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Der Blut-Pirat

Der Blut-Pirat

Titel: Der Blut-Pirat
Autoren: Jason Dark
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etwas nicht so geklappt haben, er würde es schon entdecken.
    Im Wagen wäre es heiß. Zu heiß für ihn. Deshalb öffnete er die beiden vorderen Türen und schuf Durchzug. Ein Glas Champagner hatte er getrunken, mehr hätte er sich auch nicht leisten können als Autofahrer.
    Woher die Gestalt plötzlich kam, hatte er nicht gesehen, jedenfalls stand der dürre Mann in seinem dunklen Anzug plötzlich vor ihm, und wie schon bei der ersten Begegnung trug er wieder den schwarzen Hut mit der flachen Krempe, der ihn aussehen ließ wie einen italienischen Padre aus der Pizza-Werbung.
    Es war der Esoteriker, und er hatte sein dünnes Gesicht in noch stärkere Falten gelegt.
    »Was wollen Sie denn hier?«
    »Sie bedauern, Mister Sullivan.«
    »Ach ja?«
    Der Mann nickte. »Ja, ich möchte Sie bedauern, dass Sie nicht auf meinen Rat gehört haben. Nun ist es zu spät. Sie haben sich bereits in die Gefahr begeben und werden darin umkommen. Sie haben das Böse geweckt. Ich kann Ihnen nicht einmal sagen, was es ist, aber es ist schrecklich, und wehe uns Menschen. Wehe uns und wehe Ihnen!«
    »Noch was?« fragte er und gab seiner Stimme einen sehr aggressiven Tonfall mit.
    »Nein!«
    »Dann hauen Sie endlich ab, verdammt! Sie brauchen sich um mich keine Sorgen zu machen. Ich schaffe es schon allein.«
    Der Esoteriker blieb standhaft. »Das Böse lässt sich nicht vertreiben, auch nicht durch eine Sprengung. Achten Sie auf die Zeichen der Natur, dann werden Sie sehen…«
    »Leck mich!« knirschte Guy Sullivan.
    Der Warner verstummte. Sein Gesicht bekam noch mehr Falten, der Mund wurde zu einem Halbmond, so dass Sullivan nicht wusste, ob der andere ihn angrinste oder nicht. Zudem wollte er nichts mehr hören, zerrte wütend die Wagentür auf und setzte sich hinter das Lenkrad. An diesem Tag hatte er einen großen Sieg errungen. Es war sein Erfolg gewesen, und den wollte er sich von keinem Menschen miesmachen lassen.
    Er ließ den Motor an. Sein seltsamer Besucher rührte sich noch immer nicht. Er war mit dem Boden wie verwachsen, und die Augen lagen im Schatten der Hutkrempe, so dass Sullivan den Blick nicht sehen konnte, der ihm zugeworfen wurde.
    Er fuhr, und der Esoteriker wich um keinen Schritt zur Seite, so dass der Sprengmeister gezwungen war, sein Fahrzeug um die Gestalt herum zu lenken.
    Sullivan bedachte den Fremden noch mit einem wüsten Schimpfwort, dann gab er Gas. Der Wagen rutschte auf dem schmalen Weg talwärts, wo sich Sullivan von seinem Erfolg aus nächster Nähe überzeugen wollte.
    ***
    Eigentlich hätte er happy sein müssen. Er war es nicht, und darüber ärgerte er sich. Irgendwo war ein verdammt ungutes Gefühl zurückgeblieben.
    Ob der Besuch des Fremden damit zu tun hatte?
    Der Sprengmeister wusste es nicht. Er ärgerte sich nur über sich selbst, weil ihm die Worte des Mannes einfach nicht aus dem Kopf gehen wollten. Auch sah er immer die Gestalt vor sich, bis er sich gefangen hatte.
    »Las dich nur nicht verrückt machen, Guy, nur nicht…«
    Es war geschehen, die Welt um ihn herum hatte sich verändert. Sie war nicht mehr so wie noch vor unzähligen Jahren, als alles auf der Welt anders gewesen war und er sich in den Tiefen des Gesteins versteckt gehalten hatte.
    Rabanus war nicht gestorben.
    Rabanus lebte.
    Er hatte sich nur nicht bewegen können, aber er hatte überlebt und sehr viel mitbekommen. Strömungen hatten ihn erreicht und von gewissen Entwicklungen und Veränderungen berichtet, die mit der Welt geschehen waren. Ihn hatte das alles nicht berührt, denn er gehörte zu dem, was als Urgestein bezeichnet wurde.
    Er würde sein Gefängnis verlassen. Die Menschen selbst hatten ihm den Weg freigeschaufelt, und er würde Helfer finden, das stand für ihn fest.
    Eines hatte sich nicht verändert. Auch schon zu uralter Zeit hatte er eine bestimmte Nahrung zu sich genommen. Er war über Tiere hergefallen und hatte sie leergetrunken. Ihr Blut war für ihn die große Wohltat gewesen, es hatte ihm Kraft gegeben.
    Die Zeiten mochten wechseln, gewisse Dinge aber blieben im Prinzip gleich.
    Rabanus wusste darüber genau Bescheid, und er merkte dann die gewaltige Erschütterung, die auch an ihm nicht vorüberging und dafür sorgte, dass mächtige Gesteinstonnen weggesprengt wurden. Sie wirbelten zur Seite, sie flogen dahin, sie waren nicht mehr zu halten gewesen, und sie hatten ihm einen Teil des Wegs freischaufeln können.
    Frei…
    Er hatte immer gewusst, dass dies einmal der Fall sein würde. Freiheit für
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