Der Blumenkrieg
Goblinführer gegen einen Blick nichts einzuwenden hatte. Diesem schien das gleichgültig zu sein, und so stellte er sich neben den Querz.
Die Baracken waren von dort, wo Theo und Wuschel gekommen waren, nicht zu sehen gewesen, aber auf beiden Ufern klebten sie dicht an dicht an der anderen Seite der verfallenen Brücke, als ob sie von einer großen Überschwemmung zurückgeblieben wären. Die Siedlung zog sich weit den Fluß hinunter in Richtung des Ys; Theo meinte, die letzten Baracken in ungefähr einer Meile Entfernung zu sehen, aber bei der zunehmenden Dunkelheit war das schwer zu sagen. Das Lager war voll von Elfen der unterschiedlichsten Art, allerdings schienen die schlanken braunen und grauen Goblins in der Mehrheit zu sein.
»Das müssen ja Hunderte sein«, flüsterte Theo. »Nein, Tausende.«
»Und unter deinen Füßen noch einmal gut tausend, die in den Befestigungen der Brücke und um die Pfeiler herum und selbst auf schwimmenden Flößen leben.« Der bärtige Goblin klang recht zufrieden mit dieser Regelung. »Aber ihr jungen Herren werdet diese Kunde wohl schon vernommen haben, wenn ihr Vertraute unseres großen Knopfs seid.«
»Knopf?« Theo schüttelte den Kopf. »Wer ist Knopf?«
»Ah, gewiß.« Der Goblin nickte anerkennend und legte einen Finger an seine lange Nase. »Je verschwiegener jetzt, um so weniger Geschrei später.«
Theo hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte oder was für ein absurdes Mißverständnis er mit seinem Papierschnipsel ausgelöst hatte. Er bemerkte überrascht, daß ihr Goblinführer sie nicht nach unten zu der Barackensiedlung an den Flußufern brachte, sondern über die Brücke hinweg zu dem einen noch stehenden Turm. Als sie näher kamen, traten zwei mächtige Gestalten aus dem düsteren Eingang. Es waren Oger, erkannte Theo verwundert, und mindestens so groß und häßlich wie Rainfarns Leibwächter Teddybär und Püppchen. Sie musterten Theo und Wuschel mißtrauisch, doch auf eine beruhigende Geste von dem alten Goblin hin wichen sie zurück, und ihre unförmigen grauen Gesichter blickten auf einmal deutlich respektvoller.
Die beiden Neuen wurden eine schmale Steintreppe hinauf in den Turm geführt. Theo war ohnehin schon erschöpft, und nachdem sie ungefähr fünf Stockwerke gestiegen waren, hoffte er, falls das alles aus irgendeinem Grund bloß eine umständliche Art war, sie gefangenzunehmen, dann möge der Gefangennahme rasch die Hinrichtung folgen, damit er von den Schmerzen in seinen Beinen befreit war. Schließlich endete die Treppe vor einer schweren Holztür. Der Goblin stieß sie auf, trat zur Seite und winkte ihnen, hineinzugehen.
»Er spricht gerade mit ein paar Huckepoten, die den weiten Weg von Pforteiche gekommen sind«, flüsterte ihr Führer, als sie sich zögernd vorwagten. »Es kann daher sein, daß ihr eine Weile warten müßt, bevor ihr zur Audienz bei ihm gebeten werdet.«
Am hinteren Ende des Raumes saß ein anderer, geringfügig größerer Goblin in einer schlichten braunen Kutte, die aussah, als ob ein Franziskanermönch sie tragen könnte, solange seine guten Sachen in der Wäsche waren. Hinter ihm saßen in einem Halbkreis Goblins und andere Märchenwesen, insgesamt vielleicht ein Dutzend, davon aber nur einer von der menschenähnlichen Art, ein gutaussehender Mann mit goldenen Haaren und offenbar im mittleren Alter, der den typischen alterslosen Eindruck seiner Art machte. Er und die übrigen schauten auf, als Theo und Wuschel vorsichtig näher traten, nur der Goblin nahm nicht die Augen von den drei vor ihm sitzenden, geradezu unglaublich schlanken Wesen in durchsichtigen Seidengewändern, die eher wie Traumgestalten als wie Geschöpfe aus Fleisch und Blut aussahen.
Schließlich erhob der Goblin die Hand und spreizte die Finger, nickte kurz den drei zarten Erscheinungen zu und richtete dann den Blick auf die neu Eingetretenen. Theo erkannte in ihm den Busfahrgast wieder, der ihm vor ein paar Tagen den Zettel zugesteckt hatte. Ein feines Lächeln erschien auf dem dünnen Gesicht des Goblins.
»Du bist gekommen. Das hatte ich gehofft. Dein Vertrauen ehrt mich.« Er schloß die Augen, als schliefe er ein. »Leider, leider bin ich im Augenblick mit diesen geehrten Gästen beschäftigt, die, ähem, meiner bescheidenen Gedanken und meines schwachen Beistands bedürfen.« Er deutete mit einer graziösen Handbewegung auf die sylphenartigen Wesen, die wohl, vermutete Theo, die von dem anderen Goblin erwähnten Huckepoten
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