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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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– nicht mehr mit dem Stechapfelblick, aber viel wärmer und gefühlvoller auch nicht – und schien dann zu einem Entschluß zu kommen. Sie ließ seine Hand los, aber nur um zu ihm ins Bett zu steigen und ihre Beine und Arme um ihn zu schlingen. Sie legte ihren warmen Mund an sein Ohr.
    »Also, wie schwach bist du wirklich?« fragte sie. »Richtig schwach? Oder nur so schwach, daß du hinterher ein langes Nickerchen brauchst?«
     

     
    W uschels diskretes Hüsteln draußen vor dem Zelt weckte ihn. Mit schmerzenden Gliedern und benebeltem Kopf, aber mehr oder weniger intakt stand er auf und schlüpfte beim Licht der Leuchtkugel in die neuen Kleider, die für ihn bereitgelegt worden waren; der weiße Kittel und die weiße Hose sahen in seinen Augen wie die Ausgehuniform einer Karateschule aus. Er zog die federleichten Stiefel an, dann küßte er Poppi auf die Backe und ließ sie weiterschlafen.
    »Du hast dir ja Zeit gelassen«, bemerkte Apfelgriebs, die auf Wuschels Schulter saß.
    Theo mußte eine unbestreitbare Anwandlung von Eifersucht unterdrücken, als er sie in ihrer Lieblingsposition, aber auf jemand anderem sitzen sah. »Ich bin zur Zeit nicht sehr schnell.« Er schaute sich in dem Lager am Flußufer um, dem die vielen hellen Feuer eine Jahrmarktsatmosphäre verliehen. »So, und jetzt gehen wir Knopf besuchen?«
    »Dm gehst ihn besuchen.« Wuschel wirkte niedergeschlagen, aber bei einem Querz war das nicht ganz sicher zu sagen. »Das ist eine Ehre. Knopf empfängt heute abend nicht sehr viele Leute.«
    Theo nickte. »Also, gehen wir. Ich bin ziemlich hungrig. Und vielleicht könnt ihr mir auf dem Weg ein bißchen mehr darüber erzählen, was in der Zeit passiert ist, in der ich auf dem Grund des Sees herumgeschwommen bin.« Er sagte es in lockerem Ton, aber die schwermütige Atmosphäre und die grüne Stille hingen ihm noch nach wie ein Traum, aus dem er nicht recht erwachen konnte. »Die ganze Sache, der Kampf – ich blicke da immer noch nicht durch. Mir ist klar, daß wir Knopf dabei geholfen haben, die Grimbolde in die Stadt einzuschleusen, und ich nehme mal an, daß sie die Drachen getötet haben, aber dennoch …« Er blickte verblüfft auf, als etliche gnomenartige Gestalten an einem der Lagerfeuer ihn mit Namen anriefen und ihm einen schönen Abend wünschten. Auch andere Vorübergehende schienen ihn zu erkennen, denn sie lächelten ihm schüchtern zu oder grüßten ihn sogar. »Was haben diese Leute? Was hast du ihnen erzählt, Wuschel?«
    »Nur die Wahrheit, Theo. Daß ohne dich alles gescheitert wäre. Zirus Jonquille und seine Leute wären zu spät gekommen und definitiv zu wenig gewesen, um Nieswurz aufzuhalten. Er und sein Monsterkind hätten dann über eine Kraft verfügt, die genausogroß wie die des Königs und der Königin gewesen wäre, vielleicht sogar noch größer.«
    »Aber trotzdem, selbst mit den Grimbolden … Nieswurz und die anderen hatten so viele Leute, die Parlamentsschützer mit ihren Hornissengewehren, ganze Armeen. Auch wenn die Drachen tot waren, wieso hat nicht einfach einer der anderen Parlamentsbonzen die Macht übernommen?«
    Wuschel ging eine Weile schweigend dahin. »Ich habe einmal Fürst Stockrose auf einem Symposium in der Narzissen-Residenz sprechen gehört«, sagte er schließlich. »Fürstin Ämilia nahm mich als Sekretär mit. Du erinnerst dich doch an Stockrose, nicht wahr, Theo? Er war ein guter Mann, sehr klug. Jedenfalls hörte ich ihn sagen, die Blumenfürsten säßen auf dem Rücken des Elfenvolks und ritten darauf, als ob es ein Pferd wäre, aber es wäre eher so etwas wie ein ungezähmter Drache. Wenn die Blumenfürsten sich nicht besännen, meinte er, würde eine Zeit kommen, da würde das Tier unter ihnen erkennen, wie stark es ist, und sie einfach abschütteln und zertreten. Genau das ist geschehen. Knopfs Revolution, wenn du es so nennen willst, öffnete allen die Augen dafür, daß man die Verhältnisse verändern kann. Die Goblins waren nicht die einzigen, die Wut empfanden.«
    »Aber Tausende mußten dafür sterben!«
    »Nicht so viele, wie du denkst. Hunderte in den ersten Stunden, als die Schutzleute noch glaubten, daß sie einfach eine kleine Unruhe erstickten. Doch als die Drachen fielen und die Leute in richtig großen Scharen auf die Straßen kamen … nun, du mußt verstehen, daß die meisten der Schutzleute nicht dem Blumenadel angehören, sie sind ganz normale Elfen, nicht viel anders als Griebs oder ich. Wenn du ein hundertjähriger

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