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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Behausungen waren in die Vorderseite auch Fenster geschnitten worden, deren Vorhänge oder Jalousien das im Innern scheinende Licht färbten, so daß zu dem pastelligen Geflacker, das von vielen Bewohnern ausging, die ruhigeren Farben der Fenster hinzukamen. Manche der Wohnungen waren noch weitergehend verändert worden, vielleicht wenn eine einzige Familie mehrere Wohnkästen gekauft und diese dann auf findige Weise mit Außentreppen und Kletterstangen verbunden hatte. Zur heimlichen Freude von Theos kindlichem Gemüt waren an einige auch komplexe Rutschen- und Leiterkonstruktionen gebaut worden.
    Nicht alle Leitern führten von einer Wohnung in eine andere. Lange Strickleitern hingen von den meisten Kästen bis zum Boden herab und sahen aus, als wären sie dazu gedacht, im Notfall eingezogen zu werden.
    »Wozu sind diese langen Leitern?« fragte Theo.
    »Pitzel können nicht fliegen«, antwortete Apfelgriebs. »Jetzt warte hier, du. Ich bin bald wieder da.« Sie stieg einen guten Meter über seinen Kopf und flog dann zu einer erleuchteten Tür hinein, die er gerade noch sehen konnte. Ein paar kleine Gestalten streckten die Köpfe über benachbarte Balkone, um ihn zu betrachten, wirkten aber nicht übermäßig neugierig.
    Die Fee hatte es mit der Rückkehr nicht eilig. Während er wartend vor der Obstblütenwabe stand, ging Theo zum erstenmal die Frage durch den Kopf, wie er sich in Apfelgriebs’ Haut fühlen würde – wie ihm zumute wäre, wenn er in einer Welt der Riesen lebte, die im Vergleich zu ihm so groß wie uralte Redwoods waren. Er konnte es sich nicht so recht vorstellen.
    Jemand aus meiner Welt, der viel weiß, ein Uniprofessor oder so einer, sollte herkommen und dieses Land studieren. Nein, Forscher, ein ganzer Haufen. Denn ich wette, man könnte hier jahrelang leben und würde kaum mehr als eine erste Ahnung davon bekommen, wie anders die Verhältnisse sind …
    »Ooh, der ist aber groß und stark«, sagte jemand über ihm. Im ersten Moment löste der pseudoirische Dialekt bei ihm den Verdacht aus, daß Apfelgriebs ihn aufziehen wollte, doch es war nicht ihre Stimme.
    »Na klar ist er das«, sagte jemand anders. »Sie hat doch gesagt, daß er groß ist.«
    »Ich hab gemeint, er ist groß für einen Großen«, verwahrte sich die erste Stimme. »Und stark: Er hat richtige Schultern!«
    »Hört ihr zwei vielleicht mal auf, ihr blöden Spatzen?« schimpfte eine dritte unbekannte Stimme. »Ich krieg schon wieder meine Kopfschmerzen.«
    Theo spähte nach oben. Von einem Balkon knapp über seinem Kopf blickten drei Gestalten von Apfelgriebs’ Größe auf ihn hinunter. Alle drei waren junge Frauen, soweit er das erkennen konnte, zwei mit dunklen Haaren, in einem Fall kurz, im anderen lang, und die dritte mit einer kolossal aufgeplusterten goldenen Mähne, die zur Hälfte mit Lockenwicklern eingedreht war. Alle drei hatten Flügel, die hinten aus ihren Hauskleidern herausschauten.
    »Bist du Theo?« fragte die Blondine. »Du bist groß, was?«
    »Fällt dir denn gar nichts anderes zu sagen ein, Ginnie?« bäffte die mit den kurzen dunklen Haaren. »Mir platzt gleich der Schädel.« Sie schaute nach unten. »Beachte die beiden Dummerchen gar nicht. Sie sind gerade mal vor zwei Stunden vom Land gekommen.«
    »Ooh, Kern, du bist echt gräßlich!« sagte die andere Brünette; dann an Theo gewandt: »Sie ist einen knappen Monat länger hier als wir und bildet sich mords was drauf ein!«
    »Ähm …« Er bemühte sich, aus dem Gehörten schlau zu werden. »Seid ihr … seid ihr welche von Apfelgriebs’ Mitbewohnerinnen?«
    »Ja«, antwortete die langhaarige Brünette. »Aber so selten, wie Griebs derzeit hier ist, könnte man meinen, man teilt sich die Wohnung mit einem Irrlicht.« Sie machte einen spaßigen kleinen Knicks. »Ich bin Fläumchen. Die mit dem säuerlichen Gesicht ist meine Schwester Kern.«
    »Fläumchen … Kern …« Theo nickte, immer noch verwirrt.
    »Wir sind Pfirsiche. Und die da mit den abstehenden Haaren, die aussieht wie die rauhe Else, ist Ginnie.«
    »Den Namen sollst du ihm nicht sagen! Das ist doch bloß ein Spitzname«, beschwerte sich die Blondine bei ihrer Freundin. »Richtig heiße ich Auberginnie. Ich bin Schauspielerin, und das ist mein Künstlername.«
    »Ja, ja, zu Hause in Weißdorn war sie nur eine ganz normale Eierfrucht«, sagte Kern.
    »Ach!« rief Ginnie aus. »Was bist du heute garstig!«
    »Kein Wunder, so weh, wie mir der Kopf tut.«
    Theo hob vorsichtig die Hand. Bis

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