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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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waren.
    »Brauchst du mich noch, Knopf?« erkundigte sich der weißbärtige Goblin.
    »Riegel, vielen Dank. Du kannst gehen, wenn du magst. Ach, aber würdest du freundlicherweise noch meinen Freund Nessel herschicken, bevor du wieder deinen Posten beziehst?«
    Der alte Goblin namens Riegel schlenkerte auf eigentümliche Art mit der Hand und ging die Treppe hinunter.
    »So«, sagte der namens Knopf zu Theo und Wuschel, »bis ich euch meine Zeit widmen und euch etwas zu trinken anbieten kann, wie es sich gehört, werdet ihr euch vielleicht mit einem von eurer Art am wohlsten fühlen, denke ich.« Er wandte sich an den blonden Elf. »Caradenus, würdest du dich bitte darum kümmern, daß diese Gäste gut bewirtet werden?«
    »Gewiß.« Der Elf erhob sich. Er war hochgewachsen und trug einen weiten, formlosen Anzug, der eher auf der Veranda einer Zuckerrohrplantage am Platz gewesen wäre. »Kommt mit!« forderte er Theo und Wuschel auf.
    »Ganz herzlichen Dank für eure Geduld«, rief Knopf ihnen hinterher, als sie zurück zur Treppe geführt wurden und Theo innerlich stöhnte bei dem Gedanken, die ganzen Stufen wieder hinuntersteigen zu müssen. »Wir werden bald miteinander reden.«
    »Entschuldige die Frage«, sagte Theo, als sie sich an den Abstieg machten, »aber wer ist dieser Typ?«
    Der Elf mit den goldenen Haaren schaute sich erstaunt nach ihm um. »Wenn du das nicht weißt, was machst du dann hier? Und warum wirst du so freundlich empfangen?« Er kniff eher verdutzt als feindselig die Augen zusammen. »Du sprichst seltsam, Freund. Wo bist du her?«
    »Von weit weg. Sind wir hier sicher?« Er wußte nicht, wieviel er sich schon zu verraten getraute. »Ich wollte sagen, können wir hier übernachten? Wir sind sehr müde.«
    »Selbstverständlich«, entgegnete der Mann, der Caradenus genannt worden war. »Beim durch die Blätter fallenden Licht, gewiß könnt ihr das. Knopf hat das gesagt, niemand hier würde dem zu widersprechen wagen.«
    »Demnach … hat er das Sagen hier? Dieser Goblin?«
    Wieder blickte Caradenus ihn an. Er wandte sich kurz zur Seite, als sie unten ankamen, und nickte den Ogern an der Tür zu, doch als sie aus dem Turm auf die Brücke traten, faßte er Theo erneut scharf ins Auge. Der Himmel war schon viel dunkler geworden; überall in der Barackensiedlung brannten Feuer. »Verzeih mir, aber die Art, wie du sprichst, hat etwas seltsam Vertrautes – wie etwas, das ich im Traum gehört habe. Wo bist du her?«
    »Aus Eberesche«, sagte Wuschel rasch. »Er ist aus Eberesche.« Doch es war dem blonden Elf anzusehen, daß er das nicht glaubte. Er sah Theo weiter unverwandt an, bis sich auf einmal seine nachdenkliche Miene wandelte und einen Ausdruck der Überraschung annahm.
    »Ich hab’s. Du sprichst wie ein Mensch, den ich einmal kannte. Du sprichst wie einer aus der Menschenwelt. Es ist so schwach wie der Duft einer Blume unterm Schnee, aber es ist da. Wie kann das sein?«
    Theo war müde. Er war kein Freund von Ausflüchten, und er wollte nicht hier mitten auf der Brücke stehen, wo alle unten in der Barackensiedlung ihn anstarren konnten.
    »Weil ich ein Mensch bin«, sagte er matt. »Oder wenigstens komme ich aus der Menschenwelt und dachte bis noch vor zwei Tagen, daß ich dort hingehöre. Ich weiß nicht so recht, was ich bin. Beantwortet das deine Frage?«
    Caradenus fixierte ihn immer noch und schärfer als vorher, sofern das möglich war. »Und kennst du vielleicht einen Menschen namens Eamonn, aus dem Hause Dowd?«
    »Eamonn Dowd? Du hast Eamonn Dowd gekannt?« Theo war so geschockt, daß er jede Vorsicht vergaß. »Er war mein Großonkel!«
    Der Elf taumelte einen Schritt zurück, als wäre er ins Gesicht geschlagen worden. Sein Erstaunen wich einer Miene der Bestürzung, vielleicht sogar der Trauer. »Dann bin ich in einer furchtbaren Lage«, erklärte er Theo.
    »Warum?«
    »Das reicht jetzt«, warf Wuschel ein, einen leicht besorgten Ton in der Stimme. »Lassen wir die Sache auf sich beruhen, bis wir eine Gelegenheit hatten, mit diesem Knopf zu reden.«
    »Weil ich dich leider töten muß.« Mit einer ebenso sparsamen wie eleganten Geste langte Caradenus in seine weite Jacke und zog einen Dolch heraus, der so lang war wie Theos Unterarm. Er senkte ihn, bis die Spitze direkt auf Theos Herz zielte. »Andererseits bist du der Gast eines Mannes, der mir lieb und teuer ist. Aber die Ehre meines Hauses ruht auf meinen Schultern.« Er schüttelte den Kopf, und sein schmales Gesicht war

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