Der Blumenkrieg
Blumenkrieg angezettelt haben, der die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt und die Zivilisation ins Waldzeitalter zurückgeworfen hat. Die Leute müssen sehen, wo ich stehe, damit sie wissen, ob auch ich eingesperrt gehöre. Nun ja, mir wäre wahrscheinlich eher die Verbannung beschieden, da Leute wie Primel und Wuschel für mich sprechen würden. Jedenfalls ist es absolut sinnvoll.« Sie entspannte sich ein wenig, sah aber weiterhin mitgenommen und unglücklich aus.
»Aber wenn es das nicht ist, was dich bedrückt …?«
»Was denkst du denn, was mich bedrückt? Du wirst in die Menschenwelt zurückkehren, Theo. Das hast du eben selbst gesagt. Das Abenteuer ist vorbei, und du nimmst jetzt die erste Pforte nach Hause. Prima. Das kannst du gern tun. Du hast in einer Welt, die im Grunde nicht die deine ist, schreckliche Sachen wegen etwas erlitten, an dem nicht du schuld warst, sondern nur der Zufall deiner Geburt. Aber du kannst nicht erwarten, daß ich darüber in Jubel ausbreche.« Bitter und trockenen Auges stand sie auf. »Ich muß jetzt gehen. Ich bin schon den ganzen Tag hier, und ich habe noch andere Dinge zu tun.«
Kurz bevor sie den Ausgang erreichte, fand Theo seine Stimme wieder. »Poppi. Poppi, warte!«
»Was?«
»Komm wieder her, bitte!« Er klopfte auf das Bett. »Setz dich!«
Sie tat es wie eine Katze mit gesträubtem Fell.
»Erst mal dies hier. Das gehört dir.« Es schmerzte, die Arme zu heben, aber er streifte sich die Kette über den Kopf und hielt sie ihr hin. »Ein Stück vom Familiengrabstein deiner Mutter, sagtest du, glaube ich.«
»Ich habe es dir gegeben.«
»Und es hat mir Kraft gegeben, als es wirklich finster um mich stand. Aber es gehört dir, Poppi – ein wichtiges Erinnerungsstück von einer, die dich geliebt hat. Nimm es!« Er schloß ihre Finger darum.
»Gut. Dann gehe ich jetzt.«
Er faßte sie am Arm, als sie aufstehen wollte, war aber zu schwach, um sie festzuhalten. »He, vielleicht will ich ja wirklich zurück nach Hause – aber habe ich je gesagt, daß ich ohne dich gehen will?«
Sie sah ihn mißtrauisch an. »Was soll das heißen?«
»Was ich gesagt habe. Du bist wütend, weil du denkst, daß ich in die Welt zurückkehren werde, in der ich aufgewachsen bin. Vielleicht werde ich das ja. Aber was macht dich so sicher, daß ich dich nicht bitten werde, mit mir zu kommen?«
Sie runzelte die Stirn, aber vor allem, um ihre Verwirrung und eine zaghaft aufkeimende Hoffnung zu verbergen. »Und was macht dich so sicher, daß ich meinen Dispens vom Kleeblatteffekt noch nicht gehabt habe – daß ich nicht schon mal da war?«
»Und, warst du?«
»Zufällig nein. Aber warum sollte ich mit in deine Welt kommen? Um alt zu werden und zu sterben, wahrscheinlich einsam und allein, nachdem du mich verlassen hast? Auf jeden Fall gibt es in der Menschenwelt jede Menge erwachsener Frauen, die bestimmt besser zu dir passen, Frauen, die all das kennen, was du auch kennst, die Lieder, die Orte, die Namen.«
Er lachte. »Erwachsene Frauen? Liebe Güte, ist dir nicht klar, daß du alt genug bist, um meine Urgroßmutter zu sein?«
»Jetzt machst du dich über mich lustig.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht. Hör mal, Poppi, du mußt berücksichtigen, daß ich gerade zu mir gekommen bin, und plötzlich hat sich die Welt – eine Welt, die ich immer noch nicht richtig verstehe – vollkommen verändert. Ich versuche, mich in dem ganzen Wirrwarr zurechtzufinden. Ich habe überhaupt keinen Begriff davon, was alles passiert ist, seit … seit den ganzen Vorgängen. Komm schon. Gib mir eine Chance.« Er streckte ihr die Hand hin. Schließlich griff sie zu und ließ sich von ihm wieder auf die Bettkante ziehen. »Eines weiß ich: Ich möchte mit dir zusammensein, ganz gleich, wohin es uns verschlägt. Du und ich, Poppi. Ich möchte … das ausprobieren, was wir da angefangen haben. Ich will nicht so tun, als verstünde ich was von der Liebe, und ich verstehe gewiß nicht viel davon, wie so Beziehungen zwischen Menschen und Elfen laufen – na ja, zwischen einem Elf, der sich für einen Menschen hält, und einer Elfe, die meint, sie wäre zu jung für ihn. Aber laß uns zusammen versuchen, dahinterzukommen, ja?«
»Ehrlich, Theo? Ich kann Mitleid nicht vertragen. Ich würde dich umbringen, bevor ich mich von dir bemitleiden lasse.« Und mit ihrer starren Stechapfelmiene, die sie wieder aufgesetzt hatte, sah sie aus, als wäre es ihr damit Ernst.
»Ehrlich.«
Sie fixierte ihn scharf
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