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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf, als sie vorbeigingen.
    Sie setzten sich schließlich in die vorletzte Reihe neben eine schlafende Elfe mit einem zarten lavendelblauen Teint, die ein wenig angetrunken wirkte, denn ein eigenartiger Geruch ging von ihr aus, beinahe wie Kampfer. Ihre Backe wies die Spuren einer älteren Prellung auf, und von ihren schlaffen Flügeln war einer sogar am Rand ausgefranst. Der Goblin saß hinter ihnen in der letzten Reihe und blickte weiterhin starr geradeaus, als fürchtete er sich, etwas anderes zu tun.
    Der Bus war längst weitergefahren, als Theo merkte, daß er in Gedanken schon wieder bei Poppi Stechapfel war, bei dem Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn aus dem Wagen geworfen hatte, und bei der Frage, warum die Erinnerung daran so weh tat. »Wegen dem Geld«, sagte er. »Warum lassen wir uns nicht einfach von Rain …« Er stockte. Selbst Theo lernte langsam die Kunst der Verschwiegenheit. »Warum bitten wir nicht deinen Boß, uns etwas zu überweisen. So was geht doch hier, oder?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nicht so leicht, wie du meinst, aber über die Gründe will ich im Moment nicht reden. Und ich muß mir immer noch was einfallen lassen, wo ich dich heute nacht unterbringe.«
    »Aber …« Er zögerte. »Hör zu, ich möchte dir keine Umstände machen. Wenn es so was wie einen religiösen Grund gibt, weshalb eine unverheiratete Fee ein Mitglied des anderen Geschlechts, das hundertmal so groß ist wie sie, nicht mit nach Hause bringen kann …« Plötzlich kam ihm ein Gedanke. »Warte mal, ist das bei deinen Eltern zu Hause? Willst du mich deshalb nicht mitnehmen? Aber ich dachte, sie wohnen in …«
    Sie stand auf und tippte seine Lippen an, um ihn am Weiterreden zu hindern. »Nein, du Riesenroß. Das Problem ist, wenn ich in der Stadt bin, wohne ich in einer Wabe.«
    Er verstand sie nicht. »Ach so, und wenn da der Honig zu klebrig und ungemütlich wird, ziehst du um in einen Ameisenbau, was? Wenn du mich bei dir zu Hause nicht haben willst, dann sag’s einfach!«
    Apfelgriebs verdrehte die Augen. »Eine Wabe, Bürschchen! Das ist ein Ort, wo Leute wie ich wohnen. Du meinst doch nicht etwa, daß ich mir so was Großes miete, wie du es bräuchtest. Das wäre die reine Platzverschwendung! Es ist ein besonderes Haus bloß für uns Feen und anderes kleines Volk, du Doofkopp.«
    »Aha. Und ich nehme an, es ist nicht groß genug, daß ich dort am Boden schlafen könnte.«
    »Theo, wenn du das Dach abnehmen würdest, könntest du mit Ach und Krach deinen Kopf ins Wohnzimmer zwängen, aber Platz zum Blinzeln hättest du nicht. Und was mein Zimmer betrifft, so ist es in dem Teil des Hauses, wo wir wohnen, so ziemlich das größte, und trotzdem könntest du wahrscheinlich nicht mal die Finger am Boden spreizen, ohne an die Wände zu stoßen.«
    »Wir?«
    »Ich und meine Mitbewohnerinnen. Wir kommen und gehen, aber insgesamt sind wir ein knappes Dutzend – das heißt, in unserem Eckchen. In der ganzen Wabe wohnen Tausende von uns.« Sie schaute auf die Straße. »Wir sind gleich da.«
    Die Vorstellung von Tausenden geflügelter Elfen an einem Ort war ein wenig beklemmend – als ob die Termiten Schlupfzeit hätten. »Okay, ich verstehe, warum das nicht hinhaut. Und was soll ich machen? Selber habe ich jedenfalls kein Geld. Kann ich im Park schlafen, oder werden mich die Schutzleute oder wie sie heißen von da verscheuchen?«
    »Eher wirst du von Werwölfen gefressen.« Sie machte nicht den Eindruck zu spaßen. »Im Ernst, niemand hält sich nachts im Park auf, wenn er es vermeiden kann. Das ist unsere Haltestelle.«
    Als der Bus abbremste und etliche der anderen Fahrgäste, Gnome und Schlorchel und diverse Butzen, ihre erstaunlich vielfältigen und in manchen Fällen wenig bustauglichen Gestalten aus den Sitzreihen in den Gang zwängten, erschien plötzlich neben Theos Kopf eine dicht behaarte Hand, die einen kleinen, mehr oder weniger weißen Zettel hielt. Er drehte sich um und sah den Goblin von der Bushaltestelle, der sich zu ihm vorbeugte.
    »Bitte verzeiht meinen allzu scharfen Ohren.« Der Goblin bleckte lächelnd seine spitzen kleinen Zähne und räusperte sich. »Ich hatte nicht vor, mich in eure Privatangelegenheiten zu mischen, aber ich konnte nicht anders, als euer Dilemma mitzuhören. Falls ihr in dieser sehr großen und nicht übermäßig freundlichen Stadt kein Dach über dem Kopf finden solltet, dann kommt zu dieser Adresse. Meine Freunde und ich wohnen dort. Es ist nichts Besonderes, aber es ist

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