Der Blut-Pirat
zu stoppen.
Blut aus Konserven. Ein geheimnisvolles Wesen namens Rabanus, das erweckt werden sollte.
Soviel wussten wir. Nur kannten wir nicht den Ort, wo dies alles stattfand, und so gingen wir beide davon aus, bei dieser Kontaktadresse einen Hinweis zu ergattern.
Wir fuhren quer durch die Stadt nach Norden, wo auch der Zoo lag. Ihm ging es schlecht, man sprach davon, ihn abzuschaffen, aber angeblich hatte sich ein japanischer oder orientalischer Geldgeber gefunden, der dem Zoo eine Finanzspritze geben wollte.
Daran dachte ich nur am Rande, denn ich hatte wirklich andere Sorgen.
Die Gegend war nicht die beste, in die wir fuhren. Alte Wohnblocks standen hier, dazwischen auch neue, die nicht besser aussahen. Durch enge Straßen quälte sich der Verkehr, und wir fanden zum Glück noch einen Parkplatz dicht bei einem Wochenmarkt, wo ich den Wagen zwischen zwei Verkaufswagen parken konnte. Als sich der Besitzer beschwerte, zeigte ich ihm meinen Dienstausweis. Damit war er zufrieden.
Wir mussten eine Straße überqueren und auf das Haus gegenüber zugehen. Im unteren Geschoss befand sich eine Reinigung. Darüber verteilten sich rechteckige Fenster, die viel höher als breit waren. Sie passten in dieses alte Haus aus rotem Backstein, der einen grauen Schmutzfilm bekommen hatte.
Wir mussten in den ersten Stock. Von den beiden Dieben hatten wir noch den Namen erfahren.
Miller!
So phantasiereich, wie wir fanden. Die Tür war nicht verschlossen. Im Hausflur stand die Luft. Sie war feucht und schwül. Das mochte auch an der Reinigung liegen, die von einem Chinesen betrieben wurde. Besser konnte es für Suko nicht kommen.
Er lotste mich in den Laden und erkundigte sich nach dem Besitzer. Eine kleine rundliche Frau schleifte uns hinter einen Vorhang, wo ein Schreibtisch stand. An ihm saß der Chef und tippte Zahlen in eine Rechenmaschine.
Er sah uns, konzentrierte sich auf Suko, und die beiden begrüßten sich im kantonesischen Dialekt.
Ich war nur Zuhörer und Zuschauer. Natürlich tauschten sie Höflichkeiten aus, kamen aber bald zur Sache, und als wir den stickigen Raum verließen, kam mir die Luft im Treppenhaus direkt klar und rein vor.
»Was hat er gesagt?«
»Dass wir ruhig nach oben gehen können.«
»Und dann?«
»Komm mit.«
Vor der Tür mit dem Schild Miller blieben wir stehen. Viel hatten wir nicht erreicht, doch als ich Sukos Lächeln sah, wusste ich, dass der Nächste schlag noch kam.
»Also, wie sieht es aus?«
»Gar nicht so schlecht. Hier wird gleich jemand erscheinen, der dieser Wohnung einen kurzen Besuch abstattet. Das ist jeden Tag der Fall, man hat sich bereits daran gewöhnt.«
»Wer ist denn dieser Knabe?«
»Das wusste mein Vetter auch nicht.«
»Schämen sollte er sich.«
Suko hob die Schultern. »Wir warten.«
Damit war ich einverstanden. Nur wollte ich nicht direkt vor der Tür stehenbleiben, sondern dachte an einen alten Einbrechertrick. Eine Treppe höher, gut versteckt im toten Winkel. Genau dort ließen wir uns nieder und warteten.
Als Suko mein Gesicht sah, schüttelte er den Kopf. »Was ist los? Bist du sauer?«
»Warum?«
»Du siehst so aus.«
»Ich finde es nur toll, dass wir in unserem Job immer wieder Überraschungen erleben. Jetzt hocken wir hier wie zwei Schulkinder, die sich irgendwelche Streiche ausgeheckt haben und darauf warten, dass andere darauf hereinfallen.«
»Mal was Neues.«
»Hoffentlich lasst uns dieser Miller nicht im Stich. Es kann sich auch bis zu ihm herumgesprochen haben, was da abgelaufen ist.«
»Wir müssen eben auf unser Glück vertrauen.«
Das tat ich nicht. Stattdessen schaute ich auf die Uhr. Wenn der Knabe pünktlich war, würden wir nicht lange warten müssen. Ich hoffte, dass er uns nicht sitzenließ.
Im Haus war es ziemlich ruhig. Irgendwo über uns stand ein Flurfenster offen. Ein warmer Luftzug wehte durch das Gebäude. Zudem hörten wir den Lärm und Stimmenwirrwarr vom Wochenmarkt. Beide Geräusche wollten nicht abreißen.
In der Reinigung spielte der Chef zweimal verrückt. Wir hörten, wie er tobte.
Ich schüttelte den Kopf. »Und so was nennst du deinen Vetter, Suko.«
»Man kann sich die Verwandten leider nicht immer aussuchen.«
»Stimmt.«
Wir warteten weiter. Das Haus kam mir wie ausgestorben vor, denn eine derartige Ruhe im Treppenhaus hatte ich selten erlebt. Aber das änderte sich.
Als sich der Luftzug verstärkte, wussten wir, dass jemand die Haustür geöffnet hatte.
Sofort spannten sich unsere Haltungen.
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