Der Blut-Mythos
sie auf.
Mallmann roch ihn bereits.
Und dann kam Chronos… Ich betete, daß es klappte. Ich hatte Chronos gezwungen, vorzugehen. Mein Kreuz war Argument genug. Er fürchtete sich davor und wollte vor allen Dingen nicht, daß es ihn berührte und womöglich zerstörte.
Chronos gehorchte, und ich befand mich in seiner Nähe. Ich hatte mich hinter ihm geduckt. Wer ihn anschaute, konnte mich nicht sehen. Zudem schützte uns noch die Düsternis vor neugierigen Blicken.
Chronos blieb stehen. Damit hatte ich gerechnet, und ich verhielt mich ruhig. Ich traute mich noch nicht, an ihm vorbeizuschielen, und ich wollte auch nicht auf die anderen Geräusche in der Nähe achten. Auf die angstvollen Stimmen, das Schreien und Weinen. Mallmann mußte etwas Schreckliches hinterlassen haben.
Chronos war stehengeblieben. Den Grund erfuhr ich sehr bald, denn Dracula II sprach ihn an. »Wo ist deine Uhr, Chronos? Wo finde ich den Regulator der Zeit?«
»Ich habe ihn nicht!«
»Wo hast du ihn?«
»Man hat ihn mir weggenommen.«
Das gefiel Mallmann nicht, denn er zeigte sich eine Spur unsicher. »Wer hat es getan? Sinclair?«
»Ich bin es gewesen!« meldete sich Suko mit lauter Stimme. Auch er hatte sich versteckt gehalten. Jetzt tauchte er aus der Deckung des Kassenhauses auf und hielt die Uhr mit beiden Händen sichtbar hoch.
Mallmann schüttelte den Kopf. Er schaute dorthin, glotzte Chronos an und wußte wirklich nicht, wie er sich verhalten sollte. Wer war wichtiger? Chronos oder die Uhr?
Er wollte beides, und er setzte Marita ein. »Hol die Uhr!« befahl er ihr. Sie ging los.
Mallmann blieb auch nicht stehen. Er ging auf Chronos und mich zu…
***
Suko hatte vor der Aktion mit seinem Freund John gewisse Eventualitäten durchgesprochen, aber alles hatten sie nicht voraussehen können. Und über Marita, die Geisel, hatte keiner von ihnen groß geredet.
Sie war so etwas wie ein Joker. Und sie gehorchte Dracula 11. Bevor Suko die Lage noch richtig einschätzen konnte, hatte Marita das breite Podest der Geisterbahn bereits erklettert und drehte sich zu dem Inspektor um.
Um ihm das Mißtrauen zu nehmen, lächelte sie ihn an. Sie sah erschöpft aus. Blut klebte an ihrem Gesicht und hatte auch Flecken auf der Bluse hinterlassen.
»Es tut mir leid, aber du hast ja gehört, was der Vampir sagte. Wenn ich das nicht tue, was er will, dann bin ich verloren. Du kannst mir die Uhr ja für einen Augenblick überlassen, dann wird er bestimmt beruhigt sein.«
»Nein, das werde ich nicht. Auch für dich ist es besser, wenn du dich zurückziehst.« Suko deutete nach links. Er wollte ihr sagen, wo Shao wartete.
Das allerdings war ein Fehler.
Er hielt die Uhr nicht so fest wie bisher, und Marita nutzte ihre Chance. Sie mußte einfach schreien, als sie die knappe Distanz mit einem Sprung überwand und Suko die Uhr urplötzlich aus den Händen riß.
Er war so überrascht, daß er im Moment nicht nachfaßte, so daß Marita einen Schritt zurückgehen konnte. Dabei stieß sie sich am Gitter. Ihr Mund öffnete sich. Suko sah die beiden Zähne und wußte Bescheid.
Seine Hand raste zur Waffe. Er zerrte die Beretta hervor, um die Untote mit einer Silberkugel zu erledigen. Marita wußte von der Gefahr oder ahnte sie zumindest, denn sie stieß sich plötzlich ab und wuchtete ihren Körper auf Suko zu. Es ging jetzt allein um sie und nicht mehr um die Uhr. Sie wollte überleben und Suko dabei die Uhr auf den Kopf schmettern.
Er hatte die Beretta noch nicht in die richtige Schußrichtung bringen können, als Marita mit der Uhr zuschlug. Suko mußte zur Seite tauchen, um nicht getroffen zu werden.
Dafür hämmerte die Uhr gegen das stabile Holz des Kassenhauses. Mit dem Zifferblatt voran, erwischte sie sogar noch eine Kante und zersplitterte sie im nächsten Augenblick, so daß die Scherben zu Boden regneten.
Marita wurde plötzlich klar, was sie getan hatte. Sie ließ die Reste fallen und fuhr herum. Vor ihrem Gesicht erschien die Berettamündung. Dahinter sah sie das Gesicht des Chinesen, und sie hörte noch seine Stimme vor dem Abschußknall. »Tut mir leid!«
Dann traf die geweihte Silberkugel den Kopf der untoten Marita und erlöste sie von ihrem schrecklichen Dasein.
***
Dracula II war weitergegangen. Er wollte Chronos. Er war nahe und so auf ihn fixiert, daß er mich weder sah noch spürte. Vielleicht wollte er mich auch nicht wahrnehmen.
Marita hatte er weggeschickt. Ich hatte sie für einen Moment mit meinen Blicken verfolgt und
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