Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
eine Reihe möglicher Methoden; ich habe mich für eine entschieden, die ich den Dreieckstrick nennen möchte. Sehen wir uns Abb. 6 an. An den drei Ecken des Dreiecks befinden sich drei willkürlich ausgesuchte Biomorphe. Das an der Spitze ist der zentrale Baum, an der linken Seite befindet sich eins »meiner« Insekten, und das an der rechten Ecke hat keinen Namen, aber ich fand es hübsch. Wie alle Biomorphe hat jedes der drei seine eigene genetische Formel, die seine einzigartige Position im neundimensionalen genetischen Raum bestimmt.
Abb. 6
Das Dreieck liegt auf einer flachen zweidimensionalen »Ebene«, die durch das neundimensionale Hypervolumen (was ein Narr kann, kann ein anderer auch) hindurchschneidet. Die Ebene ist wie ein flaches Stück Glas, das man durch Gelee steckt. Auf dem Glas ist das Dreieck eingezeichnet wie auch einige der Biomorphe, deren genetische Formel ihnen das Recht gibt, auf jener speziellen flachen Ebene zu sitzen. Was gibt ihnen dieses Recht? Hier kommen die drei Biomorphe an den Ecken des Dreiecks ins Spiel. Sie werden als Ankerbiomorphe bezeichnet.
Erinnern wir uns daran: Der ganze Sinn des »Abstandes« im genetischen »Raum« besteht darin, daß genetisch ähnliche Biomorphe nahe Nachbarn sind; genetisch verschiedene Biomorphe sind entfernte Nachbarn. Auf dieser speziellen Ebene sind alle Abstände im Verhältnis zu den drei Ankerbiomorphen berechnet.
Abb. 7
Die genetische Formel für jeden gegebenen Punkt auf der Glasscheibe, ob innerhalb oder außerhalb des Dreiecks, wird als »gewichteter Durchschnitt« der genetischen Formeln der drei Ankerbiomorphe berechnet. Der Leser hat sicher bereits erraten, wie das Gewichten erfolgt. Es ergibt sich aus dem jeweiligen Abstand, genauer gesagt, aus der jeweiligen Nähe des entsprechenden Punktes zu den drei Ankerbiomorphen. Das heißt, je näher der Punkt auf der Ebene an dem Insekt liegt, um so insektenähnlicher sind die örtlichen Biomorphe. Wenn man sich am Glas entlang auf den Baum hinbewegt, so werden die »Insekten« allmählich weniger insektenähnlich, sondern baumähnlicher. Wandert man in die Mitte des Dreiecks, so sind die Tiere, die man dort findet - etwa die Spinne mit einem jüdischen siebenarmigen Leuchter auf dem Kopf - verschiedene »genetische Kompromisse« zwischen den drei Ankerbiomorphen. Bei dieser Darstellung messen wir jedoch insgesamt den drei Ankerbiomorphen zu viel Gewicht bei.
Abb. 8
Zugegeben, der Computer bedient sich ihrer, um die richtige genetische Formel für jeden Punkt auf dem Bild zu errechnen. Tatsächlich aber hätten drei beliebige Ankerpunkte auf der Ebene den Zweck ebenso gut erfüllt und dieselben Resultate ergeben. Aus diesem Grund habe ich in Abb. 7 das Dreieck nicht gezeichnet. Abb. 7 entspricht haargenau Abb. 6. Sie zeigt lediglich eine andere Ebene. Eines der drei Ankerbiomorphe ist wieder das, das wir schon von Abb. 6 kennen; es bildet dieses Mal den Ankerpunkt auf der rechten Seite. Die anderen Ankerpunkte in diesem Fall sind Spitfire und Bienenragwurz, beide ebenso dargestellt wie in Abb. 5. Auch auf dieser Ebene sehen, wie der Leser bemerken wird, benachbarte Biomorphe einander ähnlicher als entfernte. Das Spitfire-Flugzeug etwa gehört zu einer Schwadron ähnlicher Flugzeuge, die in Formation fliegen. Da sich das Insekt auf beiden Glasebenen befindet, kann man sich vorstellen, daß beide Ebenen einander in einem Winkel durchstoßen. Im Verhältnis zu Abb. 6 ist, so sagen wir, die Ebene von Abb. 7 »um« das Insekt »gedreht«.
Durch das Weglassen des Dreiecks verbesserten wir unsere Methode; das Dreieck lenkte ab, da wir drei besonderen Punkten auf der Ebene unverdiente Bedeutung beimaßen. Doch wir müssen noch eine weitere Verbesserung vornehmen. In Abb.
6 und 7 verkörpert räumlicher Abstand genetischen Abstand, aber alle Maßstäbe sind verzerrt. Ein Zentimeter nach oben ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem Zentimeter zur Seite. Deswegen müssen wir unsere drei Ankerbiomorphe sorgfältig auswählen, damit ihre genetischen Abstände untereinander alle gleich sind. Genau das ist in Abb. 8 der Fall. Wieder ist das Dreieck nicht wirklich eingezeichnet. Die drei Ankerpunkte sind der Skorpion aus Abb. 5, erneut das Insekt (wir haben hier noch einmal eine »Rotation um« das Insekt) und das kaum zu beschreibende Biomorph an der Spitze. Diese drei Biomorphe sind alle jeweils 30 Mutationen voneinander entfernt, so daß sich gleich leicht
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