahrestag der G ründung des F riseurgeschäftes unseres
    GELIEBTEN BÜRGERMEISTERS INGENIEUR SALMAN HASSIDOFF
    feiern ! D ie F eier wird auf dem G rund des K ulturpalastes stattfinden . J edermann W illkommen .
    E s G rüsst : F riseurgeschäft K immelquell
    Diese Ankündigung hatte die Passanten in den letzten paar Tagen ständig geblendet, aber aus irgendeinem Grund machte der Schuhflicker keinen Versuch, sie zu entstellen oder zu übertünchen; er hatte sich nur damit zufriedengegeben, zwischen >GELIEBTEN< und >BÜRGERMEISTERS< >ZEITWEILIGEN UND KAHLEN drüberzuschreiben und einzufügen.
    Der Staatsmann studierte das grelle Plakat, und sein eingesunkenes Gesicht wurde traurig. Einen langen Tag nach dem anderen in sein Zimmer eingesperrt wie ein Einsiedler, hatte Dulnikker darauf gewartet, daß die Dorfbewohner kommen und sich bei ihm entschuldigen würden für die Schande, die sie über sich gebracht hatten, indem sie auf ihren Lehrer und Meister verzichtet hatten. Jedoch vergeblich, niemand war bereit, zu Kreuz zu kriechen, und der Staatsmann fühlte sich in seiner absoluten Isolierung vergessen wie der Schnee vom Vorjahr auf den Höhen des Libanon. Schließlich trat er im sanften Schein der Sonne wieder auf die Straße. Die Männer grüßten ihn mit einem leichten Kopfnicken, so, wie sie es in seinen ersten Tagen im Dorf getan hatten. Das regte jedoch den Staatsmann jetzt nicht mehr auf, denn er wußte, daß Gula bestimmt unterwegs war und ihn bald wieder in die Welt mehr oder weniger normaler Menschen bringen würde.
    Einen kurzen Augenblick lang fühlte Dulnikker einen tobenden Haß gegen seinen ehemaligen Sekretär in sich aufwallen, denn wenn es diesem gelungen wäre, seine seinerzeitige Flucht mit größerer Pfiffigkeit zu bewerkstelligen, dann wäre der Staatsmann schon längst wieder in seinem bequemen Büro in Tel Aviv gesessen ...
    Ein leichter Schlag auf seinen Schädel weckte den Staatsmann aus dem hypnotischen Zug seiner traurigen Gedanken. Als er zwei weitere Schläge, diesmal auf seinem Rücken, spürte, drehte er sich verwirrt um und bemerkte Majdud und Hajdud auf den Bäuchen hinter einem dicken Eichenstamm, wie sie aus ihren Schleudern ein Dutzend kriegslüsterne Lümmel mit Kies überschütteten, die hinter dem Haus

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