Der Blaumilchkanal
Amtsorgane im Hof seines Hauses, und befanden, daß der Hof sich für Parkzwecke wohl eigne, und bewilligten das Gesuch, und siehe, kaum zwei Jahre später waren rechts und links von der Ein- und Ausfahrt die amtlichen Tafeln aufgerichtet, und verkündigten einem jeden: »Parken verboten.«
*
Und es brach großer Jubel aus im Hause des Hiob Gro-detzky, und freuten sich alle, und schlachteten einen Hammel und tranken vom Wein.
Als aber Hiob Grodetzky am Morgen erwachte und sich vom Lager erhob, um auszufahren mit seinem Lieferwagen durch das Tor, da stand vor dem Tor der große Lastwagen abermals, und versperrte ihm den Weg.
Und entrang sich ein großer Schrei der gequälten Brust des Mannes Grodetzky, und drang er mit aufgehobenen Händen auf den in der Nähe patrouillierenden Verkehrspolizisten ein. Dieser aber besänftigte ihn, und sprach:
»Ich weiß, Herr, ich weiß. Schreien Sie nicht. Ich habe dem Parksünder bereits ein Strafmandat erteilt.«
Es verhielt sich jedoch so, daß in der Zwischenzeit die Zahl der Wagen sich vervielfacht hatte, und mußten die Bürger der überfüllten Stadt jedes freie Plätzchen ausnützen, um ihre Wagen zu parken, und entrichteten sie willig die Buße für Verletzungen des amtlichen Parkverbots. »Das ist es mir wert«, sprach Eliphas der Parker zu Hiob. »Ich lasse es mich gern ein paar Schekel kosten, wenn ich irgendwo parken kann.«
Und parkte er fröhlich weiter vor dem Hause des Hiob, und blockierte ihm die Ausfahrt, und zahlte den Bußeschekel.
Und Hiob zerriß sein Gewand, und raufte sich die Haare, und warf sich nieder auf den Boden, und schrie zum Himmel mit den Worten des Propheten Jeremia: »Es leiden die Gerechten, und es frohlocken die Bösen!«
Da senkte sich eine Staubwolke herab, und aus der Wolke trat Hiobs Weib, und hob zu sprechen an, und sprach:
»Warum liegst du auf dem Boden und heulst? Ich sage dir, was du tun sollst. Du sollst deinen eigenen Lieferwagen des Nachts zwischen den beiden Verbotstafeln parken, und wahrlich, es wird dir fürderhin keiner mehr deinen Platz wegnehmen.«
Und Hiob tat, wie ihm geheißen, und nach einem Mond voll Wehklagens, und nach vielen kummervoll durchwachten Nächten war endlich der Schlummer ihm wieder beschieden. Und erwachte er freudigen Herzens, und trat hinaus in den Hof, und rieb sich die Augen, gleich als wären sie noch vom Schlafe verklebt, und wollte nicht glauben, was er sah. Es stak ein Strafmandat unter dem Scheibenwischer seines Wagens.
Als er sich aber vergewissert hatte, daß er nicht träumte, suchte er nach dem nächsten Verkehrspolizisten, und rief ihn an, und rief:
»Warum steckt unter meinem Scheibenwischer ein Strafmandat?«
Der Hüter des Gesetzes wies auf die beiden Verbotstafeln:
»Haben Sie keine Augen im Kopf? Was steht hier geschrieben? >Parken verbotene nicht?«
Da stimmte Hiob ein großes Gelächter an, und lachte aus vollem Halse, und sprach:
»Diese Verbotstafeln wurden aufgerichtet um meinetwillen, damit ich des Morgens kein Hindernis im Weg habe, und ausfahren kann mit meinem Lieferwagen.«
»Dann fahren Sie aus«, sagte jener, »und parken Sie Ihren Wagen nicht dort, wo das Parken verboten ist.«
»Aber es ist ja für mich verboten.«
»Natürlich ist es für Sie verboten. Genau wie für jeden andern.« »Verstehen Sie denn nicht? Diese Verbotstafeln wurden auf mein Betreiben hier angebracht.« »Dann müssen Sie den anderen mit gutem Beispiel vorangehen«, sagte der Hüter und entschwand.
Und stak am folgenden Morgen abermals ein Strafmandat unter dem Scheibenwischer des Hiob, und am nächsten Morgen wieder, und streute Hiob Asche auf sein Haupt, und schrie zum Himmel, und schrie:
»Was sollen mir diese Zeichen, und warum bringen sie immer neues Elend über mich? Wenn ich im Hof parke, kann ich nicht ausfahren, und wenn ich draußen parke, bekomme ich ein Strafmandat. Verflucht sei der Tag, da ich geboren wurde.«
*
Fortan war das Leben des Mannes Grodetzky mit nichts anderem ausgefüllt als mit Verbotstafeln und Parkzeichen und Parkverbotstafelzeichen, und verbrachte er seine Tage von früh bis spät auf den zuständigen Behörden, und schrie um Gerechtigkeit.
Und sprachen aber die Behörden wie folgt:
»Es geschieht alles nach Recht und Gesetz. Wir müssen diese Strafmandate ausstellen. Auf den beiden Verbotstafeln steht nichts davon geschrieben, daß der dazwischenliegende Parkplatz Ihnen gehört.«
Und Hiob antwortete:
»Dann schreiben Sie's hin!«
Und
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