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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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närrische Kerl etwa, daß irgend jemand mich in meinem eigenen Haus angreift?« knurrte Fürst Narzisse. Für einen Elf hatte er einen recht cholerisch wirkenden beigerosa Farbton angenommen. »Blödsinn!«
    Fürst Stockrose wandte sich an Theo. »Ich hätte mich vor der Sitzung gern einmal mit dir unterhalten, Junker Vilmos. Hast du schon zu Mittag gespeist? Nein? Darf ich dich dann zum Mittagessen in den Gemächern einladen, die Fürst Narzisse und Fürstin Jonquille mir gütigerweise zur Verfügung gestellt haben? Ich möchte nur noch kurz mit meinen Gastgebern ein paar Dinge zu Ende besprechen. Wärst du so gut, draußen auf mich zu warten?«
    Theo nickte und stand auf. Er hatte immer noch viele unbeantwortete Fragen, und bis jetzt war dieser Stockrose der einzige, der sich in irgendeiner Weise gesprächsbereit gezeigt hatte. Während er hinausging, verstummten die drei hinter ihm. Er warf einen kurzen Blick in das spiegelnde wandgroße Fenster und sah, daß sie sich gegenseitig anschauten. Es sah aus, als ob sie redeten, vielleicht sogar stritten, aber ohne den Mund zu bewegen oder einen Laut von sich zu geben.
    Im Vorraum war niemand zu sehen außer dem heftig kauenden warzenschweinähnlichen Wesen hinter der Empfangstheke. »Apfelgriebs?« rief Theo.
    »Sie ist weggegangen«, erklärte der Mann mit den mächtigen Eckzähnen. »Sie hat irgendwas auf meinen Wachaugen gesehen.« Er deutete auf die Reihe gerahmter Spiegel auf der Tischoberfläche. Theo beugte sich vor und schaute. Jeder schien einen Ausschnitt des Geländes oder der umliegenden Straßen zu zeigen. »Eine süße kleine Schreckschraube ist das«, sagte der Warzenschweinmann. »Nicht gerade ein Zuckerpüppchen, aber ich mag’s gern ein bißchen deftig.« Sein vollgestopfter Mund schob sich vor, und seine Stirn legte sich in Falten. »Übrigens, kann ich dir eine Frage stellen? Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber seid ihr zwei … na ja, seid ihr zwei verbandelt?«
    »Was soll das?« knurrte Theo. »Warum werde ich das ständig gefragt? Ist die Tatsache, daß sie so groß wie ein Schokoriegel ist und ich ungefähr hundertmal größer bin, nicht Antwort genug?«
    Die winzigen Warzenschweinäuglein wurden weit. »Sag mal, wo bist du denn her? Bestimmt von der hintersten Insel im Ys, von den Haugbuinn-Docks oder so. Hast du noch nie was von kosmetischer Chirurgie gehört?«
    »Kosmetische …? Du meinst …?« Es war zu bizarr. Er wollte kein Gehirnschmalz mehr auf die näheren Einzelheiten dieser Cartoonwelt verschwenden. »Ach, egal. Hat sie gesagt, wann sie wiederkommt?«
    »Nein. Ich soll dir bloß ausrichten, sie hätte vermutlich jemanden gesehen, den du kennst, und sie wollte das nachprüfen gehen.«
    »Das muß jemand gewesen sein, den sie kennt.«
    Der Mann am Empfang schüttelte seinen Stoppelkopf. »Ich kenne meinen Job, junger Mann. Sie sagte, jemanden, den du kennst. Sie hat sogar den Namen gesagt – Rufus oder Findus oder so ähnlich.«
    Theo überlegte einen Moment. »Rufinus? Aber der kann’s nicht gewesen sein, der ist tot.«
    »Dann hat sie sich wohl geirrt.« Das absonderliche Wesen lehnte sich zurück und schlug einen breiten, hosenbeinspannenden Schenkel über den anderen. »Aber süß ist sie trotzdem. Und frech – genau wie ich die Frauen mag.«
    Als Fürst Stockrose erschien und ihn zum Mittagessen abholte, war Theo immer noch mit der Frage beschäftigt, was Apfelgriebs gemeint haben könnte.

 
23
Der Schatten über dem Turm
     
     
    D er livrierte Brownie, der das Essen auftrug, legte eine solch flinke Betriebsamkeit an den Tag, daß er Jedesmal, wenn Theo ihn erblickte, schon wieder in einem anderen Teil des Raumes war, wo er den Servierwagen bestückte, Getränke einschenkte, die Beleuchtung und die Jalousien am Fenster regelte. Es war kaum zu glauben, daß Stockrose seinen Sekretär und sein übriges Personal weggeschickt hatte, denn man hatte den Eindruck, daß der Raum von anderen Leuten nur so wimmelte. Irgendwann war der behende kleine Kerl plötzlich verschwunden. Theo hatte nicht einmal die Tür auf- oder zugehen gehört.
    »Ich bin sehr froh, daß du meiner Einladung gefolgt bist«, sagte Stockrose und beugte sich dabei prüfend über den Servierwagen. Außerhalb des Audienzsaales hatte er das förmliche Benehmen weitgehend abgelegt. »Probiere einmal die Melone – die Melonenzeit ist in einer Woche etwa vorbei.« Er spießte mit einer langen, zweizinkigen Gabel ein Stück auf. Während er daran kaute,

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