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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Arsch, und jetzt hält mir auch noch ein Elfchen von der Größe eines Gummihundeknochens einen Vortrag über meine Beziehungen. Klasse.«
    Eine ganze Weile erwiderte sie nichts, regte sich nicht einmal. Als sie schließlich etwas sagte, konnte er sie über den Verkehrslärm hinweg kaum verstehen, obwohl ihr Kopf dicht an seinem Ohr war. »Eine Chance, dich zu entschuldigen, gebe ich dir.«
    »Was?«
    »Du hast mich verstanden.«
    »Was habe ich denn gesagt, um Gottes willen?« Um Blickkontakt mit ihr zu bekommen, drehte er den Kopf so weit zur Seite, daß er mitten auf dem Bürgersteig stehenbleiben mußte. Wesen wie aus einem Kinderbilderbuch strömten links und rechts an ihm vorbei. »Apfelgriebs, bitte verlaß mich nicht! Wenn ich was Dummes gesagt habe, tut es mir leid. Aber ich weiß nicht mal, was es war.«
    »Theo«, sagte sie nach kurzem Schweigen, »fast alles, was du sagst, ist dumm.«
    »Wahrscheinlich«, brummte er erleichtert. Ihre Stimme hatte sich beinahe wieder normal angehört. »Und du solltest keine Gelegenheit versäumen, auf mir rumzutrampeln, wenn ich eh schon am Boden liege – es könnte ja sein, daß du zehn Minuten auf die nächste warten mußt. Aber ich weiß wirklich nicht, was ich gesagt haben soll.«
    »Hältst du mich für unzurechnungsfähig, bloß weil ich klein bin?«
    »Nein, wieso?«
    »Und hältst du mich für eine Frau?«
    »Ja …« Er schluckte das »wahrscheinlich« hinunter, weil er den Eindruck hatte, daß es die Situation komplizieren könnte.
    »Und der Grund für dein Herumgegreine – hat der vielleicht mit einer Frau zu tun?«
    »Ja, schon, aber …«
    »Wieso sollte ich dann als Mitglied eben dieses Geschlechts nicht geeignet sein, dich in den Genuß meiner einschlägigen Erfahrungen kommen zu lassen?«
    »Herrje, so hab ich das nicht gemeint. Ich dachte nur … Scheiße, vergiß es. Ich hab mich mal wieder danebenbenommen, wie gewohnt.«
    »Hör auf zu jammern und geh weiter, du Doofkopp. Und hör mir ein bißchen zu.«
    »Okay, okay.«
    »Was du falsch gemacht hast, war das nicht deine Frage? Du hast gesagt: ›Ich habe ihr keine Versprechungen gemacht!‹, als ob die Gefühle, die jemand dir entgegenbringt, ein Fall fürs Gericht wären oder eine Vertragssache, und zur Klärung müßtest du einfach die unterschriebene Vereinbarung hervorholen und sie der anderen unter die Nase halten: ›Siehst du, ich hab’s nie gesagt!‹ Aber so geht das nicht mit Gefühlen, Theo, vor allem nicht von Frauen. Und das weißt du auch ganz genau.«
    Er stöhnte abermals. »Ich weiß gar nichts.«
    »O doch, du weißt es. Ich hatte einmal genauso einen Freund wie dich. Die meiste Zeit war er lieb zu mir – er konnte wirklich ganz reizend sein –, aber er nahm alles, was man ihm gab, und überlegte nie, was man als Gegengabe erwartete.«
    »Und was zum Donner erwartet man als Gegengabe, verrätst du mir das vielleicht auch? Oder sind wir Männer verpflichtet, eure Gedanken zu lesen?«
    »Bei den Bäumen«, sagte sie, »es ist, als ob man mit einem Faun im Frühling redet. Du meinst, weil du ihr nicht erzählt hast, daß du sie liebst und daß du mit ihr in einem Häuschen am Meer leben willst, wäre alles in Butter. Hast du ihre Hand gehalten oder nicht? Hast du dir ihre Ergüsse darüber angehört, wie glücklich sie ist? Hast du ihr etwa nicht erklärt, sie wäre sehr schön und du würdest dich freuen, daß du sie kennengelernt hast?«
    »Ich dachte, du schläfst! Dabei hast du gelauscht!«
    »Und das mit gutem Recht. Es geht auch um mein Leben, vergiß das nicht. Kannst du mir vorwerfen, daß ich neugierig bin, was für Dummheiten du wohl der Tochter eines Mannes erzählst, der uns umbringen will?«
    Er war inzwischen weitergegangen, hatte aber kaum mehr einen Sinn für die grotesken und schönen Gesichter, die ihn durch die Fenster von Restaurants und Kneipen beobachteten, für die Schreie und die ungewohnten musikalischen Töne der Autohupen, nicht einmal für die faszinierenden exotischen Melodienfetzen, die hier und da aus den Geschäften schallten. »Okay«, sagte er schließlich. »Du hast also gelauscht. Was hätte ich sagen sollen? Sie war nett.«
    »Du bist genau wie der Kerl, mit dem ich damals gegangen bin. Theo, was erwartet ihr Jungs eigentlich? Wir müssen uns für jedes einzelne Wort aus euerm Mund abstrampeln. Wenn wir euch haben lassen, was ihr wollt, dann hören wir in der Hälfte der Fälle nie wieder was von euch, und wenn doch, dann seid ihr völlig

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