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Der Blut-Pirat

Der Blut-Pirat

Titel: Der Blut-Pirat
Autoren: Jason Dark
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Einsturz bedroht war.
    Seinen Helm hatte er abgenommen und neben sich auf den Beifahrersitz gelegt. Auch die Fenster waren nach unten gekurbelt worden. Der Wind strich durch den Wagen, er peitschte sein graues Haar, er streichelte sein verschwitztes Gesicht, aber er war einfach zu warm, um die nötige Kühlung zu bringen.
    Vor Sullivan lag eine Mondlandschaft.
    So karrst, so trocken und felsig. Nicht glatt, sondern hügelig, mit Spitzen und Kanten, über die er hinwegsteigen musste, denn fahren konnte er nicht mehr.
    Sullivan stoppte. Der Staub wälzte sich allmählich nach unten. Die Sonne stand am Himmel und brannte mal wieder auf die trockene Erde nieder. Dieser verdammte Sommer war viel zu warm. Er quälte die Menschen, die ein derartiges Klima nicht gewohnt waren.
    Guy Sullivan hatte zwar einen Erfolg errungen, doch er gehörte zu den Menschen, die ihn sich gern aus der unmittelbaren Nähe anschauten.
    Deshalb wollte er Details überprüfen, um festzustellen, was er bei anderen Sprengungen eventuell hätte anders machen können. Das alles würde er schon sehen, sein Auge war geübt genug, und die entsprechenden Schuhe trug er ebenfalls. Mit den dicken Profilen konnte er über die Geröllmassen hinwegschreiten, die sich zusammengedrückt hatten, wobei die schwächeren Steine von den stärkeren zerbracht worden waren und andere einen Wall bildeten, der sich in die Höhe schob. Als er ihn überwunden hatte, ging es besser. Der Weg führte ihn jetzt über die Steine hinweg.
    An der rechten Seite ragte der eigentliche Berg in die Höhe. Seine verbliebene Flanke bot kaum Schatten. Es kam ihm vor, als wollte sie sich rächen für diese Verletzung, die ihr zugefügt worden war. So trafen ihn die Sonnenstrahlen mit elementarer Wucht. Er war das einzige Lebewesen zwischen dem grauen Gestein, und Sullivan kam sich vor wie in einem Backofen.
    »Ich muss verrückt sein, dass ich so etwas tue«, keuchte er. »Ich muss nicht alle Tassen im Schrank haben.« So einsichtig war er immerhin, aber er gab auch zu, dass er eben zu den Perfektionisten gehörte, und die reagierten nun mal so.
    Keiner konnte aus seiner Haut, auch er nicht, und deshalb machte er weiter, weil er das gesamte Geröllfeld absuchen wollte.
    Er ging parallel zum Berg.
    Nach der Explosion war wieder Ruhe eingekehrt. Man hatte die Absperrungen sehr weit von der Sprengstelle entfernt aufgebaut, so dass er von den Leuten, die sich dort aufhielten, auch nicht gestört wurde. Falls sie dort noch standen und es nicht vorgezogen hatten zu verschwinden, denn es gab nichts mehr zu sehen.
    Er ging, kontrollierte und suchte.
    Bisher hatte er keinen Fehler gefunden. Das Gestein hatte sich genauso verteilt, wie es von ihm und den anderen Mitarbeitern berechnet worden war.
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Wieder einmal war er stolz und konnte sich auf die eigene Schulter klopfen.
    Und doch war etwas zurückgeblieben. Das Gefühl steckte in seinem Innern und bohrte in den Eingeweiden wie eine Faust, die sich ständig drehte, als wollte sie bestimmte Stellen erfassen und sie irgendwann einmal in die Höhe drücken.
    Es war die Erinnerung an diesen in Schwarz gekleideten Esoteriker, der dies alles in ihm hochsteigen ließ. Nicht, dass er vor ihm Furcht gehabt hätte, nur dessen Worte konnten ihm nicht gefallen haben, denn sie waren einfach nicht zu verdrängen.
    An der Natur hätte er sich orientieren müssen.
    Darüber dachte er nach, als er auf einer leicht nach vorn abfallenden Felsplatte stehenblieb und gegen den Berg schaute. Hier gab es keine Natur, hier waren nicht einmal Grashalme zu sehen, die aus irgendwelchen Ritzen oder Spalten wuchsen. Alles war so grau, so tot, leer und staubig.
    Was war hier Natur?
    Sullivan schaute in die Höhe. Er tat es nicht einmal bewusst, er wollte nur über seine Stirn wischen. Über ihm lag der Himmel. Ein weites, strahlendes Blau, ein unendliches Zeltdach, in dem sich nichts bewegte.
    Nichts bewegte?
    Keine Vögel und keine…
    Jetzt stockten seine Überlegungen. Wieder dachte er an die Worte des komischen Heiligen, wobei diese ihm nicht mehr so komisch vorkamen.
    Er hatte von etwas Bösem gesprochen, aber sich nicht darüber ausgelassen, was er damit genau meinte.
    Das Böse konnte überall sein…
    Guy Sullivan hob die Schultern und setzte seinen Weg fort. Lange würde er nicht mehr unterwegs sein, denn den größten Teil des Geröllfeldes hatte er bereits überprüft.
    Genau in diesem Augenblick fiel ihm etwas auf. Er hätte
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