Der Blumenkrieg
gerettet.« Mit einemmal kam eine Erinnerung zurück. »Dieser Dämon, der schon in meiner Welt Jagd auf mich gemacht hat – wißt ihr darüber Bescheid?«
»Der Untote?« fragte Narzisse nach. »Völlig unsinnig, die Geschichte. Wieso sollten Nieswurz und seine Leute so ein Ungeheuer auf ihn hetzen?«
»Vielleicht weil es ihn in seiner eigenen Welt angreifen konnte und sie der Meinung waren, dort würden wir von den Vorgängen nichts mitbekommen«, sagte Fürstin Ämilia. »Ja, Junker Vilmos, wir wissen darüber Bescheid.«
»Nun, Graf Rainfarn meinte, der Dämon würde mich weiter verfolgen. Ich weiß nicht, wann er wieder auftauchen wird, aber ich weiß, daß beim nächstenmal vermutlich keine magische Tür zur Hand ist, durch die ich schnell mal springen kann. Rainfarn sagte, ihr hier wärt unter Umständen in der Lage, dieses Ding irgendwie von meiner Fährte abzubringen. Hat er das erwähnt?«
»Ich habe schon seit Tagen nicht mehr mit Rainfarn gesprochen«, sagte Stockrose. »Aber ich war sehr verärgert darüber, daß er dich ohne ausreichenden Geleitschutz in die Stadt schickte. Eigentlich sollte mein Neffe Dalian dich begleiten, doch er wurde einen Tag, bevor du aus deiner Welt in unsere gebracht wurdest, im Mistelpark ermordet. Ich habe Nieswurz’ Leute in Verdacht – die Vorgehensweise, die kalkulierte Grausamkeit, das alles riecht nach ihnen.«
»Sie haben ihm das Herz rausgeschnitten«, sagte Theo.
Stockrose fixierte ihn scharf. »Woher weißt du das? Nur die Familie hat den Leichnam gesehen und erfahren, was mit ihm geschah.«
»Ich habe das Herz gesehen. Sie haben es Rainfarn in einem silbernen Kästchen geschickt. Ich glaube, euer Familienwappen oder so was war darauf.«
Der dunkelhaarige Elfenfürst schüttelte den Kopf. »Es wurde Rainfarn geschickt? Rainfarn hat das Herz? Wieso? Das gibt keinen Sinn.«
Theo konnte nur die Achseln zucken.
»Genug davon«, erklärte Narzisse. »Das sind Lappalien. Das an dir begangene Verbrechen war schrecklich, Malvus, aber ich glaube nicht, daß Fürst Nieswurz selbst etwas damit zu tun hatte. Es gibt in seinem Haus und den verbündeten Häusern Fraktionen, von denen einige recht extrem sind …«
Fürstin Ämilia schnitt ihm kurzerhand das Wort ab. »Wie dem auch sei, wir sollten uns jetzt anderen Fragen zuwenden. Denkt bitte an die Gipfelkonferenz. Sie beginnt heute nachmittag.«
»Gipfelkonferenz …?« Theo hatte beinahe vergessen, was Wuschel ihm am Abend zuvor erzählt hatte, doch jetzt fiel es ihm wieder ein.
»Ja, ein Treffen der Sechs Familien«, sagte Fürstin Ämilia. »Wo wir herausfinden werden, was die Nieswurzen und Stechäpfel davon halten, daß du unser Gast bist. Sie werden in Kürze hier eintreffen, und mit ihnen die Fürsten Fingerhut und Lilie.«
»Einen Moment noch.« Theo hatte urplötzlich schweißnasse Handflächen. »Soll das heißen, daß die Leute, die versucht haben, mich umzubringen oder gefangenzunehmen oder was weiß ich, daß die hierher kommen, in die Narzissen-Residenz? Heute?«
»Wir haben um eine außerordentliche Zusammenkunft gebeten, ja. Wegen des Feiertags blieb keine Zeit, einen anderen Versammlungsort aufzutun«, sagte Fürstin Ämilia. »Das Parlament hat derzeit Tagungspause, und Fürst Eisenhut meinte, er könne so kurzfristig unmöglich ausreichende Sicherheitsvorkehrungen treffen …«
»Was will er denn?« ereiferte sich Fürst Narzisse. »Du, Vilmos, meinst du vielleicht, du solltest mitreden dürfen, wenn es darum geht, wann die Sechs Familien, die Herren des Reichs, sich versammeln?«
»Ich meine, ich sollte mitreden dürfen, wenn es darum geht, daß ich einem Haufen Leute vorgeführt werde, die mich lieber tot sehen würden und die jedenfalls meine Freunde und Verwandten bei mir zu Hause auslöschen möchten, jawohl. Ja, das meine ich allerdings.«
»Vielleicht ist das gar nicht nötig, Junker Vilmos«, sagte Stockrose. »Fürstin Jonquille, müssen wir ihm eine direkte Gegenüberstellung zumuten?«
»Nein, wahrscheinlich nicht.« Sie wandte sich Theo zu. »Ich werde es so einrichten, daß du die Verhandlungen verfolgen kannst, ohne körperlich anwesend zu sein. Wärst du dann zufrieden?« Sie sagte es in nettem Ton, aber brachte es dennoch fertig, so zu klingen, als besänftigte sie ein jähzorniges Kind. Theo jedoch hatte nicht vor, sich auf die gespreizten Manieren und das altweltliche Gehabe des Elfenadels einzulassen.
»Na ja, vielleicht. Wenn es sicher ist.«
»Denkt dieser
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