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Der Blinde von Sevilla

Der Blinde von Sevilla

Titel: Der Blinde von Sevilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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fragte Comisario Lobo.
    »Ich war bisher nicht in der Lage, mein Haus zu verlassen. Ich hatte einen Anruf nach dem anderen.«
    »Gut«, sagte Lobo. »In einer Viertelstunde sitze ich in einem der Cafés in der Plaza de Armas in der Nähe des Ausgangs Avenida del Cristo de la Expiración.«
    Lobo hatte ihn noch nie außerhalb des Büros getroffen, schon gar nicht an einem solchen Treffpunkt. Das konnte nur bedeuten, dass das, was sie zu besprechen hatten, zu sensibel für die alles hörenden Betonwände der Jefatura war.
    Als Falcón den Patio erreicht hatte, klingelte sein Festnetztelefon erneut. Er machte kehrt und nahm den Hörer ab. Schweigen.
    »Diga.«
    »Was denkst du jetzt über Ramón Salgado, Tio Javier?«
    » Hola. Sergio«, sagte er, das Einzige, was ihm in seinem Adrenalinrausch einfiel.
    »Nenn mich nicht so.«
    »Dann nenn du mich nicht Onkel«, sagte Javier.
    »Du hast meine Frage über die Hieronymus-Bosch-Sammlung deines alten Freundes noch nicht beantwortet – übrigens der perfekte Dateiname, oder?«
    »Sie waren obszön, aber wie du vielleicht weißt, gibt es in diesem Land Gesetze gegen Kindesmissbrauch, die angemessene strenge Strafen für die Täter vorsehen. Du musst nicht …«
    »Ich verstehe, worauf du hinauswillst, Inspector Jefe. Raúls Vorliebe für junge Mädchen und Ramóns für gequälte Jungen … sehr interessant.«
    »Und Eduardo Carvajal.«
    Schweigen.
    »Hör auf zu morden, Sergio«, sagte Falcón. »Du musst das nicht mehr tun.«
    »Ich habe niemanden ermordet. Das war gar nicht nötig.«
    »Wie geht es deinem Daumen?«, fragte Falcón, und die Leitung war tot.
    Er presste den Hörer an sein Ohr. Er hatte ihn verloren. Alle möglichen Fragen und Strategien fielen ihm erst jetzt ein, Sekunden zu spät. Er knallte den Hörer auf die Gabel und machte sich auf den Weg zu seinem Treffen mit Lobo.
    Auf seinem Fußweg über die Calle Pedro del Toro grübelte er über die Art von Sergios Schweigen bei Erwähnung des Namens Eduardo Carvajal. Es war das Schweigen eines Menschen, der den Namen noch nie gehört hatte, und er wusste, dass er in einer weiteren Sackgasse gelandet war.
    Die Plaza de Armas war ursprünglich Sevillas Hauptbahnhof gewesen, dann jedoch zu einem Aufenthaltsort für ziellose Menschen umgebaut worden, die in den Läden, Cafés und Fastfood-Restaurants umherschlendern konnten. Lobo saß allein an einem Tisch in der Nähe des alten Eingangs. Vor ihm standen zwei Tassen Kaffee. Sein Mantel war warm für das Wetter.
    »Sie sehen abgespannt aus, Inspector Jefe«, sagte er.
    »Ich habe gerade mit unserem Mörder telefoniert.«
    »Amüsiert er sich immer noch?«
    »Nach all den Anrufen heute Morgen war ich nicht auf ihn vorbereitet«, sagte Falcón. »Er hat mich verwirrt, indem er mich ›Onkel‹ genannt hat, und ich hatte nicht mal die Geistesgegenwart, ihn zu fragen, woher er meine Nummer hatte.«
    »Welche Nummer?«
    »Die alte Nummer meines Vaters … er hat sie niemandem gegeben.«
    »Möglicherweise hat er sie in Ramón Salgados Haus gefunden.«
    »Wahrscheinlich.«
    Falcón berichtete ihm von den Anrufen. Lobo spielte mit seinen Fingern auf der Tischkante.
    »Er klang also überrascht über den Zusammenhang, den Sie hergestellt haben«, sagte er, als Falcón geendet hatte.
    »Ich gebe zu, dass mich das entnervt hat.«
    »Und keine Neuigkeiten von Señora Jiménez über die Beziehung zwischen ihrem Mann und Carvajal außer wütender Empörung bei der bloßen Andeutung«, sagte Lobo. »Was werden Sie jetzt tun, Inspector Jefe?«
    »Ich denke, ich werde den Computer trotzdem der Sitte zur Auswertung überlassen, vielleicht lässt sich ja über das Material eine Verbindung zu Carvajal herstellen.«
    »Der Grund dafür, dass wir uns hier treffen, hat möglicherweise auch etwas damit zu tun«, sagte Lobo. »Der Name MCA Consultores ist noch über eine andere Quelle an meine Ohren gedrungen. Es gibt ein Leck. Haben Sie mit irgendwem gesprochen?«
    »Gegenüber Señora Jiménez habe ich einige der Direktoren erwähnt, ohne den Namen der Firma zu nennen«, sagte Falcón. »Und als ich die Art des Materials auf Salgados Computer gesehen habe, habe ich mich entschieden, Juez Calderón von meiner neuen Theorie zu erzählen, wobei ich natürlich auch den Namen MCA erwähnen musste.«
    »Dann ist das unser Leck«, sagte Lobo. »So ist die Information also zu Comisario León gelangt. Sehr interessant.«
    »Glauben Sie, Juez Calderón hat es Dr. Spinola oder Fiscal Jefe Bellido

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